Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
Position. Sie legte eine Hand unter das Kinn der Freundin, schob deren Kopf hoch und verkündete: »Ich möchte, dass du jetzt aufstehst, Süße, okay?«
    Karen ließ die Schultern sinken. »Shane …«
    »Ich weiß, Süße, ich weiß …« Sie blickte auf den zerfetzten Körper ihres Altersgenossen, zuckte zusammen, als sich in ihrer Kehle ein Anflug von Übelkeit regte, und konzentrierte sich dann wieder auf Karen. »Er ruht sich nur ein bisschen aus.«
    »Ja, ganz genau«, fügte Alicia hinzu und nahm Dream die verbale Verantwortung ab. »Er ruht sich aus. Wir holen ganz bald Hilfe für ihn, aber zuerst müssen wir von hier verschwinden.« Ein gezwungenes Lächeln umspielte ihren Mund. »Okay, Liebes?«
    Karen schluckte leer, seufzte und sah die beiden anderen abwechselnd an. Dream und Alicia verspürten einen Anflug von Scham, als sie das verzweifelte Flehen in den Augen der jungen Frau sahen. »Behandelt mich nicht wie ein Kind.« Sie schniefte. »Ich weiß, dass er tot ist.«
    Sie versuchte aufzustehen. »Ooh …«
    Dream und Alicia fingen sie auf, als sie kurz das Gleichgewicht verlor, stützten sie, bis sie wieder aus eigener Kraft aufrecht stand und führten Karen zum Wagen zurück. Als sie den Wald hinter sich zurückließen, hörte Dream ein Geräusch aus Richtung der Bäume. Eine Art Schleichen. Sie riskierte einen kurzen Blick, nahm im Augenwinkel einen flackernden Schatten wahr, schnappte nach Luft und stolperte über einen Stein. Die beiden anderen schrien auf, als sie nach vorne kippte und den Abhang hinunterpurzelte.
    Im Graben nahm ihr unkontrollierter Abstieg schließlich ein schmerzhaftes, jähes Ende. Ihr Körper war von Prellungen und Kratzern übersät, und ihr tat alles weh. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber ein brutales Brennen schoss wie ein Blitzschlag durch ihren Körper. Sie stieß erneut einen Schrei aus, und als sie aufschaute, sah sie, wie eine vollkommen panische Alicia neben ihr kniete.
    »Gottverdammt noch mal, Dream, du willst wohl, dass ich ’nen Herzinfarkt kriege, was?«
    Dream zuckte zusammen, als sie versuchte, in Richtung der dunklen Bäume zu nicken. »Ich hab da hinten irgendwas gesehen, Alicia. Ich hab mich umgedreht und … irgendwas gesehen.«
    Die Erinnerung ließ sie erschaudern.
    Alicia runzelte die Stirn. »Was?« Sie bedachte erst die Bäume und dann Dream mit einem langen Blick. »Was hast du gesehen?«
    »Dasselbe wie ich.«
    Ihre Köpfe zuckten zu Karen herum, die inzwischen auf der Leitplanke hockte, auf die Baumreihen starrte – auf die grüne Mauer, die ihnen jetzt vorkam wie eine Demarkationslinie zwischen der gesunden, realen Welt und dem Reich der Albträume.
    Ihre Stimme klang weit entfernt, verträumt und entrückt. »Das Ding, das Shane erwischt hat. Ein waschechtes Monster mit allen Schikanen.«
    Alicia seufzte. »Mein Gott …«
    Dream umklammerte Alicias Handgelenk. »Vielleicht hat sie ja recht.« Die Skepsis ihrer Freundin war offensichtlich, aber Dream blieb beharrlich. »Vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls treibt sich da draußen etwas herum. Etwas, das sich nicht sofort aus dem Staub gemacht hat, nachdem es mit Shane fertig war.«
    Alicias Blick wanderte wieder zu den Bäumen hinüber. »Scheiße.« Sie schluckte und fixierte Dream mit ernster Miene. »Ich glaube nicht an Monster, Mädels, aber ich glaube an durchgeknallte Hundekiller. Vielleicht ist da draußen ja wirklich eine Art Hannibal Lecter auf der Pirsch. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich möchte ganz sicher nicht die nächste Kerbe in seinem Messergriff sein.«
    Dream erkannte die Logik hinter Alicias Worten. Ihre Theorie ergab eindeutig mehr Sinn als die Vorstellung von einem übernatürlichen, abscheulichen Biest. Trotzdem war da etwas in der Erinnerung an dieses Wesen, das sie nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Etwas, das über logische oder rationale Erklärungsversuche nur verächtlich lachen konnte. Dieser vorbeihuschende Schatten trug dazu bei, dass die Existenz eines Monsters in Dreams Herzen zu eiskalter Gewissheit wurde.
    Sie hielt Alicias Handgelenk weiter fest umklammert und rappelte sich hoch. Dreck und dornige Zweige purzelten herunter, und diverse Körperteile protestierten heftig. Alicia schrie auf, überrascht von der plötzlichen Bewegung, aber es gelang Dream trotzdem, sich aufzurichten. Sie zerrte Alicia in Richtung der Leitplanke. Die Freundin stolperte unkoordiniert neben ihr her und protestierte bei jedem Schritt lautstark.
    »Hey!

Weitere Kostenlose Bücher