Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
werden.«
Claire betrachtete sie eingehend. »Aber bist du okay?“
»Klar. Mir geht's blendend.« Eve winkte sie hinaus. »Geh lernen. Damit du klug genug wirst, um aus dieser Stadt abzuhauen. Ich bin nur ein bisschen fertig. Mach dir keine Sorgen.«
Später, als Michael anfing zu spielen, hörte Claire Eve durch ihre Zimmerwand wieder weinen.
Sie ging nicht, um sich danach zu erkundigen, und sie sah Michael nicht beim Verschwinden zu. Sie glaubte nicht, dass sie den Mut dazu aufbringen konnte.
***
Shane ging am nächsten Tag einige Klamotten mit ihr kaufen. Es waren nur drei Blocks bis zu den farblosen Ladenzeilen der Stadt mit all ihren schmuddelig aussehenden Secondhandläden; sie wollte nicht, dass er sie begleitete, aber er ließ sie nicht allein gehen.
»Eve hast du allein gehen lassen«, merkte sie an, als er auf der Couch saß und die Schuhe anzog.
»Ja, klar. Eve hat auch ein Auto«, sagte er. »Außerdem habe ich noch geschlafen. Du hast einen Bodyguard. Damit musst du leben.«
Insgeheim gefiel es ihr. Ein bisschen. Es war ein weiterer typisch heißer und sonniger Tag, an dem die Bürgersteige fast vor Hitze flimmerten. Es waren nicht viele Fußgänger unterwegs, aber das war ja immer so. Shane machte große Schritte, die Hände in den Taschen vergraben; sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Sie wartete darauf, dass er etwas sagte, aber er blieb stumm. Nach einer Weile fing sie an zu sprechen. »Hattest du viele Freunde, als du hier aufgewachsen bist?“
»Freunde? Ja, ich denke schon. Ein paar. Michael. Ich kannte auch Eve damals ein bisschen, aber sie hing mit einer anderen Clique herum. Ein paar andere Kids noch.“
»Was - was ist aus denen geworden?«
»Nichts«, sagte Shane. Sie wurden erwachsen, nahmen Jobs an, beanspruchten Schutz, machten gerade so weiter. So funktioniert das in Morganville. Man bleibt entweder hier oder man läuft davon.«
»Siehst du sie ab und zu?« Sie war überrascht, wie sehr sie ihre Freunde zu Hause vermisste, besonders Elizabeth. Sie hatte immer gedacht, sie sei eine Einzelgängerin, aber vielleicht war sie das doch nicht. Vielleicht ist das niemand so richtig.
»Nein«, sagte er. »Wir haben heute nichts mehr gemeinsam. Sie wollen nicht mit so einem wie mir abhängen.“
»Jemandem, der sich nicht anpassen möchte.« Shane warf ihr einen Blick zu und nickte. »Sorry.«
Er zuckte mit den Achseln. »Schon gut. Was ist mir dir? Irgendwelche Freunde Zu Hause?«
»Ja, Elizabeth. Sie ist meine beste Freundin. Wir haben die ganze Zeit gequatscht, weißt du? Aber... als sie erfuhr, dass ich woanders aufs College gehe, war sie einfach...« Claire beschloss, dass ein Schulterzucken die beste Meinung bot, die sie dazu abgeben könnte.
»Hast du sie mal angerufen?«
»Ja«, sagte sie. »Aber es ist, als würden wir uns gar nicht mehr kennen, weißt du? Wir zerbrechen uns den Kopf darüber, worüber wir reden könnten. Es ist ganz komisch.“
»Gott, ja, ich weiß, was du meinst.« Shane hielt plötzlich an und nahm die Hände aus den Taschen. Sie waren in der Mitte eines Blocks zwischen zwei Geschäften und zuerst dachte sie, er wolle sich ein Schaufenster anschauen, aber dann sagte er angespannt: »Dreh dich um und hau ab. Geh einfach in den ersten Laden, den du siehst, und versteck dich.«
»Aber...«
»Tu's einfach, Claire. Jetzt«
Sie wich zurück, wandte sich um und ging, so rasch sie wagte, zu dem Geschäft, an dem sie gerade vorbeigekommen waren. Es war ein schmuddelig aussehender Secondhandladen für Kleider, in dem sie nicht freiwillig einkaufen würde, aber sie drückte die Tür auf und schaute dabei über ihre Schulter.
Ein Polizeiauto glitt neben Shane an den Randstein. Er stand da, seine Hände baumelten an seiner Seite, sein Gesichtsausdruck war höflich und respektvoll; der Cop auf der Fahrerseite lehnte sich aus dem Fenster und sagte etwas zu ihm.
Claire fiel fast nach vorne, als die Tür aufgerissen wurde, und stolperte über die Schwelle in einen abgedunkelten, moderig riechenden Raum.
»Hallo«, sagte der uniformierte Cop, der ihr die Tür aufgemacht hatte. Es war ein älterer Mann mit schütterem blondem Haar und einem dicken Schnauzbart, kalten blauen Augen und krummen Zähnen. »Claire, richtig?«
»Ich...« Ihr fiel nichts ein, was sie darauf hätte sagen können. Ihr ganzes Leben lang hatte man ihr eingeschärft, die Polizei nicht anzulügen, aber...
»Ja, Sir.« Sie nahm an, dass er das sowieso schon
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