Haus des Todes
und dass er am Nachmittag überstürzt zurückkehrte und es sich anders überlegt hatte.«
»Als wir den Wagen gefunden haben, war dort alles voller Reporter«, sage ich. »Wahrscheinlich haben die Nachrichten die Neuigkeit schon gebracht. Vielleicht ist das der Grund für seinen Stimmungswandel.«
»Wahrscheinlich ist er völlig abhängig von der Berichterstattung in den Medien«, sagt Barlow. »Er wird versuchen, alles in Erfahrung zu bringen, was er kann, um der Polizei weiter einen Schritt voraus zu sein. Ihm muss klar sein, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man ihn schnappt.«
»Wenn er ständig Nachrichten hört, können wir uns das irgendwie zunutze machen?«, frage ich. »Können wir irgendwelche Informationen durchsickern lassen, echte oder falsche, die ihn dazu bringen, einen Fehler zu begehen oder sich zu erkennen zu geben?«
»Ich weiß nicht«, sagt Barlow. »Vielleicht. Überlegen wir doch mal, wie.«
Detective Hutton kommt zu uns herüber und unterbricht uns. »Wir haben einen Zeugen, der Cole gesehen haben will«, sagt er und wirft einen Blick auf seinen Notizblock. »Ein Typ namens Derek Templeton. Er war vor Jahren Caleb Coles Nachbar. Er sagt, er habe ihn vor ein paar Minuten vor seinem früheren Haus gesehen. Er meint,
Cole habe mit jemandem im Kofferraum seines Wagens gesprochen, bevor er weggefahren sei. Er sehe inzwischen zwar anders aus, aber der Mann ist sicher, dass er es war.«
»Schick einen Streifenwagen rüber, die Beamten sollen sich da mal umschauen und dann vor dem Haus Posten beziehen«, sagt Schroder.
»Außerdem haben sich mehrere Hellseher bei uns gemeldet, seit wir Coles Foto mit den Informationen an die Medien rausgegeben haben.«
»Jones?«
»Unter anderem. Sie sagen alle das Gleiche – sie hätten Informationen.«
»Sagen Sie auch, was für Informationen?«
»Nein. Aber sie wollten alle mit jemandem weiter oben in der Nahrungskette sprechen, und sie würden sich wünschen, dass man ihnen etwas Anerkennung für ihe Bemühungen entgegenbringt. Einige meinten, du würdest es nicht bereuen, wenn du zurückrufst. Und, tust du’s?«
»Was glaubst du wohl?«
Hutton nickt und zieht ab, während er seine Taschen durchsucht, wahrscheinlich nach etwas Essbarem.
»Ist es sein ehemaliges Haus?«, fragt Barlow. »Ich nehme an, es gehört ihm jetzt nicht mehr?«
»Es wurde verkauft, als er in den Bau gewandert ist«, sagt Schroder.
»Ich glaube kaum, dass die jetzigen Bewohner in Gefahr waren«, sagt Barlow, »aber sein Auftauchen dort ist interessant. Da seine Pläne sich geändert haben, ist es gut möglich, dass er nun nicht weiß, wo er hinsoll. Er kann
keinen seiner früheren Aufenthaltsorte aufsuchen, die uns bekannt sind. Und er will sich weiter Zugang zu den Leuten verschaffen, die noch auf seiner Liste stehen.«
»Wo sollen wir also suchen?«, fragt Schroder.
»An Orten aus seiner Vergangenheit, aus dem Leben seiner Tochter. Die Tatorte aus dem Whitby-Fall. Vielleicht stehen die Antworten in Ihren Akten. War er früher nicht mal Lehrer? Dann versuchen Sie es an seiner Schule. Und auf dem Friedhof, wo seine Familie liegt. Im Haus seiner Kindheit. In der Schule, die er besucht hat. Hat er früher Sport gemacht? Dann klappern Sie die Sportanlangen und Vereinsheime ab. Jessica wurde im Schlachthof ermordet, aber wo wurde sie entführt? Versuchen Sie es dort. Und natürlich bei James Whitbys Mutter.«
Barlow schaut uns beide ernst an, so ernst, wie das einem Mann mit einer überkämmten Halbglatze eben möglich ist, dann fährt er fort. »Alles hängt davon ab, wie wichtig es Cole ist, diese Leute büßen zu lassen«, sagt er und hält inne. »Und ab wann er bereit ist, sich seine Niederlage einzugestehen und die Sache mit Dr. Stanton zu beenden. Müsste ich einen Tipp abgeben, würde ich sagen, er ist erst zufrieden, wenn er die Mutter hat. Denn hinter jedem Serienmörder steckt letztlich eine dominante Mutter oder Mutterfigur, und das trifft in jedem Fall auch auf James Whitby zu. Wenn Sie bedenken, was diese Frau ihrem Sohn angetan und was sie aus ihm gemacht hat. Diese Frau – diese Frau«, sagt er und weiß offensichtlich nicht, wie er den Satz beenden soll.
»Und was ist mit Ariel Chancellor?«, frage ich.
»Vermutlich will er Kontakt zu ihr aufnehmen. Wenn Sie sie finden, finden Sie vielleicht auch ihn.«
»Bisher war die Suche nach ihr erfolglos. In den letzten drei Stunden haben Streifenwagen nach ihr Ausschau gehalten«, sagt
Weitere Kostenlose Bücher