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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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sie hatte das Gefühl, mit ihm über wirklich alles reden zu können. Etwas in seinen Augen rührte sie an, deutete darauf hin, dass sie ihm sogar ihre dunkelsten Geheimnisse anvertrauen konnte.
    Aber das war einfach lächerlich! Sie stellte Mutmaßungen über Dinge an, die sie gar nicht wissen konnte. Vielleicht war alles, was sie sah, in Wahrheit reine Lust und nacktes Verlangen, und präsentierte sich durch den Filter ihrer Verzweiflung in einem anderen Gewand. Die Vorstellung, er spreche sie auf einer tieferen Ebene an, war vollkommen albern und absurd.
    Und doch war das Gefühl da und der emotionale Stempel, den er ihr aufdrückte, von bemerkenswerter Prägnanz.
    Sie seufzte. »Na ja …«
    »Oh mein Gott.«
    Dream zuckte angesichts des verbitterten Untertons in Alicias Stimme zusammen. Der unerschütterliche Blick ihrer Freundin war fest auf King gerichtet.
    »Ich unterbreche euren kleinen Balztanz ja nur ungern, aber wir haben schließlich alle unser Päckchen zu tragen.« Ihre Augen sahen aus wie in Porzellan gefasste braune Kieselsteine, und sie schaute kurz zu Dream, bevor sie wieder King ins Visier nahm. »Wir sind nicht bei Ihnen aufgetaucht, weil wir nichts Besseres zu tun hatten, Edward. Wir haben uns verfahren, wissen Sie, und wir haben kein Benzin mehr. Wir sind hier, weil Ihr Haus für uns im wahrsten Sinne des Wortes das Ende des Weges darstellte. Wir brauchen dringend Hilfe.«
    King strich sich mit Daumen und Zeigefinger über sein markantes Kinn. Auf seiner Stirn zeichneten sich tiefe Sorgenfalten ab. »Ich verstehe.«
    Alicia grinste schief. »Tun Sie das wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher, guter Mann. Einer unserer Freunde ist tot.« Sie deutete mit dem Daumen auf Karen, deren Gesicht wie eine gefühllose, unleserliche Maske wirkte. »Ihr Freund. Und wir sprechen hier nicht von einer natürlichen Todesursache. Er wurde umgebracht.«
    Dream sah, wie Karens Schultern zitterten. In ihr machte sich erneut ein tiefes Schamgefühl breit. Der offensichtliche Schockzustand ihrer Freundin war das Einzige, was einen kompletten Nervenzusammenbruch verhinderte. Alicia war völlig zu Recht stinksauer.
    Was ist nur los mit mir?, fragte sich Dream.
    Wie oft hatte sie sich schon exakt dieselbe Frage gestellt?
    Zu oft.
    Ein Bild der Glock tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
    Sie atmete ganz langsam.
    Ein. Aus.
    Ein. Aus.
    Als sie King ansah, kam ihr ein Gedanke, der sie so sehr erschreckte, dass sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Dieses Haus hoch oben in den Bergen würde zur Bühne werden, auf der sich das letzte große Drama ihres Lebens abspielte. Sie würde sich entweder noch in dieser Nacht mit der Glock erschießen, oder King würde sich als der Geliebte erweisen, den sie immer gesucht hatte. Als heterosexuelles Alphamännchen, an das sie sich klammern konnte wie an eine Rettungsinsel. Sie lauschte dem Wortwechsel zwischen Alicia und King und nahm zwar wahr, worüber die beiden sprachen, registrierte es aber nur am Rande.
    King drängte sich erneut in ihre Fantasien. Sie stellte sich vor, wie sie die Knöpfe seines blitzsauberen weißen Hemdes öffnete und es von seinem muskulösen Oberkörper abstreifte …
    … eine Hand in seine Hose schob …
    Sie fühlte sich schamlos.
    Nuttig.
    Sie hatte das Gefühl, von der Szene, die sich gerade vor ihren Augen im Wohnzimmer abspielte, isoliert zu sein. Isoliert von ihren Freunden. Alles Dasein bestand nur noch aus ihr selbst und King, aus einer lebhaften Vorstellung ihrer ineinander verschlungenen nackten Körper, die verzweifelt versuchten, den gesamten Schmerz der Welt wegzuficken.
    Dann wurde ihr bewusst, dass jemand ihren Namen rief.
    Es war Alicia.
    »Dream? Kannst du mich hören, Süße?«
    Dream schüttelte den Kopf, um sich in die Realität zurückzubringen. Die Welt nahm wieder Gestalt an. Zufällige, sinnlose Laute verbanden sich zu erkennbaren Worten, zu einer Sprache.
    Dream nickte. »Ja.« Sie räusperte sich. »Natürlich.«
    Aber dieses unangemessene erotische Knistern war nach wie vor ungemein präsent. Sie schlug ihre Beine übereinander und rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her. Sie zwang sich, Alicia anzusehen, nicht King. »Es tut mir leid.« Sie suchte nach einer guten Ausrede für ihre geistige Abwesenheit. Die glaubwürdigste kam ihr sofort in den Sinn. »Ich bin nur so müde. Dieser Tag dauert schon ewig.«
    Sie musste das Gähnen, das folgte, nicht einmal vortäuschen.
    Alicias Ausdruck wurde weicher. »Ich weiß,

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