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Haus des Glücks

Haus des Glücks

Titel: Haus des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Winkler
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Ihnen meinen, werden sie Ihnen spätestens morgen früh eine Portion von dem Festmahl bringen. Und wagen Sie nur nicht, die Speise abzulehnen. Es würde sie in ihrer Ehre kränken.«
    Ehlers fingerte sein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Meine Herren, das ist gewiss nicht Ihr Ernst. Sie erlauben sich einen Scherz mit mir.«
    »Sehe ich aus, als ob ich scherzen würde? Hohenstein? Scherze ich?«
    »Keineswegs, Herr Ehlers, der Doktor sagt die Wahrheit.«
    »Herr im Himmel, was soll ich denn nur tun, wenn die mir morgen wirklich …?«
    Friedrich unterdrückte ein Grinsen. Die Chancen auf seinen Wettgewinn stiegen. »Stellen Sie sich einfach vor, es wären Muscheln oder Krabben.«
    »O mein Gott!« Ehlers presste sich das Taschentuch vor den Mund und würgte. »Mein Gott! Bitte helfen Sie mir!«
    »Das können wir leider nicht«, sagte Albert. »Sehen Sie es als Mutprobe, wie den Einweihungsritus zur Aufnahme in einen Studentenbund oder einen Club. Es gibt niemanden hier in Apia, der nicht den Palolo essen musste. Das gehört zu unserem Inselleben dazu wie die Palmen oder die Tropenstürme. Sie werden sich noch daran gewöhnen, da bin ich mir sicher.«
    Ehlers schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Herr Hohenstein«, sagte er leise und starrte zum Strand hinüber, wo die Samoaner weiter ihr Fest feierten. Er erschauerte und wischte sich abermals den Schweiß von der Stirn. Dann erhob er sich abrupt, zog seinen Gehrock straff. »Ich denke, dass ich die Insel mit dem nächsten Schiff verlassen werde. Ich werde mich jetzt zurückziehen und versuchen, statt an den kommenden Morgen an meine Heimreise zu denken. Herr Hohenstein, Herr von Kolle.« Er verbeugte sich steif.
    »Gute Nacht, Herr Ehlers.«
    »Gute Nacht«, sagte Friedrich. »Wenn Sie Probleme mit dem Magen oder der Verdauung haben, kommen Sie in meine Praxis.«
    Der junge Mann eilte davon. Beinahe rannte er, auf dem Rücken seines feinen Tropenanzugs waren dunkle Schweißflecken zu sehen. Die lebhaften Gesänge und der von den Feuern am Strand herüberwehende Duft des Festmahles schienen seine Schritte zu beschleunigen. Bestimmt würde er keine leichte Nacht haben.
    »Möchtest du den
Lokal-Anzeiger
jetzt lesen, Friedrich?«, fragte Albert und hielt ihm die zusammengefaltete Zeitung hin.
    »Steht denn etwas Wichtiges drin?«
    »Na, was in Berlin vor sich geht.«
    Friedrich zuckte mit den Schultern. Berlin, Deutschland, die politischen Streitereien, der gesellschaftliche Klatsch waren ihm gleichgültig. Er konnte seine Landsleute nicht verstehen. Wenn sie sich so für die »alte Heimat« interessierten, weshalb kamen sie überhaupt hierher in die Südsee? Hier gab es alles, was er brauchte. Und wenn auch so regelmäßig Schiffsladungen mit Whisky- und Rumfässern am Strand angespült würden, hätte Europa sie auf Samoa getrost für immer vergessen können. Das war seine Meinung.
    »Ich brauche die Zeitung nicht zu lesen. Ich habe mein
Ärzteblatt

    »Wie du willst.«
    Hohenstein füllte ihre Gläser erneut. Eine Weile saßen sie schweigend am Tisch. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und hatte Tausenden von Sternen Platz gemacht. Waren es tatsächlich dieselben, die man auch in Europa sehen konnte? Eine Vorstellung, die Friedrich trotz besseren Wissens schwerfiel. Zu verschieden waren Natur und Menschen.
    »Mit dem Palolo anzufangen war ein kluger Schachzug von dir«, sagte Hohenstein und durchbrach ihr Schweigen. »Du wusstest, dass ich ihm alles erzählen würde.«
    Friedrich zuckte lächelnd mit den Schultern.
    »Ich musste ihm nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben. Der Rest ging wie von selbst.«
    »Du hattest recht, der Kerl taugt nicht für die Insel.« Albert trank einen Schluck. »Ich frage mich nur, wie du das anstellst. Woher wusstest du diesmal, dass er es hier nicht schafft? Oder kanntest du ihn bereits?«
    »Nein. Aber ich habe gute Ohren. Und ein exzellentes Gedächtnis.« Friedrich schob seinem Freund die Rumflasche über den Tisch. »Schenk dir noch mal nach, damit wir auf meinen Sieg trinken können. Vor einiger Zeit stand in deinem
Lokal-Anzeiger
ein Artikel von einem Otto E. Ehlers über eine Reise zum Kilimandscharo. Und was glaubst du, habe ich gehört, worüber sich unser junger Ehlers mit Petersen unterhalten hat?«
    Albert zuckte mit den Schultern. »Afrika?«
    »Er erzählte, er sei Reiseschriftsteller und auf der Suche nach neuen Anregungen und

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