Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
Tageslicht hereinfiel.
»Wir bewegen uns jetzt besser«, sagte Shane. »Los, komm!«
Claire ließ zu, dass er sie hinter sich herzog. Sie schaute über ihre Schulter zurück und sah, wie die Schreibtische unter der Erschütterung von Körpern bebten. Sie glitten mit einem Ächzen über die Fliesen und einer von ihnen brach mittendurch, wobei Schubladen unter lautem Geklapper herausfielen.
Shane winkte einem kräftigen Typen in schwarzem Leder zu, als sie an ihm vorbeikamen, und alle drei rannten sie im ersten Stock den Flur entlang. Es war dunkel, schmutzig und unheimlich, aber nicht so unheimlich wie die Geräusche, die aus der Lobby zu ihnen heraufdrangen. Shane hatte eine Taschenlampe und knipste sie an, um Hindernisse auf ihrem Weg auszumachen – umgefallene Infusionsständer, einen zurückgelassenen, staubbedeckten Rollstuhl, eine Tragbahre, die zur Seite gefallen war. »Schneller«, keuchte er, als ein endgültiges Krachen aus der Lobby kam.
Sie waren hereingekommen.
Claire glaubte nicht, dass es mehr als die Hälfte der Vampire erfolgreich über den sonnendurchfluteten Parkplatz geschafft haben konnte, aber die, die stark genug waren, waren jetzt hier drin, wo es schön dunkel für sie war. Schlechte Wettbewerbsbedingungen.
Shane kannte den Weg. An einer Ecke bog er rechts ab, danach links, er riss einen Notausgang auf und schob Claire hinein. »Nach oben!«, sagte er. »Zwei Treppen, dann nach links.«
Auf der Treppe lagen Dinge. Claire konnte sie trotz Shanes Taschenlampe nicht besonders gut sehen, aber sie rochen krank und faulig nach Tod. Sie versuchte, nicht zu atmen, mied die klebrigen Lachen von getrocknetem Was-immer-das-war – sie wollte sich nicht vorstellen, dass es sich um Blut handelte – und rannte weiter die Stufen hinauf. Der erste Absatz, dann ein weiterer Treppenabschnitt, der sauber war, abgesehen von ein paar zerbrochenen Flaschen, über die sie sprang.
Zwei Treppen weiter riss sie an der Tür des Notausgangs und hätte sich beinahe die Schulter ausgekugelt.
Sie war versperrt.
»Shane!«
Er schob sie aus dem Weg, griff nach der Klinke und zog daran. »Shit!« Er trat wütend dagegen, starrte einen Augenblick ins Leere, dann wandte er sich der nächsten Treppe zu.
»Noch eine nach oben! Los!«
Die Tür im vierten Stock war offen und Claire stürzte durch sie hindurch in die Dunkelheit.
Ihr Fuß blieb an etwas hängen und sie stolperte vorwärts, schlug auf den Boden und rollte weiter. Shanes Taschenlampe warf einen Lichtkegel auf sie und beleuchtete verschrammte Linoleumplatten, Stapel windschiefer Schachteln...
... und ein Skelett. Claire schrie auf und rutschte rasch von ihm weg, aber dann bemerkte sie, dass es nur ein Unterrichtsskelett war, dessen Einzelteile auf dem Boden verstreut lagen und über das sie gestolpert war.
Shane packte sie am Arm, zerrte sie nach oben und zog sie weiter. Claire schaute über ihre Schulter. Sie konnte den Biker-Typen, der ihnen gefolgt war, nicht sehen. Wo war er...?
Sie hörte einen Schrei.
Oh.
Shane trieb sie den langen Gang entlang, bog links ab und zog Claire hinter sich her. Sie kamen zu einer weiteren Feuertreppe. Er öffnete die Tür und sie rannten eine Treppe hinunter.
Dieser Ausgang war offen. Shane zog sie hinaus in einen weiteren langen dunklen Flur und bewegte sich rasch, wobei er leise die Türen zählte.
Vor Nummer dreizehn hielt er an.
»Da rein«, sagte er und kickte sie auf. Das Metall gab kreischend nach und schlug nach hinten gegen die Fliesen. Etwas zerbrach klirrend, als wäre ein Stapel Teller auf den Boden gefallen.
Claire fröstelte, da sie etwas betreten hatte, das wie eine Leichenhalle aussah. Edelstahlwannen, Edelstahlschubladen in der Wand; einige von ihnen standen offen und gaben den Blick auf ausfahrbare Wannen frei.
Ja, sie war sich ziemlich sicher, dass es die Leichenhalle war. Und ganz bestimmt würde sie ab jetzt eine wichtige Rolle in ihren Albträumen spielen, vorausgesetzt, dass sie je wieder zum Schlafen käme.
»Da lang«, sagte Shane und zog etwas auf, das wie ein Wäscheschacht aussah. »Claire.«
»Oh, zur Hölle, nein!« Sie hasste enge Räume und etwas Schlimmeres als das konnte es gar nicht geben. Sie hatte keine Ahnung, wie lang der Tunnel war, aber er war eng und dunkel – und hatte er nicht etwas von Leichenhallentunnel gesagt? War das ein Leichenschacht? Womöglich steckte noch immer irgendwo eine Leiche fest! Oh Gott...
Von draußen drangen Geräusche zu ihnen – der Mob
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