Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
einen Bären aufgebunden, Mr. Harris!", meinte Bellinda und strich sich dabei das Kleid glatt.
"Warum sollte er? Für ihn spielt das keine Rolle, denn er hat alles zugegeben. Außerdem erwähnte er es so ganz am Rande, wie eine Beiläufigkeit. Er hat gar nicht weiter darauf geachtet..." Harris schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nach meinem Gefühl sagte er die Wahrheit..."
"Worauf wollen Sie hinaus?", fragte Bellinda, erhob sich und trat nahe an Norman Harris heran.
"Kommen Sie nicht selbst drauf? Es gibt nur eine mögliche Schlussfolgerung: Jemand hat die Mordwaffe an sich genommen und verschwinden lassen, bevor wir dort waren..."
"Jemand, der hier Haus lebt!", schloss Francine.
Harris nickte.
"Ja, das ist ziemlich sicher..."
Um Colins Mundwinkel zuckte es.
Er versuchte ein Lächeln, aber es war wie fast immer: Es misslang ihm gründlich.
"Welchen Sinn sollte das denn haben?"
"Ich habe nicht die leiseste Ahnung", murmelte Harris.
Colins Gesicht wurde jetzt zu einer Maske aus Stein.
Einen Augenblick lang herrschte schweigen, dann presste er heraus: "Sie entschuldigen mich jetzt sicher, Mr. Harris..."
Harris machte eine unbestimmte Bewegung mit der Hand.
"Natürlich!"
Colin verschwand durch die Tür und es dauerte kaum eine Sekunde, da folgte Bellinda ihm.
Norman Harris lächelte zufrieden.
"Siehst du, Francine: Es hat sich alles viel schneller aufgeklärt, als wir gedacht haben!"
"Wusstest du gestern schon über Lamont Bescheid, Norman?"
"Aber nein! Glaubst du, ich hätte dich um Ungewissen gelassen?"
"Nein, natürlich nicht."
"Es war... ein Zufallstreffer, wie er ab und zu eben vorkommt. Wir sind erst heute morgen auf die Veruntreuung von Lamont gestoßen, als wir die Büros der Baily Company in Bangor durchsucht haben. Und dann passte alles wie ein Puzzle zusammen."
"Es ist gut, daß diese Sache jetzt ausgestanden ist", meinte Francine.
Harris machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Ist sie das?"
"Was meinst du damit?"
"Du wirst einiges in deinem Leben neu zu ordnen haben!"
"Ja, das ist richtig."
"Zum Beispiel solltest du dich von den Randolphs trennen."
"Ja, aber sie gehören zur Familie. Auch wenn unser Verhältnis etwas unterkühlt ist..."
"Sie hätten dich ohne mit der Wimper zu zucken ins Gefängnis gehen lassen, Francine! Daran solltest du denken!"
"Aber sie haben Dad nicht umgebracht!"
"Kein Grund, ihnen zu trauen!"
"Das tue ich auch nicht." Und dann setzte sie noch hinzu: "Wahrscheinlich hast du recht. Aber sieh mal: Ich habe jetzt diese Firma am Hals, ob ich nun will oder nicht. Ich kann es nicht ändern...
Ich habe mich nie für diese Dinge interessiert und jetzt werde ich sozusagen ins kalte Wasser geworfen. Da brauche ich jemanden wie Colin, der sein Handwerk versteht und ein alter Hase in der Sache ist. Ich glaube nicht, dass ich auf seine Mithilfe so schnell werde verzichten können..."
Norman Harris zuckte mit den Schultern.
"Es ist letztlich deine Entscheidung, Francine."
"Ja."
"Aber sei auf der Hut..."
"Es ist schön zu wissen, dass da jemand ist, der sich Sorgen um einen macht..."
"Und was die Stimme angeht..."
"Norman, ich habe sie gehört! Und es war die Stimme meines Vaters. Man erzählt sich von einem Fluch, der über den Bailys lastet, weil einer unserer Vorfahren dazu beitrug, dass eine junge Frau als Hexe verbrannt wurde. Die Bailys fänden deshalb keine Ruhe in ihren Gräbern..."
Norman runzelte die Stirn.
"Glaubst du solchen Unfug?"
"Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Ich weiß nur, was ich gehört habe!"
"Dein Vater ist tot, Francine. So tot, wie man nur sein kann. Ich habe es gesehen, du hast es gesehen und es ist auch durch einen Arzt bestätigt worden!"
"Norman, heißt es nicht, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als wir begreifen können?"
"Du solltest dich untersuchen lassen, Francine!"
Francine blickte Norman schier fassungslos an.
"Du glaubst auch, dass ich verrückt bin, nicht wahr?"
"Francine!"
"Ich hatte gehofft, dass diese Sache nichts zwischen uns ändern würde."
"Es hat sich auch nichts geändert!"
"Doch, Norman. Es wäre Illusion zu glauben, dass es anders sein könnte!"
"Ich will nur, dass dir geholfen wird!"
"Ja, ich weiß", murmelte sie. Und bei sich dachte sie: Von wem kann man schon erwarten, eine Verrückte zu lieben, die Stimmen hört.
Stimmen von Toten...
"Ich werde heute Abend bei dir vorbeischauen", kündigte er an.
"Vielleicht so um acht. Einverstanden?"
"Ja, natürlich!"
Dann
Weitere Kostenlose Bücher