Haus der Sonne
(Aber keine Elfen, jedenfalls sah ich keine. Interessant...) Viel bronze- oder mahagonifarbene Haut, fast ausschließlich schwarze Haare. Die meisten trugen mehr oder weniger dasselbe wie Scott - dasselbe wie ich, was das betraf -, aber manche waren auch mit den traditionellen Kostümen der Ureinwohner bekleidet. Eine Menge Stroh und Gras und Federn. Die meisten Transparente waren zu klein, um sie aus dieser Entfernung lesen zu können, aber eines konnte ich erkennen. »E make loa, Haole?« las ich Scott laut vor.
Er runzelte die Stirn, dann schnaubte er verächtlich, ohne jedoch zu übersetzen.
»Was heißt das?« hakte ich nach.
»Es heißt: ›Stirb, Anglo‹«, gab er schließlich zu. »Wie ich schon sagte, Hitzköpfe.«
Ich deutete auf die Menge. »Gehören diese Leute zur ALOHA?«
Scott lachte. »Sind Sie lolo, Bruder? Glauben Sie, ich würde einem Haufen ALOHA-Schlägern mit einem Haole im Wagen so nah auf die Pelle rücken?« Er hielt inne, und als er weiterredete, klang seine Stimme ernster. »ALOHA hat für diese Art Kanike nichts übrig, Mr. Dirk. Friedliche Demonstrationen? Die sind nicht ihr Stil. Sie jagen Drek in die Luft, so verbreiten sie ihre Ideen.«
»Dann also zur Na Kama'aina?«
Er zuckte die Achseln. »Die Anführer, sicher - einer oder zwei von ihnen, die Burschen, die dafür gesorgt haben, daß die Nachrichtenfritzen hier sind. Der Rest? Das sind nur Schwachköpfe, die mitmachen, weil sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen.«
Einige der Demonstranten am hinteren Ende der Menge hatten sich zu der an ihnen vorbeirollenden Limousine umgedreht. Eine Frau hatte dieselben Gesichtstätowierungen wie der Maori in der Bar. Anstatt des schwarzen Kunstleders trug sie jedoch nur ein Lendentuch und eine Art Rock aus getrocknetem Schild oder einem ähnlichen Drek. »Über die Kostümwahl kann ich mich nicht beschweren«, bemerkte ich, und Scott pfiff anerkennend.
»Manche Leute entwickeln eine Idee in ihrem Kopf, und daran halten sie unter allen Umständen fest«, sagte er. »Die Kostüme. Der Versuch, die alten Sprachen zu sprechen... oder was sie für die alten Sprachen halten - manche sind ausgestorben, aber das hält die Hitzköpfe nicht davon ab, so zu tun.« Er schnaubte verächtlich. »Sehen Sie sie sich an. Flüchtlinge aus den Luan- Shows für die Touristen... nur daß diese Ule nicht wissen, daß die Show vorbei ist.«
Ich blinzelte in gelinder Überraschung angesichts der Vehemenz in seiner Stimme. »Denken Sie das auch über wie-hieß-er-noch-gleich?« fragte ich nach einem Augenblick leise.
»Te Purewa?« Er hielt inne. Dann: »Mehr oder weniger«, gab er zu. »Ich glaube nicht, daß er sich schon dazu hergegeben hat, Transparente zu schwingen, aber ...« Er zuckte die Achseln.
»Te Purewa ist nicht sein richtiger Name, oder?«
Scott stieß ein bellendes Lachen aus. »Worauf Sie sich verlassen können. Mark Harrop ist sein richtiger Name, können Sie sich das vorstellen? Mark Harrop, um Himmels willen. Vor ein paar Jahren hat er sich überlegt, daß er Maori-Blut in den Adern hat - vielleicht zwei, drei Tropfen - und den Namen aus irgendeinem Buch ausgesucht.«
Ich schwieg fast eine Minute lang, in der Scott um die nächste Ecke bog und zurück in Richtung Waikiki und Diamond Head fuhr. Schließlich fragte ich freundlich: »Was ist mit Ihnen, Scott? Haben Sie keine Sympathien für die Na Kama'aina? Sie sind doch polynesischer Abstammung, oder nicht?«
Er antwortete nicht sofort, und ich fragte mich, ob ich ihn beleidigt hatte. Dann lächelte er ein wenig verlegen. »Ich bin ein Kama'aina«, sagte er. »Ein ›Kind des Landes‹ - zu einem Viertel, aber ich habe es von beiden Seiten meiner Familie. Meine Mutter war eine Nene-Kahuna.«
»Nei-nei?« fragte ich.
»Nene, eine hawai'ianische Gans«, erklärte er. »Sie sieht wie eine kanadische Gans aus - aber sie ist nicht ausgestorben, hat Krallen an den Füßen und mag vulkanisches Gestein. Eines der hiesigen Totems.
Jedenfalls«, fuhr er fort, »kann man ein Kama'aina, ein Eingeborener, sein, ohne der Na Kama'aina anzugehören, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Und Sie haben nicht das Bedürfnis, einen hawai'iani-schen Namen anzunehmen und mit einem Gras-röckchen herumzulaufen?«
»Gras verursacht mir Juckreiz.« Er hielt inne. »Ich habe schon einen Hawai'ianischen Namen«, fügte er einen Augenblick später leise hinzu. »Ich brauche nicht erst einen anzunehmen. Meine Mutter hat mir einen gegeben.«
Ich
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