Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
zu knapp.«
»Das Heilmittel für Ihre Krankheit!« Sie fühlte plötzlich Hoffnung aufkeimen, als sie in ihrem Rucksack herumkramte und den Kristallstreuer hervorholte. »Ist das nicht das, was bisher dabei herausgekommen ist?«
»Stimmt. Clever, dass du das entdeckt hast. Aber es hat Jahre gedauert, es zu entwickeln, und es kann trotzdem bestenfalls die Symptome lindern. Selbst eine riesige Dosis wird bei jedem von uns innerhalb weniger Stunden nachlassen und die Folgen für dich...«
»Aber wenn wir ein Heilmittel finden, ein echtes Heilmittel?«
»Es ist naiv zu glauben, dass wir so etwas innerhalb von Stunden perfektionieren könnten. Nein, ich denke, du gehst jetzt besser. Ich war heute sehr großzügig. Du solltest mich das wirklich genießen lassen, so lange ich kann.« Er betrachtete den Streuer in ihrer Hand und einen Moment lang glaubte sie, den Funken dieses aufgeweckten Interesses zu sehen, das ihn bei ihren früheren Treffen so sehr angetrieben hatte. »Wenn ich dir meine Forschungen zeige, könntest du vielleicht in diese Richtung weiterforschen. Für die anderen.«
»Sam sagte, alle seien krank. Selbst Amelie.«
Myrnin nickte. »So wie ich jetzt bin, werden sie auch sein. Jeder lebende Vampir wird dies in den nächsten zehn Jahren durchmachen, es sei denn, es wird aufgehalten.«
Zehn Jahre! Nein. Nicht Michael.
Sie konnte nicht untätig zusehen, ohne zu versuchen, es aufzuhalten. Wenigstens um seinetwillen.
***
»Amelie brachte uns nach Morganville, damit wir Zeit gewinnen, um einen Weg zu finden, unser Überleben zu sichern. Sie glaubte – sie glaubte, dass die Menschen den Schlüssel zu dieser Seuche haben könnten, und sie glaubte auch, dass wir es uns nicht mehr länger leisten könnten, so zu leben wie bisher, nämlich nachts auf Beutezug zu gehen und uns zu verstecken. Sie glaubte daran, dass Menschen und Vampire zusammen leben und arbeiten und gemeinsam eine Lösung für unsere Krankheit finden könnten. Das wurde natürlich rasch unmöglich. Nachdem sie es den ersten paar Vampiren erzählt hatte, wurde ihr klar, dass sie verrückt würden, wenn sie wüssten, was auf sie zukam, dass sie wahllos töten würden. Deshalb wurde es zu einem Geheimnis, zu einem schrecklichen Geheimnis. Sie erzählte ihnen einen Teil der Wahrheit, dass sie ein Heilmittel dagegen suchte, dass wir unfruchtbar sind. Aber niemals den Rest.«
»Morganville ist also... eine Art Labor. Sie versucht, ein Heilmittel zu finden und uns gleichzeitig alle zu beschützen.«
»Ganz genau.« Myrnin rieb sich wieder mit den Händen über das Gesicht. »Ich werde müde, Claire. Besser du gibst mir von den Kristallen.«
Sie streute einige in seine Hand. Ihre Blicke trafen sich.
»Mehr«, sagte er. »Die Krankheit ist fortgeschritten. Ich werde eine große Dosis brauchen, um auch nur eine Weile bei dir zu bleiben.«
Sie schüttete ungefähr einen Teelöffel voll heraus. Myrnin warf es sich ein, verzog das Gesicht, weil es so bitter war, und schluckte. Ein Beben durchzuckte ihn und sie sah förmlich, wie Erschöpfung und Verwirrung von ihm abfielen. »Hervorragend. Das war wirklich eine erstaunliche Entdeckung. Jammerschade um den Doktor. Im Ernst, er war sehr klug.« Oje. Myrnin driftete wegen der Drogen in seine manische Phase ab. Das war gefährlich. »Du bist sehr klug. Vielleicht kannst du dir mal die Notizen durchlesen.«
»Ich...ich fange gerade erst mit Biochemie für Fortgeschrittene an...«
»Unsinn, deine angeborenen Fähigkeiten sind offensichtlich.« Er deutete auf den Kristallstreuer in ihrer Hand. »Nimm das.«
»Nein, das ist Ihre Medizin, nicht meine.«
»Und sie wird dir helfen, mit mir mitzuhalten, wir haben nämlich sehr wenig Zeit, Claire. Sehr wenig.« Seine Augen waren hell und klar wie die eines Vogels und sie enthielten ungefähr ebenso viel Zuneigung. »Du kannst mir auf zwei Arten behilflich sein. Du kannst die Kristalle nehmen oder du kannst auf andere Weise dazu beitragen, meine Phase der Klarheit zu verlängern.«
Sie setzte sich auf ihre Fersen zurück. »Sie sagten, das würden Sie nicht tun.«
»Das habe ich in der Tat. Aber weißt du, die Krankheit macht einen sentimentalen Narren aus mir. Wenn ich einen Erben für mein Wissen finden soll und ein Heilmittel für mein Volk, kann ich mich mit solchen Überlegungen nicht belasten.« Sein Blick schweifte fremd und hungrig über sie hinweg. »Du glühst so wahnsinnig hell, weißt du?«
»Ja«, murmelte sie. »Das sagten Sie schon.«
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