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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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Erinnerung schon recht bald und ohne ein Zutun von außen zurückkehren wird«, fuhr Beatrice fort. »Aber das heißt nicht, dass ich finde, wir sollten es dabei belassen.« Sie hielt inne und schien sich zu überlegen, wie sie nun fortfahren sollte. »Hören Sie, ich gehöre zum Gremium eines kleinen Privatkrankenhauses, das nicht weit von hier liegt. Dorthin könnte ich Paul für eine sorgfältige Untersuchung schicken … Wir haben da einen ausgezeichneten Neurologen, der mir noch einen Gefallen schuldet.«
    Sie lächelte kurz geheimnisvoll, und für einen Moment fragte sich Claudia, um welche Art von Gefallen es sich wohl handeln mochte. »Ich könnte ihn bitten, Paul gründlich zu untersuchen. Die Klinik ist zwar klein, aber ausgezeichnet ausgestattet. Eine Kernspintomographie würde uns zeigen, ob es tatsächlich nichts gibt, worüber wir uns Sorgen machen müssen.«
    Es klang wie die ideale Lösung, doch wieder einmal befielen Claudia eine ganze Reihe von unklaren Zweifeln.
    Zum einen hatte sich Paul sehr widerstrebend gezeigt, als sie ihm vorgeschlagen hatte, sich untersuchen zu lassen; er würde sich vielleicht strikt weigern, ein Krankenhaus aufzusuchen. Und dieses Widerstreben rückte eine weitere Möglichkeit ins Blickfeld, die sie, wie Claudia nun gewahr wurde, immer wieder in eine der hintersten Ecken ihres Bewusstseins schob. Da sie nun jedoch erneut vor ihrem geistigen Auge auftauchte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihr zu stellen.
    War Paul wirklich ehrlich? War sein Gedächtnisschwund
und das, was sich daraus ergab, tatsächlich passiert? Oder war er nur ein höchst geschickter und hinterhältiger junger Mann, der eine Frau im mittleren Alter in ihrer ganzen Verletzlichkeit und der Hoffnung auf Glück wie ein gemeiner Betrüger zu hintergehen versuchte?
    Ich bin nicht im mittleren Alter, widersprach sie sich sogleich heftig, zog die Hand von Beatrice fort und griff nach ihrem Sherry. Sie konzentrierte sich auf das Glas und hob es an die Lippen, wobei sie sich unangenehm bewusst war, dass die Ärztin jede ihrer Bewegungen genau verfolgte.
    Was zum Teufel macht es schon, ob er ein Betrüger oder ein Gigolo ist, setzte sie ihre Gedanken fort und genoss den belebenden Kick des üppigen, beinahe geröstet schmeckenden Getränks. Er hat mich weder verletzt noch offensichtlich hintergangen. Und ich kann ihn mir – verdammt noch mal – auch leisten!
    »Du meine Güte. Ich würde es mir einiges kosten lassen zu erfahren, wie es in Ihrem Kopf aussieht.«
    Claudia wurde aus ihren Überlegungen gerissen und schaute hastig auf. Ihre Augen trafen die grünen von Beatrice, die vor Neugier funkelten.
    »Was um Himmels willen geht nur in Ihnen vor?«, bohrte die Ärztin nach und stand rasch auf, wobei ihre Kleider wie ein fliederfarbener und weißer Blitz schimmerten. Sie holte die Karaffe mit Sherry und kehrte so schnell zum Sofa zurück, dass Claudia kaum zu folgen vermochte. »Zuerst blicken Sie besorgt drein, dann grimmig und schließlich sehen Sie entschlossen aus.« Sie füllte die Gläser noch einmal auf. »Es muss doch etwas mit Paul zu tun haben … Sie können mir vertrauen.« Sie stellte die Karaffe in Reichweite ab, nahm einen weiteren Schluck Sherry und kicherte dann leise. »Ich weiß, dass es nach einem Klischee klingt. Aber Sie können mir vertrauen. Schließlich bin ich Ärztin.«

    Claudia musste über die Dreistigkeit der anderen Frau lachen. Ihre Zweifel und ihre Verwirrung fühlten sich auf einmal weniger bedrückend an.
    »Sie sagten doch, dass Paul wahrscheinlich nichts Ernsthaftes fehle«, begann sie und fragte sich, wie sie Beatrice klar machen sollte, dass es auch die Möglichkeit gab, ihr junger Liebhaber nutze sie ganz einfach aus. Es war ihr wichtig, vor dieser willensstarken Frau nicht wie eine bemitleidenswerte Idiotin, wie ein feuchter Waschlappen dazustehen. Aus irgendeinem Grund, den sie bisher aber noch nicht benennen konnte oder auch wollte, lag ihr viel daran, dass die attraktive Ärztin sie bewunderte. Sie wollte vor ihr als sexy, bezaubernd und stark dastehen – so wie sie selbst Beatrice erlebte.
    »Was ich eigentlich sagen will, ist dies: Halten Sie es für möglich, dass ihm überhaupt nichts fehlt?«, fuhr sie fort. »Dass er nur ein Spiel mit mir treibt … Versucht, einen Vorteil aus der ganzen Angelegenheit zu ziehen …« Sie machte wieder eine Pause und sah sich in dem exquisit ausgestatteten Zimmer um, in dem so viele kleine Schätze standen.

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