Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
manische Phase immer in Wahnsinn umschlug, und er hatte sich so sehr gewünscht, wieder er selbst zu sein.
Aber die Kristalle, die da auf dem Tablett trockneten, konnten das ändern oder zumindest hoffte sie das. Es war nicht so, dass Myrnin sich geirrt hätte, aber sein letzter Assistent hatte Fehler gemacht; ob absichtlich oder nicht, das konnte Claire nicht sagen. Aber die Kristalle auf dem Tablett würden wirkungsvoller sein und länger anhalten.
Myrnin würde sich wieder stabilisieren können.
»Es ist kein Heilmittel«, sagte Myrnin, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Nein, aber Sie gewinnen dadurch Zeit«, sagte Claire. »Hören Sie, ich kann morgen wiederkommen. Versprechen Sie mir, dass sie die Kristalle hierlassen, okay? Versuchen Sie noch nicht, sie einzunehmen, sie sind noch nicht fertig. Und sie sind stärker, deshalb müssen Sie mit einer kleinen Dosis beginnen und sich vorarbeiten.«
»Sag mir nicht, was ich zu tun habe!«, bellte Myrnin. »Wer ist hier der Meister? Wer ist der Lehrling?«
Das kam ihr bekannt vor – und gefährlich. Sie senkte den Kopf. »Sie sind der Meister«, sagte sie. »Ich muss jetzt gehen. Es tut mir leid. Ich komme morgen wieder, in Ordnung?«
Er antwortete nicht. Seine dunklen Augen waren auf sie fixiert und sie kam nicht dahinter, was er dachte. Er stand direkt an einem Abgrund.
Claire nahm den Streuer mit den weniger wirkungsvollen Kristallen und stopfte sie in ihren Rucksack – es war nicht mehr viel übrig, aber es würde für jeden von ihnen noch eine Dosis reichen, und wenn er in seiner manischen Phase irgendetwas mit den neuen Kristallen anstellte, könnte das nötig sein. Sie musste Amelie nach einer Art Kassette fragen, in der sie Sachen verwahren konnte...
»Warum?«, fragte Myrnin. Sie sah stirnrunzelnd zu ihm auf. »Warum hilfst du uns? Wäre es für die Menschen nicht besser, wenn wir dahinsiechten und ausstürben? Wenn du mir hilfst, hilfst du allen Vampiren.«
Claire wusste, was Shane getan hätte. Er wäre hinausspaziert und hätte es als Sieg auf der ganzen Linie betrachtet. Eve hätte vielleicht dasselbe getan, wenn da nicht Michael wäre.
Und sie...sie half. Half. Sie konnte nicht einmal genau sagen, warum, außer, dass es ihr falsch erschien, sich abzuwenden. Sie waren nicht alle böse und sie konnte Leute wie Sam und Michael nicht dem Allgemeinwohl opfern.
»Ich weiß«, sagte Claire. »Glauben Sie mir, ich bin nicht glücklich darüber.«
»Du tust es, weil du Angst hast«, sagte er.
»Nein, ich tue es, weil Sie es brauchen.«
Er starrte sie nur an, als könnte er sich nicht zusammenreimen, was sie sagte. Zeit zu gehen. Sie fröstelte, schulterte ihren Rucksack und eilte zur Treppe. Sie schaute immer wieder zurück, aber sie sah nie, wie Myrnin sich bewegte... Trotzdem stand er jedes Mal an einer anderen Stelle, immer ein wenig näher, sooft sie sich umdrehte. Es war wie ein Spiel für Kinder, nur war es tödlicher Ernst. Wenn sie ihn anschaute, rührte er sich nicht.
Claire drehte sich um und ging rückwärts, wobei sie ihn anstarrte. Myrnin kicherte und das Geräusch hallte wie das Rascheln von Fledermausflügeln im Zimmer wider.
Als sie mit den Absätzen an die unterste Stufe stieß, wandte sie sich um und rannte los.
Er hätte sie einholen können, aber das tat er nicht. Sie stürzte durch die Tür des Schuppens hinaus auf die Gasse hinter dem Haus, sie keuchte, schwitzte und zitterte.
Er kam nicht nach. Sie glaubte nicht, dass er ihr über die Treppe hinaus hätte folgen können. Sie war sich nicht sicher, warum – vielleicht wurde Myrnin wie ein Flaschengeist gefangen gehalten, genau wie niemand Morganville verlassen konnte oder wie die Erinnerungen der Leute gelöscht wurden.
Sie fühlte, wie sich die Haare in ihrem Nacken bewegten, und dann hörte sie eine Stimme. Ein undeutliches Flüstern. Shane? Was machte Shane hier?
Er war im Schuppen. Er war im Schuppen und er war in Schwierigkeiten. Sie musste zu ihm...
Claire griff nach der Türklinke des Schuppens, noch bevor sie wusste, was sie da tat.
»Myrnin, hören Sie auf damit!«, keuchte sie und wich zurück. Sie wandte sich um und rannte die Gasse hinunter in Richtung der relativ sicheren Straße.
Erst als sie dort angelangt war, stellte sie fest, dass schon die Dunkelheit hereinbrach.
Eddie würde sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr abholen und sie war weit von zu Hause entfernt. Zu weit, um zu Fuß zu gehen.
Claire war schon dabei, Michael zu Hause
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