Haus des Todes
und schrie so laut sie nur konnte.
Die Wanne war voll mit Wasser, das über den Rand auf den Boden schwappte. Und unter der Oberfläche des klaren, dampfenden Wassers lag eine Frau. Ihr Kopf wurde von blonden Haarsträhnen umspült, die wie gelbe Schlangen aussahen. Und ihre Augen waren weit aufgerissen und flehentlich auf Kiley gerichtet.
8. KAPITEL
Bei ihrem Schrei schoss ihm sofort eine Flut albtraumartiger Bilder durch den Kopf – ein Bild entsetzlicher als das andere. Obwohl er losgerannt war, noch ehe der Schrei verklungen war, schien er gar nicht schnell genug zu ihr kommen zu können.
Und dann war er da.
Sie hatte sich in die hinterste Ecke des Badezimmers im Erdgeschoss geflüchtet. Dort stand sie, hielt sich eine zur Faust geballte Hand vor den Mund und deutete mit der zitternden anderen Hand auf die Wanne.
Er sah zur Badewanne. Doch da war nichts.
“Kiley?” Er ging auf sie zu. “Was hast du? Was ist los?”
Als er direkt vor ihr stand und ihr dadurch den Blick auf die Wanne versperrte, sah sie ihn mit glasigen Augen an. “Er war da. Jack, der Geist war da, hier in der Wanne. Die Frau war …”
“Ruhig, ganz ruhig.” Er merkte an ihrer Stimme, die immer schriller und lauter geworden war, dass sie kurz davor war, völlig in Panik zu geraten. Also legte er ihr die Hände auf die Schultern, um sie aus dem Badezimmer zu führen und irgendwohin zu bringen, wo sie sich sicherer fühlte. Im selben Moment, als er sie berührte, fiel sie ihm um den Hals, schlang die Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sie klammerte sich so fest an ihn, dass er das Gefühl hatte, sie würde ihm gleich die Rippen brechen.
Er vergrub eine Hand in ihrem Haar, legte die andere um ihre Taille und versuchte, sie auf diese Weise zu halten und zu stützen, während er sie aus dem Bad führte. Im Flur schnappte er sich im Vorbeigehen rasch ihren Schlüsselbund vom Haken neben der Tür, bevor er mit ihr zusammen hinaus ins Freie und zu ihrem Auto ging. Dort blieben sie – Kiley im Nachthemd und er nur mit seinen Jeans bekleidet – stehen.
“Jack, was hast du vor?”
“Du musst raus aus diesem Haus. Vorläufig, nur vorläufig.”
“Ich bin nicht mal geduscht.”
“Du kannst bei mir duschen.”
“Aber meine Sachen …”
“Ich komme wieder her und hole sie dir.”
“Allein?”
“Nein, ganz sicher nicht.” Er setzte sie in den Wagen und schlug die Autotür zu. Dann ging er auf die Fahrerseite, setzte sich hinters Steuer und fuhr los. Erst als sie auf der Straße waren, sah er sie an und fragte: “Was hast du in der Badewanne gesehen, Kiley?”
Sie zögerte und setzte sich ein bisschen aufrechter hin. “Ich glaube, ich weiß, wie Mrs. Miller sich das Leben genommen hat”, sagte sie leise.
Erstaunt zog er die Brauen hoch. “Wie denn?”
“Sie ist ertrunken, glaube ich. In der Badewanne.”
“Und warum glaubst du das?” Er traute es sich fast nicht zu fragen.
“Weil ich sie gesehen habe. Die Wanne war voller Wasser und lief sogar über. Und da war sie. Sie lag am Boden der Wanne. Ihre Augen waren offen und sie hat mich direkt angesehen.”
Die letzten paar Worte waren nur mehr ein Flüstern. Es tat Jack körperlich weh zu sehen, wie schlecht es ihr ging.
Sie sah ihn ein wenig misstrauisch an. “Sie war da. Sie war wirklich da.”
“Ich glaube dir.”
“Sie war jung und schön, als sie gestorben ist. Langes, honigfarbenes Haar. Grüne Augen. Sie hätte ein Model sein können.”
Er nickte. “Wir sind da”, sagte er und bog in die Einfahrt zu seinem Haus ein. Er wohnte in einem nicht allzu großen, einstöckigen Blockhaus mit ausgebautem Dachboden. Gerade groß genug für ihn. Ihm gefiel sein Heim – momentan vielleicht sogar
noch
besser als sonst. Keine Vergangenheit, keine Geister. Nicht, dass er an dieses verdammte Zeug glaubte. Er stellte den Motor ab. Es war Kiley deutlich anzusehen, wie erleichtert sie war. Er stieg aus, ging ums Auto, um ihr die Tür aufzumachen, doch sie war ihm schon zuvorgekommen.
Er führte sie zum Haus, schloss auf und hielt ihr die Tür auf. “Ich könnte dir die Wohnung zeigen, aber es wäre eine kurze Führung. Das Schlafzimmer ist oben unterm Dach, ins Bad geht es hier weiter, und das Arbeitszimmer ist da hinten.”
“Und das ist das Wohnzimmer.”
Er nickte. “So, du kannst jetzt duschen. Und dann legst du sich in meinem Bett ein bisschen aufs Ohr. Du musst zum Umfallen müde sein.”
“Ich sollte eigentlich arbeiten
Weitere Kostenlose Bücher