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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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Abenteuern erzählt hatte, bereits ihre Wirkung, denn Claudia musste wirklich zugeben, dass das Spiel mit der Gefahr durchaus einiges für sich hatte.
    »Ich weiß, dass du wach bist«, sagte sie und beugte sich über Paul. Sie fühlte sich ausgesprochen mächtig.
    Pauls Augen öffneten sich blitzartig. Er setzte sich aufrecht hin und rückte dann automatisch beiseite, um Claudia Platz auf der Chaiselongue zu machen. Er sagte nichts und fand auch keine faule Ausrede, sondern schaute sie nur aufmerksam an, als würde er auf eine Strafpredigt warten.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie stattdessen und genoss den Ausdruck leichter Verwirrung auf seinem Gesicht, als wäre die Frage nicht ganz das gewesen, was er eigentlich erwartet hatte.
    »In Ordnung. Glaube ich jedenfalls …« Er starrte auf seine nackten Zehen und wackelte mit ihnen, als wollte er seine motorischen Fähigkeiten testen. »Ich freue mich zwar nicht gerade auf die Untersuchungen, die ich über mich ergehen lassen soll. Aber vermutlich ist es das Beste, zu wissen, was wirklich mit mir los ist. Ich könnte schließlich wie eine Zeitbombe herumsitzen, und wir wüssten gar nicht, in welcher Gefahr wir uns befinden. In einem Augenblick wäre alles in Ordnung, und schon im nächsten – päng – bin ich völlig durchgeknallt.«
    Er schien sich wirklich Sorgen zu machen. In seinem Gesicht spiegelte sich seine Angst wider und sein Körper wirkte
angespannt. Trotz des Verdachts, den sie noch vor wenigen Augenblicken gehegt hatte, legte Claudia nun ihre Hand auf seinen Arm und versetzte ihm einen beruhigenden Druck.
    »Beatrice scheint das aber nicht zu glauben. Ich bin mir sicher, dass die Tests nur vorsichtshalber gemacht werden sollen.« Sie spürte, wie er am ganzen Körper zitterte, wusste aber nicht, ob dies auf seine Angst zurückzuführen war oder ob es die Wirkung ihrer Berührung sein konnte. Sein festes Fleisch unter dem Hemdärmel zu spüren ließ zumindest sie nicht gerade unberührt. »Ich hatte große Angst, als ich damals mein Gedächtnis verlor, aber schließlich hat sich alles zum Guten gewandt. Ich mag zwar kein Einstein sein -« Sie grinste ihn ermutigend an »- aber ich bin auch nicht hirntot.«
    »Nein, das bist du wirklich nicht«, sagte Paul und wandte sich ihr zu. Er sah sie unter seinen langen, dunklen Wimpern hinweg auffordernd an, wobei er seine freie Hand sanft auf die ihre legte, die sich noch immer auf seinem Arm befand.
    Claudias Herz fing an wild zu pochen. Er hatte sich mit einem einzigen Wimpernschlag von einem besorgten Menschen in einen Verführer verwandelt. Wieder wusste sie nicht, wie ihr geschah, und gerade das raubte ihr den Atem. Um Gelassenheit bemüht, erwiderte sie seinen Blick kühl und ein wenig distanziert.
    »Kannst du dich inzwischen an etwas mehr erinnern?«, fragte sie und versuchte, ihre Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. »Irgendwelche Bilder, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht sind? Eine Ahnung, was du bist, was du beruflich tust? Oder wie alt du bist?«
    Paul warf ihr eines seiner unwiderstehlichen Lächeln zu und zeigte Claudia damit deutlich, dass er genau wusste, was in ihr vorging. »Nein, eigentlich nicht«, antwortete er. Seine Hand lag noch immer besitzergreifend auf der ihren, als wollte er damit andeuten, dass er noch nicht ganz aufgegeben hatte.
»Und ich habe es wirklich versucht. Ich will mich ja erinnern. Ehrlich!«
    »Das glaube ich dir auch«, sagte sie und zog ihre Hand fort, denn sie befürchtete, die Tatsache, dass sie inzwischen zu zittern begonnen hatte, könnte ihrer angeblichen Gelassenheit widersprechen. »Für dich muss es schwerer sein, als es das damals für mich war … Ich war ein Kind. Da gab es noch nicht so viel, woran ich mich erinnern konnte. Und außerdem sind Kinder damit zufrieden, einfach zu sein . Sie definieren sich nicht durch ihren Beruf oder das, was sie im Leben erreicht haben. Sie machen sich keine Sorgen, wenn sie kein Ziel verfolgen oder keinen bestimmten Weg einschlagen.«
    »Was ist denn dein Ziel im Leben?«, hakte Paul sofort nach. Er sah sie schelmisch an.
    Du Schuft, dachte Claudia und zwang sich zu lächeln. Er reagierte wirklich verdammt schnell. Sein Gedächtnisverlust schien sich jedenfalls nicht auf die Einschätzung seiner Mitmenschen auszuwirken.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon weiß«, entgegnete sie ehrlich. Erstaunlicherweise beunruhigte sie ihre eigene Aussage überhaupt nicht. Noch vor zwei Tagen wäre sie

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