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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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und Probleme der junge Frau genauso gut, wie diese ihre eigenen verstand. Aber Paul stellte eine drastische Veränderung in ihrem Leben dar, und sie fühlte sich auf einmal schuldig, als hätte sie ihre langjährige Vertraute hintergangen
und sich auf einen Fremden eingelassen, der höchst mysteriös, wenn nicht sogar bedrohlich war.
    »Sie gehört einem … äh … einem Freund.«
    »Einem Freund?« Melodys hübsche graue Augen blickten sie noch durchdringender an.
    Claudia zögerte. Sie hätte die Neuigkeiten nur allzu gern mit ihrer Freundin geteilt, aber irgendetwas ließ sie noch warten.
    »Es ist eine Herrenjacke, nicht wahr?«, rief Melody aufgeregt und fasste Claudia an der Hand. »Du wirst ja rot! Jetzt komm schon! Lass die Katze aus dem Sack, du alte Geheimniskrämerin.«
    »Bitte nicht ›alt‹, da bin ich doch empfindlich«, protestierte Claudia, die ebenfalls bemerkt hatte, wie ihre Wangen ganz heiß geworden waren. Sie war derart erhitzt, als wäre ihre Freundin hereingekommen und hätte sie mit Paul zusammen beim Liebesspiel auf dem Küchentisch erwischt.
    »Du weißt schon, was ich meine … Nun erzähl mir doch endlich, was los ist!«, drang Melody in sie und zwang Claudia dazu, ihr in die Augen zu sehen. »Wann hast du ihn kennen gelernt? Wir haben uns das letzte Mal vor zwei Tagen gesehen, da hast du noch gar nichts davon erwähnt.«
    Wieder fragte sich Claudia, was sie ihrer Freundin gestehen konnte. Hatte sie denn das Recht, ihr irgendetwas von Paul zu erzählen? Schließlich konnte sie nicht für ihn entscheiden, was jemand anders über ihn erfuhr.
    Und dennoch hatte sie das Bedürfnis zu reden. Melody war schließlich keine x-beliebige Bekannte, sondern eine Vertraute, ihre Busenfreundin. Ihre zuverlässige, beruhigende Gegenwart hatte Claudia sehr geholfen, als ihre Welt kurz vor dem Zusammenbruch gestanden hatte.
    »Nun ja, es klingt wahrscheinlich alles ein bisschen verrückt … ein bisschen sehr verrückt sogar. Aber du kannst mir glauben, dass ich nicht schwindle.« Sie begann, die Ankunft
des geheimnisvollen, unwirklich gekleideten Paul in ihrem Leben zu schildern, wobei sie genau aufpasste, was sie sagte. So erzählte sie keine der Einzelheiten von dem, was er am Fluss getan hatte, sondern stellte es so dar, als hätte er nur im Wasser geplanscht. Sie erwähnte auch nicht, dass sie ihn in der Nacht zuvor in seinem Zimmer aufgesucht hatte. Melodys nachgezeichnete Augenbrauen zogen sich dennoch in die Höhe, und ihre skeptische Miene zeigte deutlich, dass sie nicht glaubte, alles von Claudia erfahren zu haben.
    »Ich würde sagen, dass du dich total verrückt anhörst«, meinte sie schließlich. Sie grinste und schüttelte den Kopf. »Und zwar in verschiedener Hinsicht. Zum einen -« sie blickte auf einmal sehr ernst drein »- ist das, was du getan hast, äußerst gefährlich. Man kann doch einen möglichen Dieb oder Gewaltverbrecher nicht spätnachts in sein Haus einladen! Und zum Zweiten -« nun funkelte es in ihren Augen »- falls dieser Paul tatsächlich vertrauenswürdig und so lecker ist, wie du das behauptest, kann ich nicht verstehen, warum du so passiv geblieben bist. Es klingt genau so, wie ich mir immer einen Mann für dich vorstelle, und deshalb habe ich ja auch vorgeschlagen, dass du mit Tristan ausgehst.«
    »Das meinst du doch nicht ernst! Ich habe Paul nur für eine Nacht bei mir aufgenommen«, erwiderte Claudia hastig. »Und außerdem weißt du, dass ich diesem Tristan nicht traue.« Tristan Van Dissell war ein Geschäftspartner Geralds gewesen und ein attraktiver Mann, der wesentlich jünger als Claudia wirkte. Dennoch hatte ihn Melody als möglichen Liebhaber für ihre Freundin auserkoren; er sollte sie in die Welt der romantischen Gefühle und Beziehungen zurückführen.
    »Das ist jetzt nicht so wichtig.« Melody winkte ab und wirkte dabei wie ein Staatsanwalt vor Gericht, der unwichtig erscheinende Beweise ungeduldig beiseite schob. Sie nahm Claudia an der Hand. »Jetzt schau dich nur an! Du strahlst
ja förmlich! Niemand sieht so selbstzufrieden aus, nur weil er den guten Samariter gespielt hat.« Sie zog Claudia näher zu sich heran und betrachtete sie aufmerksam. »Du hast mit ihm geschlafen, du hinterhältiges Luder, nicht wahr? Gib es zu!«
    Noch immer mit rotem Gesicht wandte Claudia den Blick ab. Sie wollte gerade irgendetwas antworten, als sie in diesem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Und da hörte sie auch schon eine Stimme und drehte sich auf ihrem

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