Haus des Blutes
musste.
Was in gewisser Weise hervorragend ins Bild passte.
Selbstverständlich war der Teufel ein ausgemachtes Arschloch – was sollte er auch sonst sein?
Also gut, beschloss Chad, nehmen wir mal an, der Typ ist wirklich der Teufel. Meister. Teufel. Ein und dasselbe. Gehen wir zu hypothetischen Zwecken davon aus. Dieser Wichser ist der Beelzebub. Der Gehörnte höchstpersönlich. Luzifer. Der Gebieter der Mächte der Finsternis. Ausgestattet mit weitaus negativeren Kräften, als ein Mensch sich vorzustellen in der Lage ist.
Aber warum stattete ein Wesen mit derartiger Macht sein Königreich dann mit einer derart schlechten Infrastruktur aus?
Die Wachen an den Kontrollpunkten beispielsweise.
Sie waren ein schlechter Witz.
Das alles erschien ihm symptomatisch für ein System, das offensichtlich ausgehebelt werden wollte. Während Chad mit Cindy im Transporter durch die Gegend kutschiert wurde, schaltete der Teil seines Verstandes, der ihn zu einem erfolgreichen Geschäftsmann machte, in den höchsten Gang. Er plante, spielte alles immer wieder in Gedanken durch, hielt Ausschau nach wiedererkennbaren Mustern, Schwachstellen und Details, die er bisher vielleicht übersehen hatte.
Der Lastwagen röchelte und stotterte, während er durch die holprigen Tunnel polterte. Seine Stoßdämpfer waren im Eimer, und jedes Mal, wenn das Fahrzeug über einen Stein oder einen soliden Erdhügel rumpelte, wurden die Passagiere ordentlich durchgeschüttelt. Sie hatten das Gefühl, sich an Bord eines kleinen Boots zu befinden, das während eines heftigen Sturms unkontrolliert auf dem offenen Meer trieb.
Cindy, die nicht gefesselt war, kam ganz gut damit zurecht. Sie konnte sich praktischerweise an einer der gebogenen Metallstangen festhalten, welche die grüne Plane über ihnen stützten. Aber die Sklaven – und Chad war ein Sklave – hatten nicht so viel Glück. Sie wurden hin und her geschleudert wie die Würfel in der Hand eines Spielers. Chad stürzte immer wieder zu Boden und knallte mit dem Kopf gegen die gegenüberliegende Bank. Um sich wieder aufzurappeln, musste er sich zur Seite rollen, hin und her wackeln, bis er auf seinem Hintern landete und sich anschließend abdrücken, um wieder auf der Bank neben Cindy zu landen.
Cindy machte natürlich keinen Finger krumm, um ihm zu helfen.
Sie würdigte ihn nicht einmal eines Blickes.
Als Sklave war seine Sicherheit von untergeordneter Bedeutung. Er war ihr Eigentum. Und das konnte man durchaus wörtlich nehmen. Entmenschlichung war offensichtlich ein entscheidender Bestandteil der Beziehung zwischen Herren und Sklaven. Sofern man ein derartiges Abhängigkeitsverhältnis überhaupt als »Beziehung« bezeichnen konnte.
Chad war jedoch nicht wirklich ihr Sklave. Sie hatten sich vor der Ankunft des Transporters am Kontrollpunkt flüsternd abgesprochen. Cindy musste die Fassade aufrechterhalten und das typische schlechte Benehmen einer vor Kurzem befreiten Sklavin an den Tag legen. Befreite Sklaven hatten sich etwas zu beweisen, wie sie ihm erklärte. Sie mussten ihrer Umgebung demonstrieren, dass sie genauso grausam sein konnten wie ihre ehemaligen Besitzer. Sogar noch grausamer, wenn möglich. Das Überleben der Stärksten galt hier unten nicht als Grundprinzip. Das gehörte in die Rhetorik der Welt an der Oberfläche. Unsinn, der von ahnungslosen Arschlöchern ausgespuckt wurde, welche die wahre Bedeutung von Not überhaupt nicht kannten.
Beim Überleben im Unten halfen keine Manöver, wie sie vielleicht in der Geschäftswelt üblich waren.
Oder das hinterhältige Verhalten eines typischen Reality-Show-Kandidaten.
Cindy hatte ihm klar gemacht, dass sie eine überzeugende Vorstellung der gemeinsten Schlampe abliefern würde, die diese Idioten jemals zu Gesicht bekommen hatten. Chad wusste natürlich, was das für ihn bedeutete: dermaßen heftige Prügel, dass sogar die Kerle, die ihm in der High School übel mitgespielt hatten, entsetzt zusammengezuckt wären. Cindy hatte erst gar nicht versucht, es ihm schonend beizubringen. Für ihn würde es richtig hart werden. Und er würde sie manchmal dafür hassen.
Aber sie ermahnte ihn, das Wesentliche niemals zu vergessen.
Abgesehen von seinen Schmerzen war nichts davon echt.
Er war nicht ihr Sklave.
Chad besah sich die Schlingen um seine Handgelenke, dachte an die Fußeisen, die ihm die Bewegungsfreiheit nahmen, und versuchte, ihr zu glauben.
Es fiel ihm nicht leicht.
Das Rumpeln und Holpern hörte auf, als der
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