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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Lastwagen in einen Tunnelabschnitt rollte, dessen Boden deutlich ebener war als das unwegsame Gelände, das er vorher passiert hatte. Auch die Aushöhlung des Tunnels war hier großzügiger geraten – der Abstand zwischen den Wänden und der Decke war weitläufiger gestaltet. Chad konnte es durch die Öffnung der Plane am hinteren Ende erkennen. Auch die Beleuchtung war besser und ließ aufschlussreiche Entdeckungen zu. Er erkannte Überbleibsel des Tunnelbaus vor vielen Jahren: Spuren von Schaufeln in den irdenen Wänden.
    Dann schienen die seitlichen Begrenzungen vollständig zu verschwinden, und der Tunnel öffnete sich vor ihnen wie ein Paar Hände, die sich auseinanderfalteten. Chad rutschte ein Stück nach rechts und lehnte sich gegen einen anderen Sklaven, als der Lastwagen einen steilen Abhang hinunterfuhr. Cindy hielt sich an einer Stange fest, während Chad noch dichter gegen den Mitfahrer geschoben wurde. Der ausgemergelte Mann stöhnte. Der Abhang war so steil, dass sich Chad der Vergleich mit einer riesigen Achterbahn aufdrängte, die nach einem langen Aufstieg unvermittelt in die Tiefe stürzte. Ihm drehte sich der Magen um, und er spürte, wie ihn die Übelkeit im Hals kitzelte.
    Kurz darauf erreichten sie das Tal und bewegten sich wieder auf flachem Terrain. Chad nahm sofort den Lärm wahr. Seltsame Geräusche. Etwas, das wie eine Karnevalströte klang. Wütendes Gebrüll. Drohungen. Der Ausbruch eines Streits. Faustschläge. Ein Peitschenknall. Stimmen. Eine Vielzahl von Stimmen wie bei einem Rockkonzert, kurz bevor die Scheinwerfer verlöschen. Sofern es noch eines weiteren Belegs bedurft hätte, dass er sich an einem rohen, unzivilisierten Ort befand: Hier hatte er ihn gefunden. Ein Spielplatz des Teufels in Reinkultur.
    Der Lastwagen verlangsamte seine Fahrt, während er sich den Weg durch die Menge bahnte. Er wurde mit spöttischen Rufen empfangen. Chads Herz schlug schneller, als ihm bewusst wurde, dass diese Beschimpfungen nicht dem Fahrer galten, einem Diener des Meisters, sondern den Sklaven auf der Ladefläche. Er drehte sich um und starrte durch die hintere Plane in die Gesichter der Rufenden.
    Ein alter Mann mit langem zotteligen Bart und einem Kranz aus strähnig verklebtem Haar um seine Halbglatze trat hinter den Lkw, spähte hinein und streckte seinen Mittelfinger hoch. Er trug einen Lendenschurz und Chad sah etwas Silbernes an seinem Hals glitzern.
    Chad kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht erkennen, was es war.
    Das grinsende Gesicht des Alten verschwand, als der Lastwagen auf zerfurchte Fahrrillen auffuhr und wieder an Geschwindigkeit zulegte. Wenige Minuten später erreichten sie eine freie Fläche, die offensichtlich als Parkplatz diente. Der Lastwagen kam neben einem anderen Transportfahrzeug zum Stehen und der Motor erstarb mit einem Röcheln. Eine der Türen öffnete sich knarrend, und dann war das Geräusch von schweren Stiefeln zu hören, die über den festen Erdboden trampelten. Das durch ein Visier verdeckte Gesicht eines Wachmanns tauchte in der Öffnung auf.
    »Irgendwelche Nicht-Sklaven an Bord?«
    Cindy antwortete sofort.
    »Ja.«
    Der Wachmann betrachtete sie eingehend. »Du trägst das Zeichen eines Sklaven. Bist du befreit?«
    Cindy nickte und hob voller Stolz ihr Kinn. »Das bin ich.«
    »Tritt bitte vor.«
    Cindy erhob sich, ging mit entschlossenen Schritten zum hinteren Ende des Lastwagens und sprang von der Ladefläche ins Freie. Sie öffnete ihren Beutel und kramte die Dokumente heraus. Der Wachmann nahm die zusammengefalteten Zettel aus ihrer Hand entgegen und studierte sie aufmerksam. Es dauerte so lange, dass Chad ein ungutes Gefühl bekam.
    Endlich faltete der Mann die Dokumente wieder zusammen und gab sie Cindy zurück. »Wie ich sehe, bist du erst seit Kurzem befreit. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.«
    »Hast du einen Sklaven an Bord?«
    Sie nickte und deutete auf Chad. »Den da.«
    »Das Frischfleisch?«
    »Ja.«
    Der Wachmann gab Chad ein Zeichen. »Tritt vor.«
    Chad erhob sich und schlurfte heran. Er sah auf den Boden hinunter, zögerte und fragte sich, ob man wohl von ihm erwartete, dass er mit seinen Fußeisen hinuntersprang. Er dachte noch immer darüber nach, als Cindy die Kette packte, die Handfesseln und Fußeisen verband, und ihn brutal aus dem Lastwagen riss. Er schrie auf, rutschte in einem seltsamen Winkel über den Boden und kippte nach vorne. Sein offener Mund füllte sich mit Dreck und er musste würgen. Er stöhnte, rollte

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