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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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ich diesen Punkt nicht deutlich genug hervorheben kann …« Seine Stimme klang nun um einiges schriller. »DU HÄTTEST UNS VERDAMMT NOCH MAL BEINAHE UMGEBRACHT, DU VERFLUCHTE, BESCHEUERTE BLONDE SCHLAMPE!«
    »Wow, hey … oh, wow …«, war Karen zu vernehmen.
    »Chad«, warf Alicia ein, und sie klang dabei ruhiger, als es Dream ihrer Freundin unter diesen Umständen zugetraut hätte, »ich weiß, dass du einen Scheiß auf die Gefühle von anderen gibst und dich nur um deine eigenen scherst. Aber ich rate dir trotzdem dringend, deinen beleidigenden Scheißdreck für dich zu behalten. Sonst muss ich dir wehtun. Und das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.«
    Karen wandte ihren düsteren Blick einen Moment lang von den Bäumen ab. »Und ich werde dir dabei helfen.«
    Sie starrte erneut in die undurchdringliche Dunkelheit des Waldes. Ihr Kummer war aus jeder Nuance ihrer Körperhaltung und ihrem Gesichtsausdruck abzulesen. Sie strahlte eine Reue aus, die sich beinahe greifen ließ. Es tat richtig weh, sie zu beobachten.
    Dream rutschte von der Motorhaube und ging auf Chad zu, der instinktiv einen Schritt zurückwich. Der Ausdruck aufrichtiger Überraschung auf seinem Gesicht löste eine düstere Form von Befriedigung in ihr aus. Nun, natürlich war er überrascht – eine offene Konfrontation war das Letzte, was Chad von ihr erwartet hatte.
    Sie baute sich direkt vor ihm auf. »Was hab ich dir eigentlich getan, Chad?« Sie versuchte, ihrer Stimme denselben ruhigen Klang zu verleihen wie Alicia und hoffte, ihr sogar einen Hauch des vernichtenden Tonfalls beizumischen, den ihre Freundin so gut beherrschte. »Ich würde das wirklich gerne wissen, weil ich dir immer ein guter Kumpel gewesen bin. Ich hab dich bei sämtlichen Krisen unterstützt. Ich war die Schulter, an der du dich ausheulen konntest, wenn dir mal wieder eine deiner Romanzen den Laufpass gab.
    Ich hab sehr viel darüber nachgedacht und mir wirklich mein verfluchtes Hirn zermartert, aber mir fällt verdammt noch mal nichts ein, was ich getan haben könnte, um diese Boshaftigkeit zu verdienen. Aber ganz offensichtlich kann ich mich an irgendwas nicht erinnern. Bitte tu mir den Gefallen und verrat mir, was es ist. Das zumindest bist du mir schuldig.«
    Chad funkelte sie einen langen Moment an und dann wich die Härte aus seinem Gesicht wie die Luft aus einem Ballon. Seine Schultern sackten zusammen und er wirkte mit einem Mal sehr müde. Genau wie die anderen auch. »Okay«, antwortete er seufzend. »Es gibt da eine Sache.«
    Alicia grunzte. »Das kann ja was werden.«
    Chad öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schien dann aber zu zögern. Schließlich meinte er: »Ich weiß nicht, ob ich dir das wirklich erzählen soll.« Erneutes Zögern. »Kann sein, dass du mich dann umbringen willst.«
    Dream spürte, wie ein namenloser Schrecken in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie glaubte, genau zu wissen, was er ihr enthüllen wollte. »Nein …«
    Chad nickte. »Doch.« Ein verlegener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. »Ich wusste von Anfang an von deinem kleinen Geheimnis, Dream.«
    Dream warf Alicia einen entsetzten Blick zu. »Du hast doch nicht etwa …«
    Alicias verärgerte Miene zerschlug ihren Verdacht sofort wieder. »Ich habe nie auch nur ein einziges Sterbenswörtchen gesagt, Dream. Ich halte meine Versprechen, Süße.«
    Sie hörten Karen seufzen. » Ich hab’s ihm gesagt.« Sie wandte ihnen weiterhin den Rücken zu. »Ich schätze, ich bin eben nichts weiter als eine Ansammlung von unzähligen Charakterschwächen. Vollkommen rückgratlos.« Ihre Stimme wurde leiser. »Euer Vertrauen nicht wert.«
    Chad verdrehte die Augen. »Holt die Geigen raus und lasset das Orchester des Selbstmitleids erklingen. Mein Gott.« Sein Blick richtete sich auf Dream. »Hören wir doch endlich auf, uns gegenseitig was vorzumachen, und packen wir alles auf den Tisch. Ich hab von Anfang an von deinem sogenannten Selbstmordversuch gewusst. Das Komische daran ist, was du alles unternommen hast, um diesen albernen Schrei nach Aufmerksamkeit zu vertuschen.
    Dir muss doch klar gewesen sein, dass ich irgendwann davon erfahren würde. Und warum werde ich den Gedanken nicht los, dass du genau das von Anfang an wolltest? Dass ich mich schuldig fühle, weil ich mich nicht vor dir in den Dreck geschmissen und dir meine unsterbliche Hingabe geschworen habe. Du brauchst dringend Hilfe, Dream. Professionelle Hilfe. Und du musst endlich aufhören, deine Probleme bei mir abzuladen.

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