Haus des Blutes
her flatterte. Sie hob ihre Hände über den Kopf, als das Kleid von ihrem Körper rutschte. »Bete mich an.«
Gar kein Problem.
Eddie fiel vor ihr auf die Knie. »Oh, Dream …«
Aber etwas stimmte nicht.
Das Blau ihrer Augen wurde von einem gelben Leuchten ersetzt, und die Farbe ihrer nackten Haut ließ sie seltsam elastisch erscheinen. Er zitterte vor Angst, als sie sich plötzlich in eine dieser grauenhaften Kreaturen zu verwandeln begann. Ihr Gesicht wurde immer länger, und er konnte mehrfach ein deutliches Knarzen hören, als sich neue Knochenmasse und Muskelstränge in ihrem Körper formten. Ihr eben noch so hübscher Kopf schwoll auf die Größe eines Halloween-Kürbisses an und aus ihrer Haut sprossen Tausende von Fellbündeln. Wie bei einem schnell wuchernden Pilzbefall.
Die Verwandlung vom Menschen zur Bestie war abgeschlossen.
Speichel triefte aus ihrem Mund, der sich – das ließ sich nicht beschönigen – zu einem widerlichen Maul verzerrt hatte. Sie sabberte heftig und gierte ihn an wie ein Fettsack in einem Fast-Food-Laden, der sich in Erwartung der Ankunft seines Burgers mit Pommes kaum noch beherrschen konnte.
Eddie fand, dass jetzt ein ausgezeichneter Zeitpunkt wäre, wieder aufzuwachen.
Er hatte ziemliches Muffensausen.
Weil ihm das alles ganz und gar nicht wie ein Traum vorkam. Nicht nur dass er wach war, nein, er stand auch Auge in Auge einem Werwolf gegenüber, der ihn verspeisen wollte, als wäre er ein Happy Meal für den kleinen Hunger zwischendurch. Das Biest hockte sich vor ihm hin, riss sein riesiges Maul sperrangelweit auf, um ihm seine mörderischen Zähne zu zeigen, knurrte und setzte zum tödlichen Sprung an.
Eddie fuhr aus dem Schlaf hoch und schnappte nach Luft.
Dann begann er zu schreien, weil es dem Ungeheuer irgendwie gelungen war, durch die Traummatrix hindurchzuschlüpfen. Es war hier bei ihm – im Kleiderschrank – und klammerte sich mit den scharfen Beißern an seiner Kehle fest, allzeit bereit, ihm das Leben aus dem Leib herauszureißen. Er tastete mit einer Hand nach seinem Hals, bis ihm bewusst wurde, dass seine Todesangst in Wahrheit von einem Fellknäuel ausgelöst worden war, kaum größer als seine Hand.
Beschämt erstickte er seine Schreie.
Trotzdem: Warum hatte sich die Katze so an seinen Hals geklammert? Als Eddie in die seltsam gelblichen Augen des Tiers blickte, stellte er erstaunt fest, wie sehr sie denen der Wolfsfrau aus seinem Traum ähnelten. Diese wiederum erinnerten ihn an die Augen der Formwandler, die Unten durch die Tunnel streiften. Die übliche unterschwellige Alchemie der Träume.
Genau.
Allerdings …
Er hielt das Tier von seinem Körper weg und wartete darauf, dass es sich in etwas anderes verwandelte. Eine Werkatze beispielsweise. Die Mieze fühlte sich einfach zu schwer in seiner Hand an, war in Anbetracht ihrer Größe viel stärker, als sie es hätte sein dürfen. Instinktiv umschloss er das kleine Bündel noch fester und verspürte den überwältigenden Drang, ihm den Hals umzudrehen.
Das Tier schien seine Absicht zu spüren.
Es fauchte und versuchte, sich aus Eddies Umklammerung herauszuwinden.
Einen Augenblick lang sah es aus, als würde es ihm aus der Hand rutschen, aber er bekam es am Hals zu fassen und würgte es. Zur Hölle mit dem Schnurrer. Er musste das verdammte Viech umbringen.
Doch als er bereits spürte, wie der Knorpel unter seinen kräftigen Händen nachgab, wurde der Schrank von Licht durchflutet. Eddie blinzelte. Er konnte eine körperliche Präsenz wahrnehmen, die durch den Raum huschte. Panik erfasste ihn und der Drang, zu fliehen, ergriff erneut von ihm Besitz. Diesmal konnte er jedoch nirgendwohin. Der Vorhang aus Kleidern, hinter dem er sich versteckte, wurde zur Seite geschoben. Das wunderschöne stumme Mädchen starrte auf ihn herab. Ihre Augen funkelten so wütend, dass Eddie laut schluckte, dann riss sie ihm das Kätzchen aus der Hand.
Da geht sie dahin, meine Lebensversicherung, dachte Eddie.
Das Mädchen funkelte ihn erneut an und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder der Katze zu, deren Körperhaltung sich radikal verändert hatte. Ein lautes Schnurren füllte den Raum. Das Mädchen streichelte sie liebevoll, drückte sie fest an sich und antwortete mit einem merkwürdigen Gurren.
Eddie kam ein düsterer Gedanke – er würde das Mädchen vielleicht töten müssen. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er es tat. Vielleicht mit irgendeinem stumpfen Gegenstand hier im Zimmer. Er empfand
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