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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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den Stuhl, der neben ihr stand. »Setz dich.«
    Eddie öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Ihr zu nahe zu kommen, war gefährlich. Nähe würde seine Fähigkeit, klar zu argumentieren, spürbar einschränken. Aber er hatte keine Wahl. Es war ein Befehl gewesen, keine Bitte. Er setzte sich, schluckte, als er zusah, wie sie die Beine breit machte, und zitterte unkontrolliert, sobald sie einen Fuß auf sein Knie legte. Seine starken Hände umschlossen ihren Knöchel und er begann, ihre weiche Fußsohle mit den Daumen zu massieren.
    Eddie seufzte.
    Das war’s, erkannte er. Es ist vorbei. Ich bin geliefert.
    Sie stieß einen wohligen Laut aus. »Mmm, das ist schön. Wenn ich dir erzählt habe, was ich dir erzählen muss, werden wir uns noch einmal lieben. Was hältst du davon?«
    Eddie schluckte.
    Es war erneut die Ausformulierung einer Tatsache. Kein Kommentar vonnöten.
    Sie blies ein letztes dünnes Rauchwölkchen in die Luft, drückte ihre Zigarette aus und starrte ihn mit einem Ausdruck der Entschlossenheit an. »Einiges kann ich dir zeigen, Eddie. Du kannst ein paar der Dinge, die ich weiß – und die ich tun kann –, mit eigenen Augen sehen. Die Kraft des Rituals. Die Kraft der Magie.«
    Eddie musste erneut an das Bild aus seinem Traum denken, als der blutige Lappen herausgeschnittenen Fleisches ihre Kehle hinabglitt, und wurde von einem Schauder erfasst.
    Giselle lächelte. Ihr Blick schweifte zur Decke. Sie schien durch die fleckig-weiße Oberfläche hindurchzusehen und irgendeinen Ort in weiter Ferne zu betrachten. Es wirkte, als wäre sie high. Dafür gab es einen guten Grund – sie war high. Eddie fühlte sich selbst ein wenig bekifft. Mann, es musste das Zeug gewesen sein, das sie geraucht hatten. Er fühlte sich ein wenig abgehoben, so als wäre er nicht wirklich er selbst, aber es war nicht dasselbe Gefühl wie stoned zu sein. Er kam sich nicht so … am Arsch vor.
    Das hier war das genaue Gegenteil. Es war ein echtes High, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein erhebendes Gefühl, eine Erweiterung der Sinne. Das hier war genau das, was die Anhänger von LSD meinten, wenn sie von der angeblichen Wunderwirkung der Droge sprachen. Eddie hatte in jungen Jahren ein- oder zweimal mit dem Stoff herumexperimentiert und wusste, dass es völliger Quatsch war.
    LSD hatte ihn völlig paranoid und an seiner geistigen Gesundheit zweifeln lassen.
    Ein echtes Teufelszeug …
    Mein Gott, diese Scheiße ließ ihn die Dinge erst wirklich … sehen .
    Er tastete nach der noch nicht angezündeten Zigarette im Aschenbecher, aber Giselle stieß seine Hand entschlossen weg. »Das reicht. Noch mehr wäre zu viel. Es entfaltet seine Wirkung in deinem Körper gerade erst.«
    »Was ist das genau?«
    »Das ist nicht wichtig.« Ihr Fuß rutschte aus Eddies Händen und streichelte die Innenseite seines Oberschenkels. »Schließ einfach die Augen und hör mir zu.«
    Eddie tat, worum sie ihn bat, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und merkte, wie sein Körper regelrecht bebte, als er das Gefühl ihres Fußes auf seiner nackten Haut noch intensiver erlebte. Er stellte etwas Überraschendes fest: Er war nicht erregt. Obwohl er es hätte sein sollen. Sein Schwanz hätte sich ihr eigentlich sehnsüchtig entgegenrecken müssen, tat es aber nicht. Ihm wurde bewusst, dass sie seine körperlichen Reaktionen gezielt steuerte. Sie wollte seine volle Aufmerksamkeit. Er sollte sich auf ihre Worte konzentrieren, nicht auf ihren Körper.
    Also hörte er ihr zu.
    Sie begann: »Es gibt vieles, was du mir einfach glauben musst. Was ich dir in der Realität, wie du sie kennst, nicht zeigen kann. Denn es gibt noch weitere Ebenen, Eddie, weitere Ebenen der Existenz. Plätze, die von Wesen bevölkert werden, die den menschlichen Verstand überfordern. Götter, Eddie. Unsterbliche. Ja, sie existieren wirklich. Beachte meine Betonung des Plurals.
    Wenn du erst verstehst, Eddie, wenn du siehst, dann wird dir die Vorstellung von einem einzigen großen, allmächtigen Gott absolut lächerlich vorkommen. Diese Götter üben einen gewissen Einfluss auf Ereignisse in unserer Welt aus, der Welt jenseits dieses verdorbenen Ortes, aber meist halten sie sich aus den Angelegenheiten der Menschen heraus. Diese Wesen sind mächtig, sehr viel mächtiger als der Meister, der kein Gott ist, und auch nicht unsterblich.
    Das musst du über den Meister wissen – er besteht aus Fleisch und Blut. Und darum ist er auch verwundbar. Er war schon immer verwundbar, Eddie.

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