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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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einziges Mal ihre Haut zerfetzte.
    Also flüsterte sie erneut so leise, dass sie es selbst kaum hören konnte: »Nein.«
    In diesem Moment war Miss Wickman vom Bett aufgestanden und hatte dem Lehrling die Axt abgenommen. Sie schwang sie über ihre Schulter und vergewisserte sich, dass Alicia jedes ekelhafte Detail mitbekam, bevor sie sagte: »Das ist der Teil meiner Arbeit, den ich wirklich genieße.«
    Dann durchlebte sie eine erschreckende Veränderung. Sie knurrte, ihre Augen traten aus den Höhlen hervor, und sie hob die Zimmermannsaxt hoch über den Kopf. Sie glich eher einem wilden, ungezähmten Biest als einem menschlichen Wesen. Dann ließ Miss Wickman die Axt in einem perfekten, zielsicheren Bogen hinabsausen.
    Und hier vor Alicia lag, als solle sie noch weiter verhöhnt werden, das Ergebnis dieses Schlags.
    Karens blutbeflecktes Gesicht war das Erste, was Alicia gesehen hatte, nachdem sie aufgewacht war. Der Kopf ihrer Freundin wurde auf einem Klapptisch neben dem Bett auf dem sprichwörtlichen Silbertablett dargeboten. Das einst so wunderschöne lange Haar der jungen Asiatin war mit roten Spritzern verklebt. Der Anblick erfüllte Alicia mit unbändiger Scham und Trauer. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen und benetzten das getrocknete Blut auf ihrem Kopfkissen.
    Ich habe das getan, dachte sie.
    Ich habe meine Freundin umgebracht.
    Sie konnte es nicht leugnen.
    Sie war ein Monster.
    Sie hatte es verdammt noch mal nicht verdient, weiterzuleben.
    Beinahe so, als hätte sie ihre Gedanken gespürt, öffnete Miss Wickman in diesem Moment die Schlafzimmertür und trat ein. Alicia blickte fast erleichtert auf die Waffe in der Hand der Frau. Sie betete für eine Kugel in den Kopf. Für ein schnelles, gewaltsames, explosives Ende dieser Orgie des Schreckens und des menschlichen Verlusts.
    Miss Wickman lächelte sie an und deponierte die Waffe auf einem der Bücherregale. Dann trat sie ans Bett heran und nahm das Rasiermesser an sich. Ihre weißen Zähne blitzten zwischen ihren grinsenden Lippen auf, als sie sagte: »Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich unsere gemeinsame Zeit genossen habe. Es hat mir wirklich großen Spaß bereitet.«
    Alicia brachte ein schwaches »Fick dich!« zustande.
    Das grauenvolle Weibsbild lachte schallend, stellte sich ans Fußende des Bettes und durchtrennte die Fesseln an Alicias Füßen.
    Das Geheul der Formwandler wurde lauter und wilder, je tiefer der Konvoi aus Transportlastwagen in die dunklen Tunnel eindrang. Der Lkw, in dem auch Chad saß, bildete die Nachhut. Er hockte zusammen mit Lazarus und Jack Paradise auf einer Bank auf der Ladefläche. Gegenüber von ihnen saßen Wachen, die sich ihrer Visierhelme entledigt hatten. Jake Barnes fuhr vorne neben dem Fahrer mit. Der alte Mann stand mit dem Fahrer des Führungsfahrzeugs über ein Walkie-Talkie in ständigem Kontakt. Hin und wieder versorgte er sie durch das kleine Fenster in der Rückwand des Fahrerhäuschens mit den neuesten Informationen.
    »Der Junge hat mir gerade berichtet, dass von diesen Biestern noch immer nichts zu sehen ist«, berichtete der alte Mann gerade. Der betreffende »Junge« war Todd Haynes, der den vorderen Laster steuerte. »Er meint, sie hätten sich womöglich zurückgezogen.«
    Chad schüttelte den Kopf. »Da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken.«
    »Ja, sie werden lauter. Von wegen zurückgezogen«, pflichtete Paradise ihm bei.
    Chad seufzte. »Ja.«
    Sie würden dieses düstere Labyrinth des Schreckens erst hinter sich lassen können, wenn sie ein paar wie auch immer geartete brutale, dezimierende Konfrontationen überlebt hatten. Chad schloss seine Hand noch fester um den Griff der Machete, spürte, wie ihre übernatürliche Kraft ihn durchflutete, und wusste aus unerfindlichen Gründen, dass er in Sicherheit sein würde, solange er sie besaß. Niemand musste ihm erklären, dass er diese Waffe aus einem ganz bestimmten Grund bekommen hatte. Er nahm an, dass er mit der langen, gebogenen Klinge das Wesen töten sollte, das sie den Meister nannten. Die Vorstellung verstärkte das Gefühl des heißen Klumpens der Angst tief in seinem Körper nur noch weiter. Er pulsierte wie der schmelzende Kern eines instabilen Atomreaktors. Chad brach der Schweiß aus, und er zitterte am ganzen Körper.
    Jack Paradise stieß ihm einen Ellenbogen in die Seite. »Und wie geht’s dir so?«
    Chad zuckte mit den Schultern. »Wenn man bedenkt, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass ich in ein paar

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