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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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als der Geschmack von warmem Blut in seinem Mund. Besser als irgendetwas sonst auf der Welt.
    Und das war erst der Anfang gewesen.
    Auch das hatte sie ihm eindrucksvoll demonstriert.
    Es war eine Verheißung sämtlicher Wunder gewesen, die noch folgen würden.
    Ein erster Blick ins Paradies.
    Ein Blick, der es ihm ermöglichte, das düstere Gefühl des Verlustes beiseitezuschieben und ohne zu zögern in die Tunnelöffnung einzutauchen. Seine langen Beine trugen ihn mit einer Geschwindigkeit durch den Tunnel, von der selbst der schnellste Mensch der Welt nur träumen konnte, und brachten ihn tief unter die Erdoberfläche. Er kannte diesen Tunnel ebenso gut wie sein Jagdrevier dort oben, und er bewegte sich leichtfüßig durch die undurchdringliche Schwärze, ohne auch nur ein einziges Mal zu stolpern.
    Immer tiefer stieg er hinab.
    Sein Mitreisender schwebte leicht wie eine Feder auf seiner Schulter.
    Tiefer.
    Tiefer.
    Tiefer.
    Bis er eine Biegung erreichte und einen Lichtschein sah. Das Licht erhellte ein von Maschendrahtzäunen umgebenes Gebäude. Vor dem offenen Tor erwartete ihn ein Mensch. Die Nasenlöcher des Formwandlers zuckten und sein Mund füllte sich mit Speichel, aber er wusste, dass er diesen Menschen nicht essen durfte. Die Andere verlangte, dass er sich seinem natürlichen Drang widersetzte. Der Mensch, ein Mann, der die militaristische Uniform der Polizeikräfte von Unten trug, richtete den Kegel einer Taschenlampe auf ihn.
    Der Gesichtsausdruck des Mannes verfinsterte sich. »Du kommst spät.«
    Er wandte sich vom Formwandler ab.
    »Hier entlang.«
    Der Formwandler folgte dem Wachmann zunächst durch das Tor und dann durch eine offene Tür ins Gebäude. Der Mann führte ihn durch einen langen Korridor, dann durch einen kürzeren, an dessen Ende sich eine kleine Zelle befand. Dann nahm er einen großen Schlüsselring von seinem Gürtel, wählte einen aus und versenkte ihn im Schloss der Zellentür. Er zog sie auf und winkte dem Formwandler, ihm zu folgen.
    Im Inneren erwartete ihn ein weiterer Mensch. Eine Frau. Stark und gesund. Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einer Pritsche, blickte aber nicht auf, ihr Gesicht ein Musterbeispiel für absolutes Desinteresse. Heißer Sabber tropfte aus dem Mund des Formwandlers und er starrte den köstlichen Snack länger an als angemessen.
    Der Wachmann schubste ihn mit der Taschenlampe an. »Hier rüber.«
    Der Formwandler legte den bewusstlosen Mann auf einer leeren Pritsche ab, gaffte erneut die Frau an, welche die Anwesenheit ihres neuen Zellengenossen noch immer keines Blickes gewürdigt hatte, und folgte dem Aufseher dann aus der Zelle. Dieser donnerte die Tür ins Schloss und führte die Kreatur wieder aus dem Gebäude hinaus.
    Der Formwandler war glücklich.
    Er hatte den Befehl von Der Anderen befolgt.
    Das Paradies war ihm sicher.
    Er dachte an diesen wunderbaren Ort und seine Belohnung, als eine Kugel aus der Handfeuerwaffe des Wachmanns einen großen Fetzen aus seinem Kopf herausriss.
    Der Wachmann seufzte und steckte die Waffe zurück ins Halfter. »Tut mir leid, Kumpel.«
    Er bedauerte, dass er das arme, verblendete Ding hatte umbringen müssen, aber er tröstete sich selbst mit dem Wissen, dass es sein Leben für einen höheren Zweck geopfert hatte.
    Er stieß erneut einen Seufzer aus.
    Und machte sich daran, den Kadaver außer Sichtweite zu schaffen.
    Chad kam langsam wieder zu sich. Sein schmerzender Kopf schwirrte, angefüllt mit albtraumhaften Bildern, die unmöglich real sein konnten. Er erblickte eine Kreatur, die gar nicht existieren sollte, ein entsetzliches, knurrendes Biest, das aussah wie ein Werwolf.
    Was nicht möglich war, weil Werwölfe nicht existierten.
    Nur dass sie, nun ja, eben doch existierten. Allem Anschein nach.
    Seine letzte bewusste Erinnerung betraf dieses Biest, das sein langes Maul öffnete und ihm eine furchteinflößende Anzahl extrem scharfer Reißzähne zeigte. Alles, was danach passiert war, lag in völlige Dunkelheit gehüllt. Jene leere, ewige Dunkelheit, die einen im Augenblick des Todes heimsuchte.
    Aber er war nicht tot.
    Was nichts weniger als einem verfickten Wunder gleichkam.
    Er spürte etwas Festes unter sich, irgendein gepolstertes, ungemütliches Teil, das ihn an Schlafsäle und Campingausflüge denken ließ. Ein körperlich greifbarer Beweis dafür, dass er noch immer unter den Lebenden weilte. Er öffnete blinzelnd die Augen und bemerkte, dass er ausgestreckt auf einer Pritsche in einer

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