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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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hingegen war eine bekannte Skeptikerin. Es gelang ihr nicht, den abfälligen Tonfall in ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie sagte: »Und deine Meinung wurde pflichtgemäß zur Kenntnis genommen, Süße.« Sie zwinkerte Dream zu. »Aber ich glaube, wir sollten jetzt weiterfahren. Fühlst du dich denn dazu in der Lage, Dream?«
    Dream war sich da zwar ganz und gar nicht sicher – in ihrem Magen rumorte es noch immer alle paar Sekunden –, aber sie wollte die Kontrolle über ihr Auto an niemanden abtreten. Das Lenkrad in ihren Händen schien ihr eine Art Rettungsanker zu sein, der dafür sorgte, dass ihr Kontakt zur Realität nicht abriss.
    »Ja.« Das Wort war ein kaum verständliches Zischen.
    Alicia sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Bist du sicher?«
    Dream beantwortete die Frage, indem sie den Schlüssel im Zündschloss drehte, einen Gang einlegte und den Wagen vom Seitenstreifen zurück auf die Fahrbahn lenkte. Sie trat das Gaspedal einen Moment lang bis zum Anschlag durch und erreichte schon bald eine passable Fluchtgeschwindigkeit. Sie nahm ein wenig Druck vom Gas, als der Accord mit quietschenden Reifen um eine Haarnadelkurve bog. Karen, die nicht angeschnallt war, wurde von einer Seite des Wagens auf die andere geschleudert.
    »Mein Gott, Süße«, meldete sich Alicia protestierend zu Wort.
    Karen stöhnte. »Verdammt, Dream, wen hast du denn bestochen, um deinen Führerschein zu kriegen?«
    »Tut mir leid, Mädels.« In ihrer Stimme lag ein klagender Tonfall, ein unausgesprochenes Flehen, dass die beiden nicht allzu böse auf sie sein sollten. »Ich bin einfach ein bisschen nervös, schätze ich.«
    Alicia schüttelte den Kopf und rieb sich ihre rot umrandeten Augen. »Sind wir das nicht alle?«
    Eine Zeit lang fuhren sie schweigend weiter. Die Straße schmiegte sich in Serpentinen an die kurvigen Umrisse eines Bergs. Die Luft wurde dünner und sie verspürten Druck auf den Ohren. Dream schaltete jedes Mal das Fernlicht des Accord ein, wenn sie eine besonders schlecht einsehbare Biegung passierten, um es kurz darauf mit einer mechanischen Geste wieder auszuschalten, um Fahrer in entgegenkommenden Fahrzeugen nicht zu blenden.
    Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie sinnlos diese Vorsichtsmaßnahme allmählich wurde.
    Sie hatten die dunkle Bergstraße völlig für sich allein.
    Alicia räusperte sich. »Tut mir leid, dass ich das Thema noch mal anschneide, aber ihr müsst doch inzwischen zugeben, dass ich recht hatte.«
    Ihre Stimme klang so fröhlich und unbeschwert wie schon seit Langem nicht mehr. Allerdings störte Dream etwas an Alicias sorglos wirkendem Tonfall. Etwas, das auf eine wachsende, stille Verzweiflung hindeutete.
    Vorsichtig fragte sie: »Was … meinst du denn damit?«
    »Das da.« Sie wedelte aufgeregt mit der Hand. Es war klar, dass sie von irgendetwas draußen im Freien sprach, und ihre Worte machten deutlich, dass offensichtlich sein müsste, wovon sie sprach. »Das alles.«
    Dream runzelte die Stirn. »Äh …« Was auch immer Alicia als offensichtlich empfand, für sie blieb es ein Rätsel. »Ich verstehe nicht, was du meinst, Alicia.«
    »Dito«, schloss Karen sich an.
    Alicia stieß ein verzweifeltes Stöhnen aus. »Mein Gott, seid ihr denn beide blind?« Sie verdrehte die Augen. »Die Straße. Schaut sie euch doch mal an. Das ist Asphalt. Und der regelmäßig durchbrochene Mittelstreifen da, das ist Farbe.«
    Und das, dachte Dream, ist eine Studie in Herablassung. »Was du nicht sagst. Und was willst du uns damit sagen?«
    Erneutes Augenrollen. »Kein Grund, so abfällig zu sein, Dream. Ich versuche nur, die positiven Anzeichen um uns herum hervorzuheben.«
    Karen riss der Geduldsfaden. »Hör auf, um den heißen Brei herumzureden, verdammt!«
    Alicia zuckte zusammen. »Das mach ich doch gar nicht …«
    »Doch, das machst du«, fuhr Karen fort, jetzt etwas ruhiger. »Und es ist auch noch gar nicht so lange her, dass du diejenige warst, der man alles schön deutlich in Druckbuchstaben erklären musste. Also, bitte, ich flehe dich an, tu uns denselben Gefallen, weil wir nämlich nicht die leiseste Ahnung haben, wovon du gerade sprichst.«
    Ein verletzter Ausdruck huschte über Alicias Gesicht. »Ich wollte euch beruhigen. Auf einen Fakt hinweisen, auf den ihr euch konzentrieren könnt. Etwas, das uns allen ein wenig Sicherheit geben sollte.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf den Weg, der vor ihnen lag. »Diese Straße wurde von Menschen asphaltiert. Von

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