Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
stand.
Sie hatte sie zuvor zugemacht. Sie öffnete sie langsam, so leise sie konnte, linste um die Ecke...
... und sah Eve, die mit dem Rücken zur Wand stand, und Miranda, die ihr ein Messer an den Hals hielt. Zuerst fielen ihr die blauen Flecken und Bissspuren auf Mirandas Hals auf, dann, als sie sich zu ihr umdrehte, die verblassten blauen Augen.
»Nicht«, sagte Miranda. »Ich muss das tun. Charles sagt, dass ich das tun muss, damit die Visionen aufhören . Ich möchte, dass sie aufhören, Claire. Das verstehst du doch bestimmt, oder?“
»Lass sie los, Miranda, okay? Bitte!« Claire schluckte schwer und machte einen Schritt in das Zimmer. Sie hörte Kampfgeräusche aus dem Flur. Shane und Michael hatten alle Hände voll zu tun. »Du möchtest Eve bestimmt nicht verletzen. Sie ist deine Freundin!«
»Es ist einfach zu viel«, sagte Miranda. »So viele Menschen sterben und ich kann nichts dagegen tun. Charles sagte, er könne machen, dass es aufhört. Alles, was ich zu tun hätte, wäre...“
»Was? Eve töten? Echt, tu's nicht! Du möchtest das bestimmt nicht tun!« Panisch wandte sie sich an Eve um Hilfe. Eins stand fest: Die Blässe auf Eves Gesicht stammte nicht vom Make-up. »Yeah«, sagte Eve schwach. »Ich bin deine Freundin, Mir. Das weißt du doch.«
Miranda schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre dunklen Haare herumwirbelten. Das Messer an Eves Hals zitterte und Miranda presste die Augen zu und flüsterte etwas, das wie Charles klang, und als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie anders aus. Nicht ängstlich, sondern konzentriert.
Sie wird ihr etwas antun. Ich muss... Claire konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen; sie handelte einfach, als Eves Arm nach oben zuckte und gegen Mirandas Ellbogen schlug. Sobald das Messer nicht mehr an Eves Hals lag, griff Claire mit beiden Händen in Mirandas Haar und riss sie zurück. Miranda kreischte und schlug wie wild um sich. Eves erhobener Arm bekam einen blutigen Messerstich ab, Claire wich zurück, keuchte und umklammerte weiterhin Mirandas Haar, wobei sie versuchte, außer Reichweite des Messers zu bleiben.
Miranda schwang das Messer und schnitt das Haarbüschel einige Zentimeter unter Claires Fingerknöcheln ab. Oh nein... Miranda stürzte sich mit gezücktem Messer auf sie und Claire stieß gegen das schwarze Nachttischchen, kippte hintenüber auf die schwarze Satindecke und sah das Messer auf sich zukommen.
»Hey!«, schrie Eve, wirbelte Miranda herum und schlug ihr zweimal brutal ins Gesicht. Als Miranda versuchte, auf sie einzustechen, rammte sie ihre Hand gegen die Wand und verdrehte ihr das Handgelenk, bis Miranda ihre Faust öffnete und das Messer auf den Holzboden fiel.
Miranda fing an zu weinen. Es klang verzweifelt und hilflos, und wenn Claire nicht so böse und verängstigt gewesen wäre, hätte sie vielleicht Mitleid mit ihr gehabt. »Nein, nein, ich will es nicht mehr sehen, ich will nicht - er hat versprochen, dass er macht, dass es aufhört...«
Eve packte sie am Arm, öffnete die Schranktür und stieß sie hinein, dann klemmte sie einen Holzstuhl unter den Türknauf, damit sie nicht mehr aufging. Sie sah zornig aus und wirklich, wirklich verletzt. Ihr Arm blutete alles voll - das Blut spritzte zwar nicht, floss aber in rauen Mengen. Claire nahm ein schwarzes Handtuch, das auf dem Schreibtisch lag, und presste es auf die Wunde; Eve blinzelte, als hätte sie die Verletzung ganz vergessen, und hielt es fest.
»Vielleicht steht sie nur unter seinem Fluch. Wie du, als du...«
Okay, es war vielleicht nicht besonders schlau, das gerade jetzt zu erwähnen, dachte Claire.
»Deshalb habe ich sie geschlagen«, sagte Eve. »Aber ich glaube nicht, dass es das ist. Miranda war schon immer verrückt. Ich hatte nur gedacht - na ja, ich dachte, dass sie nicht ganz so verrückt ist.«
Eve sah jetzt besser aus, sie hatte jedenfalls mehr Farbe im Gesicht... und dann dachte Claire, nein, eigentlich sah sie zu gut aus.
Claires Blick wanderte zu der zerbrochenen Fensterscheibe. Draußen war ein schmaler Streifen Sonnenlicht über dem Horizont zu sehen, der rasch breiter wurde, und der Himmel war von einem tiefen Blaugrau.
»Michael!«, brach es aus ihr heraus. »Oh, mein Gott!«
Sie ließ Eve stehen und rannte in den Flur. Shane kam gerade aus seinem Zimmer und schüttelte seine rechte Hand aus. Seine Fingerknöchel bluteten. »Wo ist Michael?«, rief sie.
»Unten«, sagte er. »Was zum Teufel hast du da in der Hand?«
Claire bemerkte
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