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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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entwickelte. Bei dem man unabhängig von den reflexhaften Handlungen, die der Körper noch ausführt, nachdem er von Kugeln durchlöchert wird, weiß, daß die eigene Kanone noch einen Schuß abgibt. Toll.
    Ich sah Akaku'akanene aus einer Entfernung von vielleicht zehn Metern ins Gesicht. Ihre dunklen Knopfaugen schauten gelassen drein, gefaßt. Sie mußte wissen, welche Gedanken mir durch den Kopf gingen.
    Schade, altes Mädchen, du hast eine Menge Mumm. Aber hier steht mehr auf dem Spiel als das Leben einer Frau. Nene sei deiner Seele gnädig... Ich veränderte den Griff um mein Sturmgewehr. Ein rascher Feuerstoß in Pohakus Kopf und darauf vertrauen, daß die Aufprallwucht der Kugeln seine Waffenhand wegschlagen würde, bevor die Pistole das Hirn der Kahuna verspritzen konnte...
    »Denk nicht mal daran, Montgomery!« knurrte Po-haku. »Schau doch!«
    Ich schaute.
    Und fing wieder an zu schwitzen. Die meisten Hütergeister schwirrten immer noch an der Stelle herum, wo Quinn verschwunden war. Aber zwei von ihnen -große, widerliche, feurige - hatten ihre Aufmerksamkeit wieder auf uns gerichtet und umkreisten uns langsam in einer Entfernung von fünfzehn Metern von Akaku'aka-nene. Drek!
    »Tu's nicht, Montgomery«, wiederholte Pohaku, indem er den Gedanken Ausdruck verlieh, die mir durch den Kopf gingen. »Wenn du mich erschießt, geeke ich sie, und dann zerreißen euch diese Dinger in der Luft. Wenn du versuchst, nach unten zu gehen, zerreißen sie dich in der Luft. Du hast gesehen, was sie mit den Soldaten angestellt haben.«
    Ich hatte es gesehen, ja. Ich knirschte mit den Zähnen und senkte meine Waffe.
    »Legt sie auf den Boden«, befahl Pohaku. »Ihr beide, Waffen auf den Boden.«
    Kono und ich wechselten hilflose Blicke. Keine von uns wußte, was wir tun sollten. Langsam gingen wir in die Hocke, um unsere Waffen auf das schroffe vulkanische Gestein zu legen. »Und was jetzt?« fragte ich.
    Pohaku grinste, wahrscheinlich das erstemal, daß sich auf seiner Miene eine andere Regung als Wut, Haß oder Spott abzeichnete. »Jetzt warten wir und sehen zu. Es dürfte ein interessantes Schauspiel werden.«
    Ohne Drek. Ich sah bergab auf das wabernde, wirbelnde Licht. Die Intensität des Tanzes schien zugenommen zu haben. Der Fächer aus Hexenlicht leuchtete heller, und die Wellenfronten, die ihn durchliefen, schienen ausgeprägter zu sein. Elektrische Entladungen leckten über die tiefhängenden Wolken und warfen strobosko-pische Blitze auf die Szenerie. In diesem Licht schienen sich einige der Felsen auf dem Geröllhang zu bewegen, langsam, wie vorsichtige Tiere. Natürlich war das nur meine fiebrige Einbildung.
    Es mußte eine Möglichkeit geben, dieses Patt zu knacken. Ich brauchte nur Zeit, um nachzudenken. »Du gehörst zur Na Kama'aina, nicht wahr?« sagte ich, indem ich mich wieder zu Pohaku umdrehte. Eigentlich war mir weniger an einer Antwort gelegen, sondern mehr daran, ihn am reden zu halten.
    Er schnaubte verächtlich. »Na Kama'aina? Feiglinge mit dem Herzen einer Taube, alle durch die Bank.«
    »Dann zu ALOHA«, stellte ich fest.
    »Natürlich. Genau wie Ka-wena-'ula-a-Hi'iaka-i-ka-poli-o-Pele-ka-wahine-'ai-ho-nua.«
    Einen Moment glaubte ich, er hätte aus irgendeinem Grund den Verstand verloren und gerade angefangen, vor sich hin zu brabbeln. Aber dann sprachen einige der flüssig ausgesprochenen Silben eine Erinnerung in mir an. Das war doch Scotts Name gewesen, oder? Der Name, den Scott, der Chauffeur/Attentäter, von seiner Mutter bekommen hatte. (Von wegen, dachte ich plötzlich. Er hatte den Namen selbst angenommen, genauso wie Marky ›Te Purewa‹ Harrop, oder?)
    »Also ALOHA«, wiederholte ich zustimmend. Ich hielt inne, während sich meine Gedanken überschlugen. »Dann gehe ich davon aus, daß ihr Na Kama'aina endlich überzeugt habt, sich eurem Anti-Konzern-Plan anzuschließen, richtig?« sagte ich schließlich, während ich einen vielsagenden Blick nach unten auf die Tänzer warf.
    Pohaku lachte rauh. »Und sie haben verdammt lange dazu gebraucht, Haole. Aber jetzt geht es echt rund.«
    Ich nickte zögernd. »Du weißt, daß ich verzweifelt nach einem Ausweg suche«, sagte ich nach einer kleinen Pause. »Warum hast du nicht längst ein Ende gemacht und mich umgelegt?«
    Er schnaubte. »In dem Augenblick, indem ich meine Kanone von ihrer Schläfe nehme, legt sie mich um.« Er deutete mit dem Kopf auf Kono.
    Und umgekehrt, dachte ich grimmig. Die einzige Person mit zumindest etwas

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