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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Irgendein winziges, verräterisches Anzeichen für die Anwesenheit von Menschen.
    Aber da war rein gar nichts.
    Er war der Verzweiflung nahe, als er schließlich in der Ferne die blassen, winzigen Punkte der Scheinwerfer eines Autos wahrnahm, die um eine Kurve bogen. Er lauschte dem Geräusch des sich nähernden Wagens und wurde sich bewusst, wie selten er selbst für Tramper anhielt: so gut wie nie. Als das Fahrzeug auf einen geraden Streckenabschnitt wechselte, das es direkt zu Eddie führen würde, stellte er sich mitten auf die Straße und begann, mit den Armen zu wedeln.
    Er erinnerte sich noch daran, wie er dachte: Ich muss aussehen wie ein Irrer!
    Der Wagen, ein schicker schwarzer Bentley, wurde langsamer, als er sich Eddie näherte, aber anstatt um ihn herumzufahren, kam das Auto neben ihm zum Stehen, und das Fenster an der Fahrerseite wurde heruntergekurbelt. Eddie ging hinüber, beugte sich nach unten und blickte in das ernste Gesicht einer streng wirkenden Frau, deren schwarze Haare zu einem strammen Knoten zusammengebunden waren. Mit versteinerter Miene und gespenstisch blassem Gesicht lauschte sie seiner Leidensgeschichte.
    Nachdem er gefühlt einen ganzen Tag drauflosgeplappert hatte, schloss Eddie mit den Worten: »Wenn Sie mich also ins nächste Hotel mitnehmen könnten, stünde ich für immer in Ihrer Schuld.« Er kramte nach seiner Brieftasche. »Ich würde Sie auch großzügig …«
    Die Frau verzog keine Miene, als sie ihn unterbrach: »Steigen Sie ein.«
    Eddie fand, dass sie etwas Seltsames an sich hatte, aber er befand sich absolut nicht in der Position, zu zögern oder zu hinterfragen, warum sie so bereitwillig einen Wildfremden mitnahm. Sie erklärte ihm nur, sie werde ihn zum Anwesen ihres Arbeitgebers bringen. Dort könne er das Telefon benutzen.
    »Ein Hotel würde weniger Umstände machen«, gab er zurück.
    Sie ignorierte die Bemerkung.
    Er war froh, nicht mehr mitten im Nirgendwo gestrandet zu sein, und verzichtete deshalb auf weitere Widerworte.
    So war er damals zum ersten Mal in das Haus gekommen, in dem er sich nun wiederfand: ein unscheinbares zweistöckiges Gebäude, das sich an einen der Berge von East Tennessee schmiegte. Er war zu erschöpft gewesen, um die absolute Abgeschiedenheit des Anwesens als bedrohlich zu empfinden. Eddie würde es zwar erst in ein paar Stunden erfahren, aber sein Leben als freier Mann hatte in jenem Moment geendet, als die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel. Eine Zeit lang ging er danach davon aus, seine Tage in der Hölle würden niemals enden, aber vielleicht bestand doch noch Hoffnung.
    Also beweg dich, dachte er.
    Langsam tapste er mit bloßen Füßen durch die Küche. An der Arbeitsinsel blieb er stehen und zog ein langes Tranchiermesser aus einem hölzernen Messerblock heraus. Mit dem Messer würde er sich gegen den Meister selbst zwar kaum zur Wehr setzen können, aber allein die Tatsache, bewaffnet zu sein, gab ihm ein besseres Gefühl.
    Nach einigen weiteren leisen Schritten hatte er die Küche hinter sich gelassen. Er lugte um die Ecke in den Flur hinein. Zu seiner Linken, am anderen Ende des Korridors, befand sich die geschlossene Vordertür des Hauses. Mit geballter Willenskraft zwang er sich, dem Impuls zu widerstehen, sofort darauf zuzustürzen. Er musste sich in Geduld üben und zunächst sichergehen, dass ihn niemand beobachtete. Direkt rechts von ihm führte eine Treppe zu einer Reihe von Schlafzimmern und den Gemächern des Meisters.
    Der Spielplatz des Teufels.
    Die Erinnerung an die Nacht, die er in einem der Zimmer im oberen Stock verbracht hatte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken … dorthin zurückkehren zu müssen wäre beinahe genauso schlimm wie eine Rückkehr nach Unten.
    Eddie schob sich an der Treppe vorbei und spähte um eine weitere Ecke. Ein verschwenderisch eingerichtetes Wohnzimmer mit zwei gegenüber stehenden Sofas, einem Couchtisch, Bücherregalen und einer Bar empfing ihn. Eddie konnte sich auch daran erinnern – hier empfing der Meister seine »Gäste«. Vom anderen Ende des Zimmers drang das leise Murmeln von Stimmen zu ihm.
    Zwei männlichen Stimmen.
    Eddie stockte der Atem.
    Einer von ihnen …
    Der Meister.
    Der Klang der verhassten Stimme war unverkennbar.
    Eddie wich zurück, starrte auf die geschlossene Haustür und fragte sich, ob er einfach abhauen oder noch mehr wertvolle Zeit mit der Suche nach einem alternativen Fluchtweg verschwenden sollte. Er war klug genug, zu wissen, dass die zweite

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