Haus des Blutes
kreidebleich.
Er hatte sich alle Mühe gegeben, nicht mehr an Dream zu denken. Er hoffte, dass sie sich irgendwo in einem Hotel in Sicherheit befand, es sich gerade für die Nacht gemütlich machte und nicht das Geringste über seine äußerst missliche Lage wusste. Höchstwahrscheinlich war genau das der Fall, das gebot die Logik. Sie hatten ein Auto. Im Auto würden sie in Sicherheit sein.
Daran musste er glauben.
Alles andere war einfach zu schrecklich, um es sich auszumalen.
Als Cindy näher kam, bemerkte er ein silbernes Glitzern an ihrem Hals. Als sie das Geländer erreichte, an dem er festgebunden war, streckte sie ihren Hals und zeigte ihm ihre neue Kette. »Gefällt sie dir?«
Ein Stück Metall, geformt wie ein E, baumelte an der Halskette und glänzte im künstlichen Tageslicht.
Der sterbende Sklave starrte Cindy und den Anhänger wie gebannt an. Erneut schlich sich ein Augenblick der Klarheit in seine fiebrige Miene. »Fotze. Beschissene befreite Fotze.«
Cindy versetzte ihm einen Schlag gegen die Kehle. Er fiel zu Boden und klappte schneller in sich zusammen als ein schmächtiges Fliegengewicht, das einen rechten Haken von einem Schwergewichtsweltmeister einstecken musste. Er lag bewusstlos auf dem Boden, während sein Arm hilflos am Geländer schlackerte.
Chad starrte sie mit offenem Mund an. »Mein Gott …«
Cindy löste seine Fesseln. »Ich musste das tun.« Ihre leise Stimme war kaum zu hören. »Wenn ich Beleidigungen von Sklaven einfach so hinnehme, stecken wir bald mächtig in der Tinte.«
Sie führte ihn über die holprige Fahrrille. Er trat in eine Pfütze aus Maschinenöl, zuckte zusammen, bemühte sich vergeblich, die zähflüssige Substanz von seiner Sandale abzuschütteln und folgte Cindy zu dem bürgersteigähnlichen Pfad aus polierten Steinen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlief.
Als Chad sie eingeholt hatte, fragte er: »Der Typ da hinten, der kranke Sklave, hat was von einem Kerl namens Lazarus erzählt.«
Cindy blieb abrupt stehen. Sie platzierte eine Hand auf seiner Brust und hielt ihn von seiner nächsten Frage ab, indem sie ihm einen Finger auf den Mund legte. »Ich bringe dich jetzt zu Lazarus.«
Chad runzelte die Stirn. »Aber wer ist das?«
Cindys Antwort machte alles nur noch rätselhafter. »Ich weiß nicht, wer er in Wahrheit ist, Chad. Ich weiß nur, dass er in Wirklichkeit anders heißt.«
Sie lächelte. »Einige Leute, die etwas leichtgläubigeren Einwohner von Unten, denken, er sei Gott.«
Gott? So so, dachte Chad.
Welch perfekte Ironie.
Er war in der Hölle.
Und Gott war ebenfalls hier.
Was mochte das wohl bedeuten?
Und was war das für ein seltsames Gefühl, das ständig an seinem Verstand nagte?
Er musste an ein Puzzle mit 1000 Teilen denken, die sich langsam, ganz langsam, zusammenfügten und lange verborgene Geheimnisse enthüllten, die allesamt in dieselbe Richtung wiesen …
Hier raus, überlegte Chad.
Und folgte Cindy um eine Hausecke.
Kapitel 20
Eddie konnte kaum glauben, was er da hörte.
»Du machst wohl Witze. Wir können dieses Viech nicht töten.«
Giselles Lächeln deutete auf unenthüllte Geheimnisse hin. »Doch, das können wir.«
Sie saß an ihrem Schreibtisch, nach wie vor nackt, so wunderbar nackt, und Eddie wollte sie noch einmal. Oh, wie schmerzlich er sich danach sehnte, erneut in ihren wunderschönen Körper einzudringen. Er zwang sich, seinen Blick von ihr zu lösen. Sie lenkte ihn viel zu leicht ab und er wollte sich im Moment nicht ablenken lassen. Was sie vorschlug, war der reine Wahnsinn. Er konnte unmöglich tun, was sie von ihm verlangte. Er konnte es einfach nicht. Erkannte sie denn nicht, dass das praktisch einem Selbstmord gleichkam?
Und Eddie wollte leben.
Er war nicht so weit gekommen, hatte sich nicht so sehr gequält, um freiwillig sein Leben wegzuwerfen. Dann sag ihr das!, dachte er. Sei ganz direkt. Leg deine Karten auf den Tisch.
Er trottete im Zimmer auf und ab und qualmte dabei angespannt eine von Giselles selbst gedrehten Zigaretten.
»Ich will nicht sterben«, verkündete er. Er wusste, wie sich das anhörte, aber es war ihm egal. »Nenn mich ruhig einen Feigling, nur zu. Du wirst meine Gefühle nicht verletzen. Gottverdammt, Giselle, man kann Unten nicht überleben. Es sei denn, man entwickelt einen verflucht noch mal unzerstörbaren Selbsterhaltungstrieb.«
Eddie drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus, der auf dem Tisch stand. Er zwang sich, Giselle ins Gesicht zu
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