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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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wusste er, weil es ihm nach Tagen des Schweigens endlich gelungen war, mit einem der Todesgeister in Kontakt zu treten. Mit Loth, einer der niederen Gottheiten. Es spielte fast keine Rolle mehr, dass ihn die höhergestellten Geister des Reiches weiterhin ignorierten. Jegliche Form des Kontakts bot zu diesem Zeitpunkt Anlass zur Freude.
    Du hast den Wunsch, zu sterben?, fragte Loth ihn.
    Ja.
    Und du erwartest den Übergang auf eine Daseinsebene deiner Wahl?
    Ja.
    Es trat eine Pause ein, während der Gott darüber nachdachte.
    Du hast uns im Laufe der Zeit wohl gedient. Wir können dir diesen Wunsch gewähren. Wir verlangen im Austausch dafür jedoch ein letztes Opfer. Schwebt dir womöglich bereits etwas Passendes vor?
    Der Meister musste nicht lange überlegen.
    Die Menschen von Unten.
    Loth, der nach Ansicht des Meisters einem aufgedunsenen Wasserspeier ähnelte, schien beinahe zu lächeln.
    Nun ja, das wäre akzeptabel. Solltest du jedoch versagen und die Verbannten nicht zu uns bringen können, wirst du dich in einem Reich wiederfinden, das nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Paradies hat, nach dem du dich sehnst.
    Ich werde nicht versagen.
    Und damit verschwand Loth wieder.
    Der Meister spürte das Donnern der Revolution Unten nicht für einen Augenblick. Was von seinen Kräften übrig geblieben war, konzentrierte sich auf etwas anderes.
    Außerdem musste er mit seinen Vorkehrungen beginnen.
    Alicia erwachte mit entsetzlichen Schmerzen, die schlimmer waren als alles, was sie je zuvor erlebt hatte. Ihr ganzer Körper schmerzte. Ihre Haut war von Hunderten kleiner Schnittwunden eines Rasiermessers übersät. Diese Schlampe hatte ihr das angetan. Diese fürchterliche Hexe hatte ihr diese unaussprechlichen Dinge angetan. Hatte immer und immer wieder so leidenschaftslos in ihr Fleisch geschnitten, als zerteile sie einen Rinderbraten. Und dann irgendwelches Zeug in ihre Wunden getropft. Alicia hatte aufgeschrien und sich mit aller Macht gegen ihre Fesseln gewehrt. Und die ganze Zeit über zwang sie die arme Karen dazu, vom Boden aus zuzuschauen, während dieser andere Schüler mit seiner glänzenden Zimmermannsaxt über ihr thronte.
    Karen.
    Scheiße, sie wollte jetzt nicht an Karen denken.
    Aber sie war ihren grauenvollen Erinnerungen hilflos ausgeliefert. Sie liefen vor Alicias geistigem Auge ab wie die Szenen eines abartigen Snuff-Films. Erneut wurde sie Zeuge dessen, was der Formwandler Karen antat, während sie hilflos auf der Erde lag. Wie er sie vergewaltigte. Sich mit der Axt über sie hermachte. Das Blut. All diese schrecklichen Bilder durchlebte sie wieder und wieder.
    Alicia weinte.
    Das Schlimmste daran war das Wissen, das sie am liebsten ausgelöscht und für immer aus ihrem Gedächtnis verbannt hätte; die Erinnerung an die Rolle, die Alicia selbst bei Karens Tod übernahm. Diese Erinnerung konnte sie einfach nicht ertragen, und sie wünschte sich, sie würde sterben.
    Was eine gewisse Ironie in sich barg, da es ihre eigene Unfähigkeit gewesen war, die Schmerzen und die Folter zu ertragen, die den Untergang ihrer Freundin besiegelt hatte.
    Sie sah Miss Wickmans spöttisch grinsendes Gesicht noch einmal vor sich. Hörte, wie sie fragte: »Möchtest du vielleicht noch ein bisschen mehr Parfüm in deine Wunden, meine Liebe?«
    »NEIN!«, kreischte sie.
    »Nur ein bisschen?«
    »NEIN!«
    »Nicht mal, um deiner kleinen Freundin weitere Schmerzen zu ersparen?«
    Eine lange Pause folgte, lediglich von ihrem eigenen Wimmern durchbrochen.
    Miss Wickman neigte das kleine Fläschchen bedrohlich über einem der frischen Rasiermesserschnitte.
    Alicia brüllte auf.
    Miss Wickman äffte den Laut nach.
    Sie packte Alicia an einem Haarbüschel. »Antworte mir.«
    Alicia schluchzte erneut. »N-nein …«
    Angesichts ihres Gestammels fühlte sie sich absolut jämmerlich und erbärmlich. Wie ein Feigling.
    Miss Wickman stellte die Parfümflasche auf dem Nachttisch ab und griff nach dem Rasiermesser. Sie lächelte, während sie es aufklappte. »Und was ist damit?« Sie hielt die glänzende, blutbefleckte Klinge hoch, damit Alicia sie sehen konnte. »Möchtest du nicht vielleicht noch einmal in diesen besonderen Genuss kommen?«
    Wieder dieselbe erbärmliche Antwort. »Nein.«
    Miss Wickman gluckste: »Nicht einmal, um deine Freundin zu verschonen?«
    Alicia sah zu, wie die Wahnsinnige die Klinge zwischen ihren Fingern herumwirbelte, aber sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass das Messer auch nur noch ein

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