Haus der Sonne
vielleicht kommen wir darauf später noch zurück.« Er hielt inne, dann veränderte sich seine Stimme - Zeit fürs Geschäft. »Sie ließen durchblicken, Sie hätten eine Nachricht für mich. Von wem, Mr. Montgomery?«
»Von Jacques Barnard«, sagte ich. »Dem geschäfts-führenden Leiter oder so bei Yamatetsu.«
»Ich kenne Jacques Barnard«, bestätigte er, »und zwar als einen untadeligen Mann. Ich nehme an, Sie haben erst kürzlich mit ihm geredet. Gefällt ihm Chiba?«
»Kyoto«, korrigierte ich.
»Natürlich, Kyoto. Ich frage mich... hatten Sie je Gelegenheit, sein Anwesen in Beaux Arts zu sehen?«
»Ich habe seinen Übungsraum gesehen... aber der war in Madison Park.«
»Richtig. Und wie geht es seiner reizenden Frau -Marie, war das nicht ihr Name?«
Ich seufzte. »Ich habe seine Frau nie kennengelernt und kenne auch ihren Namen nicht«, sagte ich ein wenig matt. »Zwei Fragen von dreien beantwortet. Heißt das, ich habe den Hauptgewinn verpaßt?«
Der Ali'i stutzte, und sein Blick schien mich auf dem Stuhl festzunageln. »Machen Sie immer so viele Witze, Mr. Montgomery?« fragte er gelassen.
Ich blinzelte und sagte ihm - zu meiner Überraschung -die Wahrheit. »Nur, wenn ich eine Scheißangst habe.«
Darüber lächelte er. »Ich glaube, ich verstehe.« Wiederum eine Pause. »Also gut, Mr. Montgomery. Ich glaube an Ihre lauteren Absichten.«
Sehr rücksichtsvoll von dir, du verdammter Hurensohn, sagte ich nicht zu ihm. Ich nickte nur.
»Wie lautet also Jacques' Nachricht?«
Mir fiel kein eleganter Weg ein, um den heißen Brei herumzureden, also gab ich die Botschaft ganz direkt weiter. »Ich soll Ihnen versichern, daß er mit dem Anschlag auf Ekei Tokudaiji nichts zu tun hat.«
Daraufhin schössen Gordon Hos Augenbrauen in die Höhe. »Tatsächlich?«
»Honto«, bestätigte ich. »Tatsächlich.«
»Was glaubt Mr. Barnard dann, wer dafür verantwortlich ist?«
»ALOHA«, stellte ich fest. »Wer sonst?«
Der Ali'i lächelte wiederum. »Eine ganze Reihe von Leuten, würde ich meinen. Schließlich war Tokudaiji-san ein Oyabun der Yakuza. Aber ich glaube auch, daß Sie mit ALOHA recht haben.« Sein harter Blick wurde weicher. »Vielen Dank, Mr. Montgomery«, sagte er. »Betrachten Sie Ihre Nachricht als überbracht. Ich habe nie wirklich geglaubt, daß Yamatetsu hinter dieser Geschichte steht, aber es ist gut, eine weitere Bestätigung zu bekommen.
Ich wäre sehr daran interessiert, Einsichten zu hören, die Jacques in bezug auf die Entwicklung hat«, fuhr er fort, jetzt allerdings eher im Konversationston. »Einige meiner Quellen melden bereits zunehmende öffentliche Unterstützung für ALOHA auf der Straße. Und im Parlament übt die Oppositionspartei zunehmenden Druck aus. Ich würde gerne mit Jacques persönlich reden, aber...« Er zuckte die Achseln. Dann veränderte sich sein Lächeln, und sein Blick bohrte sich wieder in mich. »Vielleicht können Sie mir dabei helfen, Mr. Montgomery«, sagte er mit täuschender Beiläufigkeit.
Ach, Drek, nicht schon wieder...
Meine Gedanken mußten sich auf meinem Gesicht gespiegelt haben, weil Gordon Ho kicherte. »Sie sehen aus, als sei es schon wieder einer dieser Tage.«
»Eines dieser Jahrzehnte«, korrigierte ich.
»Das ist wohl nicht gerade Ihre bevorzugte Art, Ihren Aufenthalt hier auf den Inseln zu verbringen, indem Sie Botschaften überbringen, nicht wahr?« Er zögerte, und plötzlich stand echte Neugier in seinen Augen. »Wie sind Sie eigentlich in diese Sache hineingeraten, Mr. Montgomery?«
»Reines Glück, würde ich sagen.« Ich seufzte. Was sollte es - wenn irgend etwas an meiner Beteiligung ein Geheimnis war, war es nicht mein Geheimnis, und außerdem war ich der Ansicht, daß ich Barnard nichts mehr schuldig war.
Also erzählte ich ihm die Geschichte - die gekürzte Version, die in Cheyenne begann, nicht die komplette Saga, die beinhaltete, wie ich Barnard ursprünglich kennengelernt hatte. Wahrscheinlich sollte ich das nicht tun, dachte ich, während ich vor mich hin plapperte, aber, Drek, es gibt Zeiten, wenn man einfach mit jemandem reden muß, wer es auch ist. Ich sah nicht, welchen praktischen Schaden das anrichten konnte. Mein Leben lag ohnehin in König Kams Hand, und ich konnte mir keine Möglichkeiten vorstellen - nun, jedenfalls nicht viele -, wie er die Dinge für mich schlimmer machen konnte, als sie ohnehin schon standen. Außerdem schien sich Gordon Ho jetzt, wo er diesen gefiederten Drek nicht mehr trug, gar nicht
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