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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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auch ein paar Jahre älter. Anstatt den gewöhnlichen sachlichen Stil einer ernst zu nehmenden berufstätigen Frau zu wählen, trug sie ein dünnes, weißes Oberteil und eine atemberaubende fliederfarbene Hose aus Wildleder. Ihre schmalen Füße steckten in exotisch wirkenden Sandalen, und ein schwerer Armreif aus geschlagenem Silber schmückte ihren Oberarm. Sie trug eine große und teuer aussehende Uhr, die offensichtlich für einen Mann gedacht war, während ihr langes, beinahe grell-rotes Haar zu einem Zopf geflochten war und verführerisch schimmerte. Sie als attraktiv zu bezeichnen wäre geradezu eine Untertreibung gewesen.
    »Bitte … bitte kommen Sie hier entlang, Dr. Quine«, stammelte Claudia. Es war ihr peinlich, dass sie sich so offensichtlich durch den Auftritt und die Erscheinung dieser Frau aus der Fassung bringen ließ. Schließlich war Beatrice Quine auch bereits in einem gewissen Alter … so wie sie. Sie war gewiss eine Frau, die ebenfalls ihre Probleme und Unsicherheiten hatte, wie andere. Aber warum brachte diese schöne Ärztin sie dann derart durcheinander?
    »Oh, bitte, nennen Sie mich Beatrice«, erwiderte die Ärztin fröhlich, nachdem Claudia sie ins Wohnzimmer geführt hatte. Sie wusste noch immer nicht, wie sie mit ihren Gefühlen und Reaktionen auf diese Frau umgehen sollte.
    Es ist wirklich seltsam, dachte sie. Ich reagiere auf Beatrice
genauso wie auf Paul, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Was ist nur los mit mir? Das ist doch alles vollkommen verrückt!
    »Welch prachtvoller Raum!«, rief Beatrice und stellte sich mitten ins Zimmer, wo sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Ihr langer, geflochtener Zopf schwang dabei durch die Luft. »Sie haben so viele hübsche Dinge«, fuhr sie fort und ließ sich auf dem Sofa nieder, ohne auf eine Einladung zu warten. Es war augenscheinlich, dass die gute Ärztin daran gewöhnt war, überall, wo sie auftauchte, mit offenen Armen und vertrauter Freundlichkeit empfangen zu werden.
    » Ich mag sie«, erwiderte Claudia unsicher und überlegte sich, ob sie sich neben ihrem selbstbewussten Gast niederlassen sollte. Beatrice wirkte völlig entspannt. Sie hatte ihre Tasche abgestellt und machte es sich auf dem Sofa zwischen den vielen Kissen bequem. Elegant schlug sie das eine in Wildleder gekleidete Bein über das andere und legte die Arme über die Rückenlehne der Couch – und da sollte sich Claudia nun neben sie setzen!
    »Also, unser so genannter Patient …«, ermutigte Beatrice Quine ihre Gastgeberin, als diese ziemlich nervös herumdruckste. »Wo ist er übrigens? Im Bett?«
    »Äh, nein«, murmelte Claudia, die durch die verwirrend unprofessionelle Betonung des letzten Wortes nun endgültig aus der Bahn geworfen wurde. Beatrices strahlende Augen funkelten zudem höchst bedeutungsvoll. Es kam Claudia so vor, als wüsste sie bereits von all den Ereignissen, die seit Pauls Eintreffen stattgefunden hatten – einschließlich ihrer Abenteuer in seinem Bett und in der Küche. Trotzdem war sich Claudia ganz sicher, dass sie auch nicht den kleinsten Hinweis gegeben und nichts verraten hatte.
    »Nein, er schläft auf der Couch im Wintergarten«, fuhr sie fort. Es war ihr nicht länger möglich, dem Blick der bohrenden
grünen Augen ihres Gasts zu begegnen. »Er scheint sehr viel Ruhe und Schlaf zu benötigen …« Hatte sie sich verraten? Hatte dieser Satz etwa zweideutig geklungen? Sie spürte, wie das Interesse der Ärztin erneut wuchs. »Wenn er wach ist, geht es ihm allerdings gut. Er scheint überhaupt nicht durcheinander oder verwirrt zu sein … Na ja, zumindest jetzt nicht mehr. Als er hier eintraf, ging es ihm gar nicht gut.«
    »Das ist ein gutes Zeichen«, erwiderte Beatrice, deren Stimme auf einmal wieder ganz die einer neutralen Ärztin klang. »Das Bedürfnis nach Schlaf könnte von einem Trauma herrühren … Wenn Sie allerdings sagen, dass er möglicherweise einige Tage lang ziellos in der Gegend herumgeirrt ist, könnte es sich natürlich auch genauso gut um Erschöpfung handeln.« Als Claudia es wagte, einen raschen Blick auf die Ärztin zu werfen, bemerkte sie, dass diese tatsächlich recht ernst wirkte. Sie runzelte konzentriert ihre zarte Stirn. »Sie sagen, er habe eine Kopfverletzung?«
    »Ja, eine hässliche Wunde, aber sie ist nicht geschwollen oder irgendwie entzündet. Zumindest sieht es nicht so aus.«
    »Hm … Das Ganze klingt nicht allzu ernst, aber das kann man natürlich nie so pauschal sagen. Das Gehirn ist

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