Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
Wesenszüge ausmachen. Zum einen tanzten sie, ein rundes Dutzend von ihnen. Sie stampften und drehten sich, während sie das Zentrum des unnatürlichen, flüssigen Lichts umkreisten. Sie waren so gut wie nackt. Männer und Frauen gleichermaßen trugen lediglich Lendentücher und Kopfbedeckungen aus Gras. Die Kahunas des Projekts ›Sonnenfeuer‹.
    Ein Dutzend Meter zu meiner Rechten standen Po-haku und Kono wie Statuen und starrten in fassungslosem Erstaunen auf das Spektakel. Ich ging zu ihnen und beschleunigte meine Schritte, als ich sah, daß sich der Sergeant Pohaku näherte. Ich schaffte es rechtzeitig, um den Sergeant fragen zu hören: »Wie lauten unsere Befehle?«
    »Dem ein Ende zu bereiten«, schrie ich fast, indem ich nach unten auf den Tanz und auf das Licht zeigte. »Es ist mir egal, wie ihr das tut, aber tut es, karimasu-ka?«
    Das Gesicht des Sergeants wurde zu einer steinernen Maske, und er wandte sich an Pohaku, als existiere ich nicht.
    Ich packte ihn an der Schulter und zerrte ihn zu mir herum, und zwar mit der linken Hand, dem Cyberarm mit erhöhter Kraft. Abgebrühter Soldat oder nicht, bei Gott, er drehte sich zu mir um. »Hör gut zu, Bursche!« schrie ich ihn an. »Eure Befehle lauten, dem ein Ende zu bereiten! Dieser Befehl stammt direkt vom verdammten Ali'i, verstanden?« Ich fummelte in meiner Tasche herum und zückte das Sheriff-Abzeichen, das mir Ho bei unserer ersten Begegnung gegeben hatte. »Siehst du das?« bellte ich, wobei ich ihm das Ding so nah vor das Gesicht hielt, daß er schielte. »Vom verdammten Ali'i, ja? Und jetzt los!«
    Der Sergeant tat, was jeder Militär-Typ immer tut, wenn er von jemandem laut genug und mit genügend Selbstvertrauen angeschrien wird. Er salutierte wie aus dem Lehrbuch, dann vollführte er eine zackige Kehrtwendung und trabte davon, während er seinen Leuten Befehle auf Hawai'ianisch entgegenbrüllte.
    Ich konnte den Haß, den Pohaku in verdammten Wellen ausstrahlte, förmlich spüren, aber im Moment war mir nichts gleichgültiger als sein gekränktes Ego. Ich drehte ihm den Rücken und lief zu Akaku'akanene, die in den Krater starrte. »Was geht da unten vor?« wollte ich wissen. »Was, zum Teufel, treiben die da?«
    In dem verrückten Hexenlicht, das in der Luft lag, sah ihr Gesicht wie das einer Leiche aus. »Sie schwächen den Schleier«, sagte sie in einem schaurigen Flüsterton. »Und bereiten sich darauf vor, ihn ganz wegzuziehen.«
    »Wie lange noch? Wie weit sind sie?«
    »Weit«, antwortete sie schlicht.
    »Dann sollten wir uns besser beeilen, oder?« Ich machte mich auf den fünfhundert Meter langen Weg den Geröllhang hinab und in den Krater, wo der Tanz stattfand. (Was, zum Teufel, wirst du tun, wenn du dort ankommst? fragte eine innere Stimme. Halt verdammt noch mal das Maul! antwortete eine andere innere Stimme höflich.) Um mich herum sah ich, daß die Soldaten ebenfalls den Geröllhang hinunterliefen. Kono und Akaku'akanene machten Anstalten, mir zu folgen. Pohaku stand immer noch unentschlossen im Schatten der abgestürzten Merlin. Nun, zum Teufel mit ihm, wenn er keinen Spaß verstand. Ich rannte weiter, verlor jedoch gegenüber den ausgebildeten und körperlich fit-ten Soldaten rasch an Boden.
    Und da schlugen die Geister wieder zu - vielleicht dieselben, welche die Merlin zum Absturz gebracht hatten, vielleicht auch ein anderer Haufen. Sie stürzten sich wie Thorhämmer von oben auf uns herab - Feuer, Wind und Wasser und Gott weiß, was noch. Sie griffen zuerst die Soldaten an, die jungen, abgebrühten Männer und Frauen, die dem keuchenden, ehemaligen Polizeiinspektor, der völlig außer Form war und mit ihnen mitzuhalten versuchte, mühelos enteilt waren. Einige der Soldaten sahen die Geister kommen und hatten genug Zeit, ihre Waffen hochzureißen und zu schießen. Auf die meisten traf das nicht zu. Nicht, daß es einen Unterschied gemacht hätte. Salven von Leuchtspurgeschossen, Granaten, was auch immer - alles ging einfach durch die angreifenden Geister hindurch, als seien sie gar nicht da. Und dann waren die Geister zwischen den Soldaten, und das Gemetzel begann.
    Ich drehte mich um und rief über die Schulter: »Akaku'akanene! Tu irgendwas!«
    Die vogelknochige Schamanin blieb wie angewurzelt stehen, schloß die Augen und fing an zu singen. Doch es war zu spät für die Soldaten. Sie waren alle tot - oder so gut wie -, bevor sie auch nur die ersten Noten ihres krächzenden Liedes herausbekam. Unter mir amüsierten sich

Weitere Kostenlose Bücher