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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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plötzlich klar, bei dem roten Fleck handelte es sich nicht um die Rücklichter von Autos. Die Farbe stimmte nicht ganz, ebensowenig wie die Art und Weise, wie die Helligkeit zu- und abnahm.
    Feuer. Vielleicht eine brennende Barrikade, vielleicht die Nachwirkungen einer Autobombe, ich wußte es nicht. Erst jetzt, als ich wußte, worauf ich mich konzentrieren mußte, konnte ich das entfernte, unterschwellige Gejaule von Sirenen hören. Und noch etwas anderes -vielleicht das Knattern von Schüssen, ich war mir nicht sicher. Aber eines wußte ich - heute nacht gab es Ärger im Paradies.
    Hinter mir schüttelte Pohaku den Kopf. »Lolo«, murmelte er vor sich hin... dann registrierte er meine Auferksamkeit und übersetzte. »Albern.«
    Wenn ich gedacht hatte, der Leibwächter hätte soeben schnell auf einen Hinweis reagiert, der mir entgangen war, erlebte ich eine Überraschung. Es klopfte an der Tür, und bevor mein Verstand das Geräusch überhaupt vollständig registriert hatte, drückte sich Pohaku bereits an die Wand neben der Tür, seine MP im Anschlag und entsichert.
    Akaku'akanene war ebenfalls hellwach und offenbar von ihren Zwiegesprächen mit der Vogelwelt zurückgekehrt. Pohaku nickte ihr rasch zu, und die Frau schloß ihre Knopfaugen. Einen Augenblick später öffnete sie sie wieder und verkündete: »Hiki no.«
    Offenbar bedeutete das ›okay‹ oder ›Sahne‹ oder etwas in der Art, weil sich Pohaku sichtlich entspannte Er hielt seine Kanone immer noch bereit, aber sein Finger lag jetzt nicht mehr am Abzug, sondern am Abzugsbügel. Er streckte die Hand aus, um die Tür zu öffnen, und trat dann beiseite.
    Ich wollte etwas knurren, wie »Wessen verdammte Suite ist das eigentlich?« oder ähnlichen Drek - bis ich sah, wer mein Besucher war.
    Mehrere Besucher, um genau zu sein, aber nur einer von ihnen zählte. Er bedachte mich mit einem schiefen Grinsen, während seine persönlichen Leibwächter die Tür hinter ihm schlossen und verriegelten.
    »E Ku'u lani«, begann ich.
    Gordon Ho winkte ab. »Ich sagte Ihnen schon, daß diese Anrede im Augenblick unangemessen ist.« Sein Lächeln bekam eine schärfere Note. »Da wir beide Ausgestoßene sind, warum nennen Sie mich nicht einfach Gordon?«
    Der Tatsache, daß sich seine Leibwächter versteiften, konnte ich entnehmen, daß ihnen das nicht gefiel, aber zum Teufel mit ihnen, wenn sie keinen Spaß vertrugen. »Dann bin ich Dirk«, sagte ich. Ich zögerte, dann fuhr ich fort: »Ich will ja kein großes Aufheben darum machen, aber...«
    »Was, zum Teufel, mache ich hier?« beendete er den Satz für mich. Er zog seine Jacke aus - aus Leder und gepanzert, ein ziemlicher Unterschied zu seinen gefiederten Königsinsignien -, warf sie einem seiner Leibwächter zu und ließ sich auf ein Sofa sinken. Zum erstenmal fiel mir auf, wie erledigt er aussah. »Irgendwo muß ich mich aufhalten«, stellte er fest, »und da ich diesem Raum ohnehin bereits einen beachtlichen Prozentsatz der Leute, denen ich wirklich vertraue, zugewiesen hatte, dachte ich mir: ›Warum nicht?‹« Er seufzte und drehte seinen Kopf, als wolle er eine Verkrampfung in seinem Nacken lösen. »Sie haben nicht zufällig einen Scotch, oder?«
    Mir ging auf, daß ich noch gar nicht nachgesehen hatte, ob es eine Minibar in der Suite gab - was nur zeigt, wie abgelenkt ich derzeit war. Dafür hatte Pohaku die Suite gründlich durchstöbert, und er öffnete einen Holzschrank neben dem Trideo, in dem sich eine gut bestückte Bar verbarg. »Machen Sie ruhig zwei«, sagte ich zu ihm. »Und wenn Sie schon dabei sind, Dreistöckige.« Dann pflanzte ich mich auf einen Armsessel gegenüber von Ho.
    Pohaku bereitete die Drinks fast so schnell zu, wie er auf Gefahr reagierte, und brachte sie uns - Ho natürlich zuerst. Ich nippte und ließ die Magie des torfigen Schnapses auf meine verklebten Synapsen wirken. Der ehemalige König Kamehameha V. tat dasselbe, und ich konnte beinahe sehen, wie ein Teil der Anspannung von seinem Gesicht wich. Was, zum Teufel, hatte er vorgehabt, bevor er hierher gekommen war? Wohin geht ein König im Exil - per defnitionem eine der auffälligsten Personen überhaupt -, um nicht aufzufallen?
    Und was würde mit ihm geschehen, wenn er auffiele? fragte ich mich plötzlich. »Schutzhaft«? Oder eine Halskrausen-Party an der nächsten Straßenecke? Das hing wohl davon ab, wer ihn zuerst bemerkte. Kein Wunder, daß er ein wenig abgespannt aussah.
    Wir bewahrten den Frieden, wir zwei, und zwar

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