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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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mehr so sehr von mir zu unterscheiden, und ich fühlte mich irgendwie veranlaßt, ihn zu mögen.
    (Was mir, um die Wahrheit zu sagen, eine höllische Angst einjagte. Irgendwie hatte ich mich auch veranlaßt gefühlt, Barnard zu mögen, nicht wahr? Und wohin hatte mich das gebracht...?)
    Als ich geendet hatte, nickte der junge Ali'i zögernd. »Die direkte Beteiligung Ryumyos ist einigermaßen beunruhigend«, sagte er. ( Einigermaßen beunruhigend? Die Untertreibung des Jahrhunderts, e Ku'u lani...) »Natürlich immer vorausgesetzt, es war Ryumyo, mit dem Sie geredet haben.«
    »Ein Drache sieht irgendwie aus wie der andere«, räumte ich trocken ein.
    »Genau.« Ho hielt kurz inne. »Aber vielleicht war es auch überhaupt kein Drache. Ja, ich weiß, er hat wie einer ausgesehen, aber viele Kahunas und hermetische Magier könnten eine Illusion erzeugen, die nur ein anderer Zauberkundiger durchschauen könnte.«
    Ich mußte blinzeln. Dieser Gedanke war mir bisher noch gar nicht gekommen.
    »Aber ob Ryumyo tatsächlich persönlich beteiligt ist oder nicht, ich glaube, die ALOHA-Verbindung ist ziemlich gewiß«, schloß der Ali'i. Er betrachtete mich nachdenklich. Dann öffnete er eine seiner Schreibtischschubladen, nahm einen kleinen Gegenstand heraus und hielt ihn mir hin. »Nehmen Sie das, Mr. Montgo-mery.«
    Ich nahm den Gegenstand und betrachtete ihn. Es war eine Anstecknadel, der Größe nach zu urteilen fast eine Brosche. Kunstvoll gestaltet, so daß sie dem Wappen ähnelte, das ich hinter dem Thron des Ali'i gesehen hatte, lag sie schwer in meiner Hand. »Gold?«
    Hos dunkle Augen funkelten. »Nur vergoldet. Tut mir leid.« Er deutete auf die Anstecknadel. »Damit stehen Sie offiziell unter dem Schutz des Ali´i, Mr. Montgomery. Soweit Mitglieder des Regierungsdienstes betroffen sind, weisen Sie sich damit als Träger meiner Autorität aus - zumindest eines Teils davon.«
    Ich schnaubte. »Sie meinen, Sie haben mich gerade zu einer Art Cop gemacht?«
    »So könnte man es sehen«, bestätigte der Ali'i mit einem Lächeln. »Wenn Sie dieses Abzeichen vorzeigen, können Sie von allen Dienern der Krone - Regierungsstellen, sogar von Na Maka'i, der Polizei - Kooperation erwarten. Nicht jedoch vom Militär.« Er zuckte die Achseln. »Es könnte sogar sein, daß es sich Tokudaiji-sans Sicherheitspersonal zweimal überlegt, bevor es sie niederschießt, wenn es das sieht«, fügte er nachdenklich hinzu. »Schließlich war Tokudaiji- san « auf seine Weise auch ein Diener der Krone, und seine Hilfe ist nicht unerwidert geblieben.«
    Ich warf einen skeptischen Blick auf das Abzeichen in meiner Hand. Vielleicht hatte der Ali'i recht, vielleicht würden Tokudaijis Samurai... ich weiß nicht, patriotische Loyalität gegenüber der Krone oder ähnlichen Drek... empfinden und beschließen, mich nicht umzulegen, wenn sie dieses Ding sahen. Vielleicht auch nicht. Ich würde mich gewiß nicht darauf verlassen. Ich hatte schon einmal in einer früheren Phase meiner Karriere den Fehler begangen zu glauben, ein Abzeichen könnte mich beschützen, und ich hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, wie sehr ich mich getäuscht hatte. Dennoch konnte es nicht schaden. Ich nickte dankend und befestigte das Abzeichen an meiner Hemdtasche.
    Hos Blick wich nicht von meinem Gesicht. »Ich würde Ihnen keine Situation aufzwingen, die Sie unangenehm fänden...«
    Ich beendete den Gedanken für ihn. »...Aber es wäre Ihnen ganz recht, wenn ich Barnard mitteilte, daß Sie auf Ideen warten.« Ich seufzte wiederum. »Also schön, ich werde mal sehen, was ich tun kann... wenn ich mich dafür nicht zu weit vorwagen muß.« Drek, schon wieder Botenjunge. Warum, ach, warum nur begreifen die Leute nie, daß es keine gute Idee ist, die Überbringer von Nachrichten umzubringen?
    »Das weiß ich zu schätzen, Mr. Montgomery. Also...« Ho hielt inne, als es an der Tür klopfte. »Hele mai.«
    Die Tür öffnete sich, und ein Funktionär - nicht Ortega, wenngleich er sein graugesichtiger polynesischer Halbbruder hätte sein können - betrat den Raum. »Kala mai ia'u, e Ku'u lani«, begann er, dann bemerkte er mich und unterbrach sich auf der Stelle. Er sah den Ali'i mit einer ›Was, zum Henker, soll ich jetzt machen?‹-Miene an.
    Gordon Ho kicherte. »Dieser Mann genießt mein Vertrauen«, sagte er gelassen. »Sie haben einen Bericht für mich?«
    »'Ae, e Ku'u lani«, sagte der ältere Mann nickend. »I luna o ka Puowaina.«
    »Auf Englisch, bitte«,

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