Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
wusste.
»Ich heiße Gerald. Gerald Bradfield. Schön, dich kennenzulernen.« Er hielt ihr seine Hand hin. Sie schluckte schwer, wischte ihre schweißigen Handflächen ab und schüttelte sie. Halb erwartete sie, dass er Handschellen um ihre Handgelenke einrasten lassen würde, aber er zerquetschte ihr nur fast die Hand, als er sie zweimal auf und ab bewegte; dann ließ er sie los. »Die Leute suchen schon nach dir, weißt du das?«
»Ich - das wusste ich nicht, Sir.«
»Wusstest du nicht?« Eiskalte Augen, obwohl er lächelte. »Kann ich mir nicht vorstellen, Kleine. Tatsache ist, dass sich die Tochter des Bürgermeisters Sorgen gemacht hat, wo du abgeblieben bist. Bat uns, dich zu finden. Sicherzustellen, dass es dir gut geht.«
»Mir geht es gut, Sir.« Sie konnte kaum sprechen. Ihr Mund war ausgetrocknet. »Ich bin nicht in Schwierigkeiten, oder?«
Er lachte. »Warum solltest du in Schwierigkeiten sein, Claire? Nein, mach dir keine Sorgen. Tatsache ist, dass wir schon wissen, wo du steckst. Und mit wem du dich herumtreibst. Du solltest vorsichtiger sein, Herzchen. Du bist ganz neu hier, aber du weißt schon höllisch viel mehr, als gut für dich ist. Und deine Freunde gehören nicht gerade zu den Leuten, die zu einem friedlichen Leben in dieser Stadt beitragen. Unruhestifter. Du siehst für mich nicht wie ein Unruhestifter aus. Ich sag dir eins: Geh zurück ins Wohnheim, sei ein braves Mädchen, geh zum Unterricht. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass dir nichts passiert.«
Claire wollte nicken, wollte zustimmen, wollte alles tun, um von diesem Mann wegzukommen. Sie sah sich im Laden um. Es waren noch andere Leute dort, aber sie konnte keinen dazu bringen, sie anzuschauen. Es war, als würde sie überhaupt nicht existieren.
»Du glaubst nicht, dass ich das kann«, sagte er. »Aber ich kann es. Worauf du dich verlassen kannst.«
Sie wandte sich ihm wieder zu; seine Augen waren weiß geworden, die Pupillen kleine schwarze Punkte in der Mitte. Als er lächelte, sah sie seine Eckzähne aufblitzen.
Sie keuchte, wich zurück und ergriff die Türklinke. Sie stürzte auf die Straße hinaus, rannte los und sah, dass Shane noch an derselben Stelle stand und beobachtete, wie sich das Polizeiauto von der Bordsteinkante entfernte. Er wandte sich um und fing sie auf, als sie praktisch mit ihm zusammenstieß. »Vampir!«, keuchte sie. »V-Vampir-Cop. Im Laden!«
»Muss Bradfield gewesen sein«, sagte Shane. »Großer Typ? Beinahe kahl, Schnauzer?«
Sie nickte und zitterte am ganzen Körper. Shane sah überhaupt nicht überrascht aus und schon gar nicht erschrocken. »Bradfield ist okay«, sagte er. »Sicher nicht der übelste Typ in dieser Stadt. Hat er dir wehgetan?«
»Er - er hat mir nur die Hand geschüttelt. Aber er hat gesagt, dass er es weiß! Er weiß, wo ich wohne!«
Shane sah wieder nicht überrascht aus. »Na ja, das war nur eine Frage der Zeit. Sie haben angehalten, um mich nach deinem vollen Namen zu fragen. Sie haben ihn in das Bestandsverzeichnis aufgenommen.«
»Bestandsverzeichnis?«
»So nennen sie es. Es ist eine Art Volkszählung. Sie wissen immer, wie viele in einem Haus wohnen. Hör mal, geh einfach weiter, okay. Und schau nicht so ängstlich drein. Sie werden sich nicht am helllichten Tag auf uns stürzen.«
Shane vertraute viel mehr darauf als sie, aber sie bekam ihr Zittern unter Kontrolle und nickte; sie folgte ihm einen Block weiter zu einem Secondhandladen, der heller und freundlicher aussah und nicht so, als würden Vampire darin lauern. »Das ist Mrs Lawsons Laden. Sie war eine Freundin meiner Mom. Sie ist okay.« Shane hielt ihr die Tür auf wie ein Gentleman. Sie nahm an, seine Mutter hatte ihm das beigebracht. Der Raum roch gut - Räucherstäbchen, schätzte Claire - und es brannten viele Lichter. Keine dunklen Ecken und die Türglocke läutete mit einem angenehmen Geklimper, als Shane die Tür zufallen ließ.
»Shane!« Eine riesige Frau in einem farbenfrohen Batik-Shirt und einem langen, wabernden Rock schob sich von der Ladentheke hinten im Raum zu ihnen herüber, umarmte Shane und strahlte ihn an; dann trat sie einen Schritt zurück. »Junge, was tust du denn wieder hier? Bringst du dich wieder in Schwierigkeiten?«
»Klar bringe ich mich in Schwierigkeiten, Ma'am. Wie immer.“
»Dachte ich mir. Gut so.« Die dunklen Augen der Frau hefteten sich auf Claire. »Wer ist deine kleine Freundin?“
»Das ist Claire. Claire Danvers. Sie - sie geht aufs
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