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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Vorfälle. Nein«, korrigierte er sich rasch, »mittlerweile achtzehn.« Er seufzte. »Verrückte.«
    Aus irgendeinem Grund war ich mir dessen plötzlich nicht so sicher. »Ihr Polizeichef scheint die Angelegenheit ernster zu nehmen«, stellte ich fest.
    »Es ist sein Beruf, alles ernster zu nehmen... und sei es auch nur, weil die Leute, die diese Opfer durchführen, vielleicht eines Tages zu dem Schluß kommen könnten, daß sie über Schweine und Hunde hinaus sind.«
    Ich wartete, doch der Ali´i fuhr nicht fort. Tja, wenn ein König beschließt, einem nicht alle seine Gedanken mitzuteilen, was, zum Teufel, kann man dann tun? Nach einer Weile lächelte Ho. »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, Mr. Montgomery«, sagte er warmherzig. »Ich habe unsere Unterhaltung sehr genossen. Bitte unternehmen Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um sich mit Mr. Barnard in Verbindung zu setzen. Und halten Sie mich über alles, was Sie erfahren, auf dem laufenden. Einverstanden?«
    »Wie nehme ich Kontakt auf?«
    »Hier.« Er gab mir eine Visitenkarte - kein Name, keine Adresse, nur eine LTG-Nummer. »Dieser Knoten leitet Sie auf meine Privatleitung um, und zwar unabhängig davon, wo ich mich gerade aufhalte. Sollte ich aus irgendeinem Grunde unabkömmlich sein, wird sich niemand melden.« Er zögerte. »Aber berücksichtigen Sie bitte, daß ich mich nicht für die absolute Sicherheit der Verbindung verbürgen kann.« Er grinste trocken. »Die Kommunikationsanalyseteams meines Geheimdienstes waren in letzter Zeit ziemlich eifrig.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    König Kamehameha V. drückte einen verborgenen Knopf an seinem Schreibtisch, und Sekunden später kam ein Funktionär, um mich hinauszubegleiten. Ich tauschte Jacke und Krawatte bei Ortega gegen meinen Manhunter ein, und dann verließ ich den Iolani-Palast. Das Abzeichen des Ali'i war ein beruhigendes Gewicht an meiner Hemdtasche. Ich war der Ansicht, daß es vielleicht zuviel Aufmerksamkeit erregte, wenn ich es offen trug, aber ich wollte es auf jeden Fall bei der Hand haben.
    Was, zum Teufel, sollte ich jetzt tun? Mit Barnard Kontakt aufnehmen - das wollte Ho... aber zumindest im Augenblick war mir eher danach, mich in sicherer Entfernung von Yamatetsu und allen anderen Megakon-zernen aufzuhalten.
    Wie durch Zauberei wurden meine Augen von den Bergen angezogen, die den Honolulu-Sprawl überragten. Dort war die Punschschüssel - der Puowaina. Ach, was soll's, ich hatte im Augenblick ohnehin nichts Richtiges zu tun, oder?
    Ich kehrte dem Palast den Rücken und hielt nach einer Bushaltestelle Ausschau.

15
    Von meiner Datensuche im Suborbitalflugzeug wußte ich noch ein wenig über die Punschschüssel - Puo-waina. Wie der Ali'i angedeutet hatte, war dieser Berg ein megawichtiger Ort in der alten hawai'ianischen Religion gewesen. Oben auf dem Puowaina - dem Berg der Opfer - hatten die alten Hawaiianer immer ihre Menschenopfer dargebracht, um ihre Götter zu beschwichtigen. Wer waren diese Opfer gewesen? Freiwillige? Verbrecher? Jungfrauen, die speziell für diesen Zweck herangezüchtet worden waren (was für eine idiotische Verschwendung)? ›Kriegsgefangene‹ von anderen Inseln? Fragen Sie mich was Leichteres, Chummer. Ich wußte nur, daß all das mit der Ankunft der Haoles - der Priester, Missionare und Ananas-Plutokraten -, die das Land selbstverständlich ›zivilisiert‹ hatten, beendet worden war.
    Ich nehme an, Pele, die Göttin der Erde und der Vulkane, regte sich schließlich darüber auf, daß sie niemand mehr mit Blut beschwichtigte, aber es dauerte eine Weile, bis sie deswegen etwas unternahm. (Sie wissen ja, wie das mit Göttinnen ist: nie einen freien Augenblick...) Im Jahre 2018 brach der Haleakala aus, ein riesiger Vulkan auf der Insel Maui. Ein Kamm auf der Westseite des Vulkans stürzte ein, und ein gewaltiger Lavastrom löschte die Luxushotels und Touristenfallen von Wailea und Keokea aus. (In Reiseführern wird die Gegend - eine Wüste aus erstarrter Lava - immer noch als ›Pompeii des Pazifiks‹ bezeichnet.)
    Auf jeden Fall war Puowaina im zwanzigsten Jahrhundert zu einem Militärfriedhof für die Vereinigten Staaten geworden - dem Nationalen Gedenkfriedhof für den Pazifik, eine Art ›Arlington West‹. Wie nicht anders zu erwarten, änderte sich das nach der Sezession. Die Regierung unter Gordon Hos Daddy exhumierte alle Leichen - über 26 000 - und schickte sie - mit allen gebührenden Ehren - zum Festland zurück. (Das ärgerte natürlich mehr als

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