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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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seine Bestellung, dann gibt Caleb ihr die Adresse des Richters durch. Man erklärt ihm, das Essen werde in dreißig Minuten da sein, andernfalls sei die nächste Bestellung gratis. Aus einigen der Filme, die er in den letzten paar Wochen im Fernsehen gesehen hat, weiß er, dass die Polizei das Signal eines Handys innerhalb weniger Minuten zurückverfolgen kann; manchmal muss sie auch mittels mehrerer Mobilfunkmasten in der Nähe den genauen Standpunkt bestimmen. Caleb hat keine
Ahnung, wie kompliziert das tatsächlich ist, trotzdem schaltet er das Handy aus, denn er möchte kein Risiko eingehen; er weiß nicht mal, ob die Polizei überhaupt seine Nummer hat. Die Mädchen lässt er weiter zugedeckt, es scheint nicht, als würde eines von ihnen in nächster Zeit aufwachen. Als Jessica noch klein war und nicht schlafen konnte, hat er sie immer in den Wagen gesetzt und ist mit ihr so lange um den Block gefahren, bis sie einnickte, dann drehte er sicherheitshalber eine weitere Runde, setzte langsam in die Auffahrt zurück und trug sie auf Zehenspitzen in ihr Zimmer. Über die Jahre hinweg hat er das bestimmt an die hundert Mal gemacht, in seiner Erinnerung jedoch sind all die Fahrten zu einer einzigen verschmolzen; und bei dem Gedanken daran muss er lächeln, als er fünfzehn Minuten nach seinem Anruf aus dem Wagen steigt.
    Das hier ist ein freundliches Viertel. Dr. Stantons Wagen fällt nicht auf. Überall freundliche Häuser, freundliche Gärten und wahrscheinlich freundliche Menschen, die einem die Uhrzeit sagen, wenn man sie danach fragt. Das heißt also, er muss mehr aufpassen. Hin und wieder fahren Autos vorbei, Berufstätige, die von der Arbeit kommen. Freundliche Menschen neigen dazu, die Polizei zu verständigen, wenn ein fremder Mann vor dem freundlichen Haus ihres freundlichen Nachbarn herumlungert. Er mustert jedes Fenster in Sichtweite, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtet, und als keine weiteren Autos zu sehen sind, rennt er in den Vorgarten eines zweistöckigen Hauses mit großen Fenstern,
deren Vorhänge zugezogen sind. Im Innern brennt Licht, aber das ist in allen Häusern so, und ihm bleibt nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
    Er greift über das Tor an der Seite und schafft es, das Schloss zu entriegeln. Leise schwingt es auf. Er lauscht, ob es irgendwelche Lebenszeichen gibt, vor allem einen Hund, aber da ist nichts. Direkt vor den Fenstern fällt Licht in den Garten, aber der Zaun liegt im Dunkeln. Dort geht er hin und läuft, dicht an den Sträuchern entlang, in die Ecke zu einem Baum, hinter dem er sich versteckt. Ein, zwei Meter entfernt bewegt sich etwas zwischen den Blättern, und er hält inne. Obwohl es sich wahrscheinlich nur um einen Igel oder eine Katze handelt, glaubt er für einen Moment, für einen kurzen Moment, dass sich gleich eine Taschenlampe auf ihn richten wird und man ihn mit einem Gummiknüppel niederschlägt.
    Der Igel huscht davon. Und Caleb klettert den Zaun hinauf. Von dort kann er über den Seitenstreifen des Nachbargartens hinweg zur Straße sehen. Das Haus des Richters befindet sich leicht versetzt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nicht schlecht geschätzt. Er bleibt auf dem Zaun sitzen und wartet. Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Temperaturen sind gesunken. Während er das Gleichgewicht hält, reibt er sich die Hände. Zwei Minuten später hält vor dem Haus ein Auto. Caleb hört auf, sich die Hände zu reiben, und als die Innenbeleuchtung angeht, richtet er sein Augenmerk auf den Fahrer. Er schaut irgendwas nach, wahrscheinlich die Adresse, dann steigt er mit den Pizzas in den Händen aus.
Aber er schafft es nur halb bis zur Tür, dann stürzen aus einem Wagen in der Nähe zwei Personen hervor, und gleichzeitig kommt jemand aus der Haustür gerannt. Sie umringen den Pizzaboten, worauf dieser die Schachteln fallen lässt.
    Caleb sieht sich das nicht länger an. Der Richter ist nicht da, und selbst wenn er es wäre, gäbe es keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Bei Whitbys Mutter wird es dasselbe sein.
    Kopfschüttelnd geht er zum Wagen zurück. Er schaltet das Radio ein, und während er fährt, hört er die Nachrichten. Die Polizei ist mittlerweile im Schlachthof gewesen. Sie haben Melanie Stanton lebend und gesund aufgefunden.
    Er schlägt aufs Lenkrad. Und Octavia wird wach. Er kann hören, wie sie durch das Klebeband weint. Caleb hat keine Ahnung, wo er als Nächstes hinfahren soll.

Kapitel 34
    Meine Kopfschmerzen sind

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