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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Das ist nicht fair.«
    In Dreams Augen glänzten erneut Tränen.
    Sie wandte ihren Blick von ihm ab. »Du Arschloch …«
    Chad grunzte. Dream musste das Grinsen auf seinem Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass es da war. »Ja, ich bin ein Arschloch. Und du bist die selbstsüchtigste …«
    Dream wusste erst, was sie tat, nachdem es bereits passiert war. Ihre geballte Faust donnerte mit einer Wucht in Chads Zwerchfell, die sie beide überraschte. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie jemanden aus Wut geschlagen hatte. Chad hielt sich den Magen, klappte zusammen und schnappte keuchend nach Luft. Seine Brille rutschte ihm von der Nase und landete klirrend auf dem Asphalt.
    Es folgte ein langer Moment relativer Stille, in dem nur Chads verzweifelter Versuch, wieder zu Atem zu kommen, zu hören war. Dream wurde sofort bewusst, dass ihre Freundinnen über ihren plötzlichen Angriff auf einen anderen Menschen vollkommen verstört waren. Sicher, Chad hatte wahrscheinlich irgendeine Form der Strafe verdient, vielleicht sogar eine ordentliche Tracht Prügel, aber niemand hätte damit gerechnet, dass Dream diejenige sein würde, die diese Strafe vollzog. Dream war ein herzensguter Mensch. Dream war eine hippiemäßige, leicht verdrehte Pazifistin, die Phish hörte und jeden Hund streichelte, dem sie begegnete. Dream trug Batik-T-Shirts und steckte sich im Frühjahr immer eine Blume ins Haar. Sie war eine Art gütige, irdische Göttin. Eine harmlose Spinnerin, wenn man so wollte.
    Das hier war nicht die Dream, die sie alle kannten und liebten.
    Das hier war eine Tigerin.
    »Der Teufel soll dich holen, dass du mich dazu gebracht hast, das zu tun, Chad.« Sie schniefte. »Der Teufel.«
    Alicia fasste sie am Ellbogen. »Ganz ruhig, Dream.«
    Dream zuckte unter der Berührung zusammen. Sie war noch nicht bereit, getröstet zu werden. Und sie war auch noch nicht mit Chad fertig. »Es bricht mir das Herz, das sagen zu müssen, aber du sollst wissen, dass ich es ernst meine. Ich will dich nie wieder sehen, wenn das hier vorbei ist. Du kannst dich ganz offiziell von sämtlicher Schuld, die ich dir aufgebürdet habe, freisprechen. Ganz egal, ob sie echt war oder nur eingebildet.«
    Chad hielt sich noch immer den Magen. Er untersuchte die Überreste seiner Brille und schleuderte sie frustriert zur Seite. Wackelig kam er wieder auf die Beine. »Okay.« In seiner Stimme lag ein Hauch von trauriger Resignation. »So muss es dann wohl sein.«
    »Gott sei Dank«, stieß Alicia aus. »Das ist seit Jahrmillionen überfällig, wenn ihr mich fragt.«
    »Amen«, fügte Karen hinzu.
    »Heuchlerin«, fauchte Chad.
    Alicia funkelte Chad warnend an, wandte sich dann jedoch an Dream: »Hast du einen Straßenatlas im Auto, Süße? Oder einen Hotelführer?«
    Chad schüttelte den Kopf. »Was willst du denn? Eine Vier-Sterne-Herberge? Suchen wir doch einfach das nächste beschissene Rattenloch von einem Motel und lassen es für heute gut sein.«
    Alicia grinste. »Passen würde es ja zu dir, du miese Ratte.«
    Dream sah Alicia an. »Ich hab keinen Atlas oder so was. Bei Dan lag immer einer im Wagen, aber … tja …« Sie hob hilflos die Hände. »Aber mir ist eine von diesen Hinweistafeln mit verschiedenen Symbolen aufgefallen, bevor ich vom Interstate abgefahren bin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch das Zeichen für eine Übernachtungsmöglichkeit dabei war.«
    Alicia nickte. »Okay, wenn wir also noch ein Stück die Straße entlangfahren, sollten wir bald auf eins von diesen kleinen Einkaufszentren mit einem Motel und ein paar Läden stoßen.«
    »Ich denke schon«, entgegnete Dream.
    Die Diskussion darüber, was als Nächstes passieren sollte, dauerte noch an, als Karen sich von den anderen zurückzog. Sie erreichte die Leitplanke, blieb stehen und starrte in den Wald. Shane steckte irgendwo dort draußen. Sie strengte ihre Augen an, um wenigstens einen Blick auf seine Umrisse zu erhaschen, aber sie erkannte nicht das Geringste – nur Dunkelheit und gelegentlich einen vorbeihuschenden Schatten, wenn der Wind durch die Äste fuhr. Das undurchdringliche Schwarz hatte etwas Verstörendes an sich, und sie verschränkte instinktiv die Arme vor der Brust, obwohl die Nacht recht warm war. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie Shane schon ziemlich lange nicht mehr gesehen.
    Beinahe auf Stichwort ertönte ein Schrei irgendwo aus der Mitte des kleinen Wäldchens.
    Ein Schmerzensschrei, dem schrillen Klang nach zu urteilen.
    Karen blieb

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