Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shayne
Vom Netzwerk:
geschlossen.
    Woher kam dann dieser eisige Wind?
    “Was zum …”
    Plötzlich begann es zu rattern und zu beben. Die Lampe am Nachttisch wackelte, und der Lampenschirm an der Decke begann hin und her zu schwingen. Ein Dröhnen und Beben erfasste den ganzen Raum. Eine Schublade nach der anderen flog auf – eine davon mit einer derartigen Wucht, dass sie aus der Kommode gerissen wurde und auf den Boden fiel. Gleichzeitig flog die Schranktür auf, ebenso die Tür zum Badezimmer. Handtücher segelten durch das Zimmer, als würden sie von unsichtbaren Händen durch die Luft geschleudert. Die Gardinen zuckten wie Giftschlangen hin und her.
    Und dann – genauso unvermittelt, wie es begonnen hatte – legte sich der Sturm, und es wurde ganz still. Völlig still. Die Gardinen hingen schlaff herab, das Mobiliar hörte auf zu wackeln, und im Zimmer kehrte wieder Ruhe ein.
    Jack holte tief Luft. Vielleicht das erste Mal, seit er das Licht eingeschaltet hatte. Aus seinem Mund kamen keine Wölkchen mehr. Was zum Teufel es auch gewesen war – es war vorbei.
    Und Kiley umklammerte immer noch seinen Arm, diesmal mit beiden Händen, und sie drückte sich fest an ihn. Wenn man bedachte, dass sie sich wahrscheinlich lieber an ein Stinktier oder einen tollwütigen Dachs geklammert hätte, musste sie wohl außerordentlich große Angst haben, dachte er.
    “Ich mag dich nicht, Jack”, sagte sie. “Das weißt du doch, oder?”
    “Sicher. Genauso wenig, wie ich dich mag, Brigham.”
    “Und ich habe
keine
Angst. Ich habe vor
überhaupt
nichts Angst. Das weißt du doch auch, oder?”
    Er zuckte die Schultern. “Ich habe dich noch nie verängstigt gesehen. So viel kann ich dazu sagen.” Bis jetzt, dachte er, doch das sprach er lieber nicht aus – vor allem deshalb nicht, weil sie sich fürchterlich darüber ärgern würde und er zu gern erfahren wollte, wie sich das heute alles weiterentwickelte.
    “Gut, dann hätten wir das also geklärt. Ich möchte nämlich nicht, dass du es falsch verstehst, wenn ich dich bitte, die Nacht hier zu verbringen.”
    Er holte tief Luft, um ihr zu sagen, dass er für kein Geld dieser Welt in diesem verdammten Haus bleiben würde. Doch ehe er zu Wort kam, redete sie schon wieder weiter.
    “Du bist das alles ja gewöhnt”, sagte sie. “Du stehst doch ständig mit der Geisterwelt in Kontakt, nicht wahr? Also ist dieser Wahnsinn hier ja nichts Neues für dich.”
    Er sah ihr prüfend in die großen Augen und überlegte einen Moment, ob sie die ganze Sache – inklusive der Spezialeffekte – möglicherweise selbst inszeniert hatte, um ihn endlich als Scharlatan zu überführen. Und ganz plötzlich wurde ihm klar, dass er sehr, sehr vorsichtig sein musste.
    “Richtig”, sagte er. “Nicht, dass man sich je wirklich daran gewöhnt, aber, ja, es stimmt, die Situation ist nichts Neues für mich.”
    Sie sah mit einem Mal so erleichtert aus, dass er dachte, sie würde gleich in Tränen ausbrechen.
    “Ich habe keine Ahnung, warum zum Teufel mich das beruhigen sollte, besonders da ich dir immer noch nicht glaube, dass du ‘echt’ bist.”
    “Aber es beruhigt dich?”
    Sie machte einen Schmollmund. “Bleibst du? Über Nacht?”
    Lieber würde er sich mit glühenden Nadeln in die eigenen Augen stechen, dachte er im Stillen. Laut sagte er allerdings: “Klar.”
    Sie seufzte und ließ den Kopf sinken. Augen, Schultern … alles schien auf einmal wie von einer schweren Last befreit. “Gut.”
    “Hey, ich erwarte eine angemessene Entschädigung. Glaub ja nicht, dass ich dir einen Gefallen tue.”
    “Nein, selbstverständlich nicht.” Ihre Blicke trafen sich wieder, und diesmal blitzte ein winziges Lächeln in ihren Augen auf. “Du glaubst also, du kannst es … vertreiben?”
    Verflucht, er wusste nicht einmal, was
es
war. Er hatte keinen blassen Schimmer. Soviel er wusste, war er noch nie auch nur in die Nähe eines richtigen Geistes gekommen. Er glaubte ja nicht einmal an Geister – beziehungsweise hatte bis vor fünf Minuten nicht daran geglaubt. “Falls sich dieses Ding vertreiben lässt, dann bin ich der richtige Mann dafür.” Er log wie gedruckt.
    Ihr unsicheres Lächeln wurde ein bisschen zuversichtlicher. “Eines kann ich dir versichern: Ich schlafe nicht hier.”
    “Kann man dir nicht verübeln.”
    “Willst du es denn? Hier schlafen?”
    “Hä?” Er riss die Augen so weit auf, dass er schon befürchtete, sie würden ihm jeden Moment aus dem Kopf springen.
    Sie zuckte die Achseln.

Weitere Kostenlose Bücher