Haus des Blutes
er eine Kommode und einen Waschtisch. Er nahm an, dass er sich unter dem Bett verstecken konnte, aber allein der Gedanke daran löste einen Anflug von Klaustrophobie in ihm aus. Eddie lugte ins Bad und sah einen Whirlpool, eine Duschkabine und jede Menge aufwendiger Armaturen.
Er betrat den kleinen Raum, spähte hinter die Tür und fand einen Schrank, der groß genug schien, um eine ganze Auswandererfamilie zu beherbergen. Er ging zurück ins Schlafzimmer und schaute sich noch einmal um. Diesmal entdeckte er die zusammengerollte neunschwänzige Katze, die auf der Tagesdecke auf dem Bett lag. Das Mädchen folgte seinem Blick, lächelte, als sie erkannte, worauf er starrte, und bedachte ihn mit einer lasziv hochgezogenen Augenbraue.
Eddie erschauderte. »Vergiss es. So habt ihr mich schon letztes Mal gekriegt, stimmt’s? Im einen Moment vergnügst du dich noch mit irgendwelchen versauten Spielchen, und im nächsten binden sie dich auf einer Folterbank fest und stecken dir Klammern an die Weichteile.«
Das Mädchen zuckte mit den Schultern.
»Hör mal, ich weiß ja, dass du eine von denen bist, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass eine winzige Ecke deiner Seele noch rein und unschuldig ist. Ich glaube, dein Herz ist nicht ganz so schwarz und verdorben wie das der anderen kranken Wichser in diesem Haus. Weißt du auch, warum ich das glaube?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf und der Anflug eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel.
Eddie ließ sich nicht einlullen. »Weil es dir nicht egal ist, ob dieses Viech hier lebt oder stirbt. Oh, ich vertrau dir immer noch höchstens so weit, wie ich dich werfen kann, aber ich glaube trotzdem, dass ich sicher bin, solange ich deinen kleinen Freund hier habe.« Er seufzte. »Und ich hab verdammt noch mal auch gar keine andere Wahl. Ich verstecke mich für eine Weile in deinem Schrank. Ich schätze, sie werden bald anfangen, nach mir zu suchen, aber ich würde darauf wetten, du kannst sie überzeugen, dass ich nicht hier bin. Liege ich da richtig?«
Sie schien einen Augenblick darüber nachzudenken und nickte dann erneut.
»Ausgezeichnet.« Eddie machte einen Schritt Richtung Badezimmer. »Denk gut darüber nach, was ich dir gesagt habe. Denk dir etwas aus, wie ich aus dem Haus rauskomme. Wir können darüber sprechen …« Eddie runzelte die Stirn. »Scheiße. Hast du ein Blatt Papier und was zu schreiben?«
Sie nickte erneut.
»Gut.« Er ging ins Bad. »Sag deinem Kätzchen Gute Nacht.« Er schaute noch einmal in ihre kalten, berechnenden Augen. »Und denk immer schön darüber nach, was passieren könnte, wenn du mich hintergehst. Stell dir einfach vor, wie Katzengedärme über den Fußboden spritzen.«
Das Kätzchen miaute leise.
Das Mädchen sah ihn mit flehenden Augen an.
»Mach dir keine Sorgen«, fügte Eddie hinzu, der seltsamerweise das Bedürfnis verspürte, sie zu beruhigen. »Ihm passiert schon nichts. Gute Nacht erst mal.«
Er stellte sich in den Schrank und zog die Tür hinter sich zu. An einer Stange hing eine Reihe langer Kleider. Er schlüpfte dahinter und spürte, wie die weiche Seide über seinen nackten Oberkörper streifte. Dann sank er in einer dunklen Ecke auf den Boden, hielt das Kätzchen ganz fest und murmelte beruhigend auf das Tier ein.
Es musterte ihn mit seinen eigenartig leuchtenden Augen.
Kapitel 6
Shane Wallace hielt sich selbst für einen echten Kerl. Er verfügte genau über jene Art von sympathischem Machocharme, für die sich Schwächlinge sämtliche Beine ausgerissen hätten. Sie beneideten ihn. Er war ein Hengst, dessen bloße Anwesenheit in einem Raum die versammelten Frauen lustvoll zum Schnurren brachte. Seine Tage als Star und Runningback des Footballteams an der High School lagen zwar knapp zehn Jahre zurück, aber sein Körper sah immer noch aus wie aus Granit gemeißelt. Er verdrehte weibliche Köpfe, wohin er auch kam – eine Tatsache, die seinem Ego sicher einen kräftigen Schub verpasst hätte, wenn es denn darauf angewiesen gewesen wäre.
Davon konnte jedoch keine Rede sein.
Bei Shane Wallace drehte sich aber nicht alles um diese oberflächliche Scheiße. Sicher, er stand auf hübsche Mädchen, aber er war kein oberflächlicher Mistkerl. Tatsächlich schätzte er sich selbst als tiefgründig ein. Sensibel, aber stoisch. Genau so, wie ein richtiger Mann eben sein sollte – wie Mel Gibson in seinen Filmen. Ein Kerl, auf den man sich verlassen konnte.
Er war die starke Schulter, an der Freundinnen sich
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