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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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das Geringste, was ich unter diesen Umständen tun kann.« Claudia sah ihm zu, wie er sich in ihrer Küche bewegte, als wäre sie die seine. Bist dir ja ganz schön sicher, junger Mann, dachte sie und beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen, während er das Geschirr zusammensuchte
und den Tee mit einer Selbstverständlichkeit zubereitete, die sie vermuten ließ, dass er so etwas bisher täglich gemacht hatte. Die richtige Menge Teeblätter und kochendes Wasser sowie die genaue Zeit für das Ziehen schienen in seinem Gedächtnis geblieben zu sein, obwohl er sowohl den Namen als auch die Identität verloren hatte. Sie musste wieder an Melodys geflüsterte Warnung denken. Konnte dieser junge Mann dort tatsächlich nur sein Spiel mit ihr treiben? War es vielleicht doch ein geschickter Schwindel, der dann allerdings preisverdächtig wäre?
    Sie wartete, bis er den Tee in beide Tassen gegossen und sie den ihren probiert hatte. Er war sogar noch besser als der ihre! Dann entschloss sie sich, Paul ein wenig zu testen.
    »Also, was wollen wir nun mit dir machen?«
    Er warf ihr einen gezielten Blick zu, ohne auszuweichen. Claudia errötete sogleich, wie wenn sie diejenige wäre, die sich verdächtig benahm.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er nachdenklich und begann dann ganz unerwartet mit der Tasse und dem Löffel herumzuspielen. Die plötzlich zurückgekehrte Verwirrung brachte auch Claudia aus dem Gleichgewicht. Er war so wandelbar; sie wusste gar nicht, was sie eigentlich von ihm halten sollte.
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, fuhr er fort, »oder wo ich hingehen kann. Ich weiß nicht einmal, wo ich eigentlich bin …« Er legte den Löffel hin und nahm einen großen Schluck Tee. Für einen Augenblick huschte ein zufriedener Ausdruck über sein Gesicht.
    »Was wissen wir also bisher über dich?«, fragte Claudia, stellte die Tasse hin und legte die Hände auf den Tisch. Sie wollte in diesem Gespräch die Initiative ergreifen und endlich Genaueres erfahren. »Du heißt Paul, bist über einundzwanzig und magst Tee, Madame Butterfly und Sex.«
    »Oh, es gibt schon etwas mehr als das«, entgegnete er,
wobei seine hellen Augen funkelten. »Ich mag fast die ganze klassische Musik, glaube ich … Tee gehört zu meinen Lieblingsgetränken, und außerdem liebe ich es, Liebe zu machen. Es scheint das Einzige zu sein, was ich tun kann, und ich weiß, dass ich gut darin bin.« Wieder zeigte er sich von seiner selbstbewussten Seite.
    Claudia versuchte weiterhin objektiv und ernst zu bleiben, obgleich die Reaktion ihres Körpers dies ziemlich erschwerte. Auch wenn sie erst vor Kurzem befriedigt worden war, die Lust begann sich schon wieder in ihr zu regen.
    »Was den Ort betrifft, wo du dich gerade befindest …« Sie schaute sich in der Küche um, was ihr leichter fiel, als Paul anzusehen. »Das hier ist mein Zuhause, Perry House, und es liegt in der Green Giles Lane in Rosewell under Berfield in Oxfordshire. Wir befinden uns etwa sechzig Meilen von London und zehn Meilen von Oxford entfernt, und der Fluss, in dem du gestern gebadet hast, ist der Little Ber, der irgendwo in die Themse mündet.«
    »Und an dessen Ufer du mich beobachtet hast«, fügte er hinzu, wobei er sie verschmitzt ansah.
    »Du hast dich auf meinem Land befunden, wenn ich dich daran erinnern darf«, entgegnete sie. »Das gleicht unbefugtem Zutritt. Ich würde also behaupten, dass es mein gutes Recht war, dich zu beobachten.« Sie spürte, wie sie dem Mann ihr gegenüber mit jeder Sekunde immer mehr verfiel. Es ängstigte sie – so leicht wollte sie sich nicht geschlagen geben. »Und nun hör auf, mich abzulenken«, sagte sie ruhig. »Also … Weißt du, welchen Tag wir heute haben?«
    Er runzelte die Stirn, schien durch ihre strenge Art jedoch nicht aus der Fassung zu bringen zu sein. »Ich habe keine Ahnung … irgendwann im Sommer?«
    Sie nannte ihm den genauen Tag, und er zuckte die Achseln. »Klingt gut.«

    »Gibt es noch etwas, woran du dich erinnern kannst? Irgendetwas Bestimmtes? Vielleicht ein Ereignis, ein Name – irgendetwas?«
    Paul stellte seine Tasse ab, holte tief Luft und schien sich ganz auf ihre Frage zu konzentrieren. Claudia hatte den Eindruck, als würde er alle seine Gehirnzellen aufrufen, ihr Bestes zu geben. Sein Anblick ließ sie sogleich ein wenig weicher werden, und so bedauerte sie es bereits, ihn so sehr bedrängt zu haben. Sein Gesicht wirkte plötzlich bedrückt, was ihr richtig weh tat.
    »Ich kann mich nur an

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