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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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sagte der Ali'i scharf.
    Der Funktionär sah beinahe so schockiert aus wie Ortega im Thronsaal. Nur um mich zu vergewissern, daß er verstand, schlug ich das Revers der Jacke zurück, die Ortega mir geliehen hatte, so daß er mein Hilfssheriffs-Abzeichen klar und deutlich sehen konnte.
    Er sah es auch, und ich konnte ihm ansehen, wie wenig er von der ganzen Sache hielt. Aber wenigstens gelang es ihm, sich zu beherrschen. »Ae, e Ku'u lani.« Ja, o mein Königlicher, natürlich.
    »Die« - er warf mir einen Seitenblick zu, und ich konnte förmlich sehen, wie er das, was er gerade hatte sagen wollen, im Geiste abänderte - »die Vorgänge auf dem Puowaina scheinen zu eskalieren, e Ku'u lani. Die jüngsten Ereignisse sind ziemlich beunruhigend - so hat es der Chef der Na Maka'i formuliert, ›ziemlich beunruhigende Der... Grad der Aktivität ist gestiegen.«
    »Aber daraus kann nichts erwachsen, richtig?« fragte Ho.
    Der Funktionär schien sich plötzlich echt unbehaglich zu fühlen... und das nicht nur wegen meiner Anwesenheit. »Die Kahunas glauben es nicht, e Ku'u lani.«
    »Sie glauben es nicht?« Ho klang überrascht.
    »Das haben sie mir gesagt, e Ku'u lani.«
    »Interessant. Natürlich setzt die Na Maka'i die Untersuchungen fort?«
    »Ja, e Ku'u lani, sie hat das ganze Gebiet abgesperrt.«
    »Gut.« Der Ali'i nickte beifällig. »Haben Sie sonst noch etwas zu berichten?«
    »Im Moment nicht, e Ku'u lani.«
    »Dann bedanke ich mich.« Ho entließ ihn mit einem Nicken.
    Sobald der Funktionär die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sich der Ali'i zurück und schüttelte den Kopf.
    »Worum geht es?« fragte ich.
    Ho seufzte. »Um den Puowaina«, sagte er. Dann wartete er.
    »Die Punschschüssel«, sagte ich nach einer kleinen Pause.
    »Genau«, bestätigte er. Er drehte sich auf seinem Stuhl und zeigte auf einen Gipfel der Holo-›Berge‹ hinter sich. »Dort. Der Puowaina liegt genau im Norden der Stadt. Sein Name bedeutet ›Berg der Opfer‹ und bezieht sich auf die alten Religionen. Es scheint, als nehme jemand diesen Namen ein wenig ernster als wünschenswert.«
    »Opfer?« fragte ich.
    Der Ali'i nickte. »Bedauerlicherweise sind solche Dinge nicht ganz unbekannt«, räumte er ein. »Auf Hawai'i gibt es ebenso Randkulte wie in den UCAS. In den ersten acht Jahren nach meiner Thronbesteigung gab es ein halbes Dutzend... Zwischenfälle dieser Art. Tieropfer - hauptsächlich Hunde und Schweine, die Opfertiere, die in den alten Religionen gewöhnlich geopfert wurden. Normalerweise wären die Opfer eben genau das und nicht mehr: ein unglückliches Tier, dem die Kehle durchschnitten und das dann verbrannt wird. Ein- oder zweimal gab es Hinweise darauf, daß jemand magische Aktivitäten mit diesen Opfern zu verbinden suchte - unvollständige hermetische Kreise und ähnliche Dinge.« Er zuckte die Achseln. »Meine Kahunas haben mir versichert, daß die Leute, die diese Rituale vollzogen haben, völlig auf dem Holzweg waren. Das magische Drum und Dran hätte nie funktioniert.
    Aber die Dinge ändern sich«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Haben Sie sich schon mal überlegt, daß Randreligionen - Kulte, könnte man sagen - immer dann um sich greifen, wenn ein Volk Sorgen hat? Es stimmt«, bestätigte er mit einem Nicken. »Überlegen Sie es sich selbst. Das UFO-Fieber vor einem Jahrhundert auf der Höhe des Kalten Krieges. Das Wuchern sogenannter Medien und Löffelverbieger in Rußland nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Die ›Kirche Christi des Genetikers‹ in den Wirren der Zeit der VITAS-Epi-demie. Die Faszination für Reinkarnation in den Zehnern...«
    Ich nickte ob des letzten Beispiels. Ich erinnerte mich, einmal gelesen zu haben, daß zwei - in Worten, zwei - Betrüger eine Karriere auf der Behauptung aufgebaut hatten, die Reinkarnation von Proto-Angst-Rocker Kurt Cobain zu sein.
    »Die Bruderschaft des Ewigen Jetzt«, fuhr der Ali'i fort, »in den Jahren vor dem Vertrag von Denver. Die Universelle Bruderschaft - diese Perversion -, als sich in den UCAS der ›Zukunftsschock‹ so richtig bemerkbar machte. Und hier? Hier opfern die Leute auf der Punschschüssel Hunde und Schweine und Ziegen.« Er lächelte trocken. »Ich nehme an, das läßt sich als Kritik an meiner Herrschaft auffassen.«
    »Dann greift es um sich?« fragte ich.
    »Genau. Sechs oder sieben Opfer in den ersten acht Jahren meiner Regierung. Dann, in den letzten beiden Jahren... wollen Sie raten?« Ich schüttelte den Kopf. »Siebzehn

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