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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Rechteck, aber er bildete sich ein, irgendwo in der Dunkelheit Anzeichen einer Bewegung wahrgenommen zu haben. Dann tauchten Paradise, G. I. Joe und Lazarus aus dem künstlichen Halbdunkel auf. Die Wachen reihten sich hinter ihnen ein und eskortieren sie zur Bühne. Die Menge bemerkte den Auftritt des alten Sängers und seiner Entourage zunächst nicht, aber als sie ihn erkannten, schienen sie den Einmarsch gebannt zu verfolgen.
    Stille legte sich über den Platz.
    Chad erkannte Verwirrung, Ungläubigkeit, Erstaunen und Freude in den Gesichtern. Einige dieser Menschen konnten schlicht und ergreifend nicht glauben, was sie sahen. Ein paar von ihnen hatten die Ermordung des alten Mannes mit eigenen Augen miterlebt. Das Wort »Wunder« verbreitete sich rasant in der Menge wie eine akustische Welle in einem Menschenmeer.
    Der Sänger und seine Eskorte erreichten die Bühne, und der alte Mann stieg die wenigen Stufen zur Plattform hinauf. Er schritt mit hoch erhobenem Haupt gemächlich zum Podium hinüber und strahlte ebenso triumphierend wie ein erfolgreicher Eroberer bei seiner Heimkehr. Er schüttelte Jake Barnes die Hand, der sich noch einmal über das Mikrofon beugte, um seine abschließenden Worte zu sprechen: »Menschen von Unten ... ich präsentiere euch: die Wiederauferstehung!«
    Dann stand Lazarus allein am Rednerpult, hielt sich auf beiden Seiten daran fest und musterte die Massen mit dem stummen Selbstvertrauen eines Gottes. Einige der Sklaven, deren Leidenszeit bereits eine gefühlte Ewigkeit währte, fielen auf die Knie. Die Menge verstummte und wartete auf die ersten öffentlichen Worte, die der alte Mann nach all diesen Jahren sprechen würde.
    Es herrschte Totenstille.
    Kein Mucks war mehr zu hören.
    Kaum ein Atemzug.
    Lazarus lächelte. »Freunde …«
    Ein freudiges, ehrerbietiges Flüstern machte die Runde.
    Er war es wirklich.
    Seine Stimme war unverwechselbar.
    Ein Anflug von Demut huschte über das Gesicht des alten Sängers. »Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, heute Abend hier vor euch stehen zu können. Es ist ein Wunder.« Er hielt inne und räusperte sich. »Ich bin zurückgekehrt, um euch nach Hause zu bringen.«
    Der Ausbruch purer Freude, den diese Worte auslösten, jagte Chad einen wohligen Schauer über den Rücken.
    Dann hörte er, wie sich ein Donnern näherte, und wandte seinen Kopf nach links. Ein Transportlastwagen tauchte aus einer Nebenstraße auf und rumpelte vor die Bühne. Der Dieselgestank des Motors durchschnitt die Atmosphäre auf dem Platz wie ein gigantisches Rülpsen. Jake Barnes klatschte eine Hand auf Chads Schulter. »Damit kommst du hier raus, Junge.«
    Lazarus ergriff erneut das Wort. »Ich verspreche euch keinen einfachen Exodus. Die Tunnel werden sich für uns als schreckliche Tortur erweisen. Die Formwandler herrschen in jenem Reich und sie stellen eine nicht unerhebliche Gefahr dar. Einige von uns werden auf dem Weg in die Freiheit sterben.«
    Er seufzte.
    Sein Gesicht strahlte eine feierliche Ruhe aus.
    »Freunde, ich frage euch: Seid ihr bereit, den ultimativen Preis für die Chance zu bezahlen, wieder in Freiheit zu leben?«
    Diesmal brach die Menge in zustimmenden Jubel aus.
    Lazarus, dessen durchdringender Stimme Beobachter einst gottgleiche Eigenschaften zugesprochen hatten, brüllte so laut, dass man ihn auch jenseits der Zuschauermenge hören konnte: »DANN SOLLT IHR EURE FREIHEIT BEKOMMEN!«
    Dieses Mal glich die Reaktion der Menge einem Schlachtruf.
    Wild und entschlossen, eine Stimme der kollektiven Sehnsucht.
    Chad wurde bewusst, dass er erneut zitterte.
    Aber nun war es nicht die Angst, die sein Zittern ausgelöst hatte.
    Ihn hatte vielmehr die Kampfeslust gepackt.
    Der Griff der Machete surrte förmlich in seiner Hand.
    Und dann legten sich mehrere Hände auf seinen Rücken und schoben ihn zur Seite der Bühne – in Richtung der Treppe.
    In Richtung des Transporters.
    Und ja, in Richtung seiner Bestimmung.

Kapitel 30
    Der Meister erwachte aus der meditativen Trance, in die er sich immer dann versetzte, wenn er mit den Göttern kommunizieren wollte. Jahrhundertelang war es ein müheloser Prozess für ihn gewesen, etwas, das ihm mit der Leichtigkeit eines Opernsängers gelang, der sich mit Stimmübungen aufwärmte.
    Das hatte sich geändert.
    Oh, er konnte sich noch immer umgehend in diesen Zustand geistiger Entrückung versetzen. Was sich allerdings verändert hatte, war seine Beziehung zu den Todesgeistern. Sie schienen oft

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