Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
Vom Netzwerk:
nein, er wurde nicht verfolgt, der Mann war vor ihm in Ariels Haus. Er muss also ein Cop sein; das heißt, dass die Polizei weiß, wer er ist. Aber was war das auf dem Friedhof letzte Nacht? Ein Zufall?
    Der Mann hat ihn mit seinem Namen angesprochen.

    Caleb erreicht den Wagen des Arztes. Es wird langsam dunkler. Auf der Rückbank schläft Katy, und Octavia hockt vorn auf dem Kindersitz unter einer Decke, die wie eine Art Zelt von der Kopfstütze bis zum Boden straff gespannt ist. Das Letzte was er jetzt gebrauchen kann, ist, dass jemand sie entdeckt und die Polizei alarmiert. Er hat dem kleinen Mädchen ein winziges Stück Klebeband über den Mund geklebt, damit es ruhig bleibt. Katy liegt ebenfalls unter einer Decke, und die Tabletten, die er ihr ins Getränk gebröselt hat, sorgen dafür, dass sie sich nicht beschwert. Bestimmt sind weitere Cops hierher unterwegs. Er lässt den Wagen an und fährt langsam los, darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl ihm sein Gefühl sagt, dass er auf die Tube drücken und sich schleunigst aus dem Staub machen sollte. Er schaltet die Scheinwerfer ein. Wo bleiben die Bullen? Er kann sie nirgends entdecken und macht sich vom Acker, vergrößert den Abstand zwischen sich und dem Haus. Er lässt den Vorort hinter sich und fährt Richtung Stadt, und dreimal muss er an einer grünen Ampel halten, weil die Kreuzungen von quietschbunten japanischen Autos blockiert werden, in denen junge Männer hocken und laute Musik hören.
    Immer noch keine Cops in Sicht.
    Er ist kein Monster, und wenn das hier vorbei ist, werden die Menschen das begreifen. Er ist ein Mann, der versucht, die Welt wieder ins Lot zu bringen. Was ist mit dem nächsten Kinderschänder, der von Dr. Stanton behandelt und entlassen wird? Was ist mit dem nächsten Babymörder, der von Victoria Brown verteidigt wird und
nach einer Strafe, die nicht schlimmer als ein Klaps auf den Hintern ist, wieder auf die Menschheit losgelassen wird? Nein, er ist kein Monster, sie sind die Monster  – weil sie diese Leute verteidigen, und sie sollen wissen, dass ihr Handeln nicht ohne Folgen bleibt.
    Der Richter hat dem Ganzen seinen Segen gegeben, bereitwillig hat er James Whitbys Unterbringung für zwei Jahre in einer psychiatrischen Klinik angeordnet und dann die Sache nicht weiterverfolgt. Bereitwillig hat er sich der ganzen Angelegenheit entledigt, ohne Rücksicht auf die Folgen, und sich dem nächsten Fall zugewandt. Und jetzt fallen die Folgen auf ihn zurück und nehmen nun ebenfalls keine Rücksicht auf ihn.
    Wenn die Polizei seinen Namen kennt, weiß sie dann womöglich auch, auf wen er es noch abgesehen hat? Er ist zwei Blocks vom Haus des Richters entfernt, als er zu dem Schluss kommt, dass das nicht nur möglich, sondern äußerst wahrscheinlich ist.
    Er braucht einen anderen Wagen, aber er hat keine Ahnung, wie er ihn sich besorgen soll. Er hat im Knast Geschichten gehört, wie man ein Auto klaut. Das hörte sich kompliziert an. Einige meinten, man müsse bestimmte Kabel miteinander verbinden. Andere, man müsse einen Schlitzschraubendreher so tief wie möglich ins Zündschloss rammen, um es aufzubrechen, und ihn dann als Schlüssel verwenden. Aber selbst wenn er wüsste, wie das funktioniert, wäre er dafür mit den Händen wohl nicht geschickt genug. Er könnte immer noch jemanden mit dem Messer bedrohen und ihm den Wagen abnehmen,
allerdings kann er sich nicht vorstellen, dass das gut geht. Die Polizei würde ihn verfolgen, und es gäbe unnötige Verletzte. Wie beinahe den Cop in Ariels Haus  – er hätte ihn erwürgen oder dem Hund überlassen können, doch den Mann trifft an der Sache keine Schuld. Es waren die Cops, die ihm vor fünfzehn Jahren helfen wollten. Und sie waren es auch, die James Whitby zwei Jahre davor wegsperren wollten.
    Es ist jetzt Viertel nach fünf, und die Straßenlaternen gehen an. Caleb fährt um den Block und parkt in einer Parallelstraße vor einem Haus, das dieselbe Nummer wie das des Richters hat. Er bleibt im Wagen sitzen und beobachtet, wie es langsam dunkel wird. Er schaltet sein Handy ein. Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis hat er mindestens jeden zweiten Abend Pizza gegessen. Das war sein Lieblingsessen, bevor man ihn eingebuchtet hat, und er holt jetzt nach, was er fünfzehn Jahre lang entbehren musste. Er wählt die Nummer aus dem Gedächtnis, bestellt drei Pizzas mit Knoblauchbrot und Pommes Frites und sagt, er zahle in bar. Die Person am anderen Ende wiederholt

Weitere Kostenlose Bücher