Haus des Todes
Schroder.
»Haben Sie schon ihre Eltern aufgesucht?«, fragt Barlow.
Schroder sieht mich an, und ich zucke die Achseln. »Einen Versuch ist’s wert«, sage ich.
»Mehr als das«, erwidert Barlow. »Wenn Ariel und Jessica beste Freundinnen waren, dann kannten sich ihre Eltern. Vielleicht ergibt sich da was. Vielleicht kennen sie einen möglichen Aufenthaltsort.«
»Gehen wir noch mal ein paar Schritte zurück«, sagt Schroder. »Das ergibt alles keinen Sinn. Wenn Cole so tut, als würde er die beiden anderen Mädchen töten, ist das was anderes als das, was ihm selbst angetan wurde, denn Stanton wird herausfinden, dass man ihn getäuscht hat. Es ist nicht dasselbe.«
»Er wird es nicht erfahren«, sagt Barlow, »denn wenn Cole mit den Mädchen fertig ist, da bin ich mir sicher, wird Nicholas Stanton sterben. Und ich bin mir sogar sicher, dass Nicholas um seinen Tod flehen wird, nach dem, was er glaubt gesehen zu haben. Ich meine, wer würde das nicht?«
»Aber warum ist das nicht schon längst passiert? Wenn Cole weiß, dass wir sämtliche Personen bewachen, die an dem Fall vor fünfzehn Jahren beteiligt waren, warum bringt er es dann nicht jetzt zu Ende?«, frage ich.
Barlow zuckt die Achseln. »Wer sagt, dass er es nicht bereits getan hat?«
Das ist ein entsetzlicher Gedanke.
»Aber falls er es noch nicht getan hat, kann das nur heißen, dass er etwas anderes vorhat«, sage ich. Barlow nickt. »Und Caleb ist der Einzige, der weiß, was das ist.«
Kapitel 38
Caleb parkt in einer ruhigen Straße hinter einem Wagen, der bis hin zur Farbe genauso aussieht wie der, den er gerade fährt, und steigt aus. Er hüllt sich dichter in seine Jacke und haucht in seine Hände. Mit der Safttüte in der Hand starrt Octavia ihn durch das Fenster an. Katy beobachtet ihn ebenfalls. Über ihm, unter den Glühbirnen der Straßenlaternen, hängen vereinzelt ein paar Nebelschwaden. Nach einer Minute hat er mit Hilfe des Taschenmessers, das er im Handschuhfach gefunden hat, die beiden Nummernschilder abgeschraubt. Seines befestigt er am anderen Fahrzeug, in der Hoffnung, dass der Besitzer es nicht sofort bemerkt. Aus seinem früheren Leben weiß er noch, dass es bei Montagearbeiten immer eine Schraube gab, die viel zu festgezogen war und beim Versuch, sie zu lösen, abbrach, sodass sie nicht mehr zu gebrauchen war. Jede handwerkliche Tätigkeit, die normalerweise in zwei Minuten erledigt war, wurde für ihn zu einer halbstündigen Tortur.
Diesmal nicht. Selbst die zwei rostigen von insgesamt acht Schrauben lassen sich leicht herausdrehen. Er betrachtet
das als positives Zeichen. Warum auch nicht? Er hat einige davon gut. Der Arzt im Kofferraum bleibt still.
Caleb steigt wieder in den Wagen. Eigentlich sollte das hier alles inzwischen vorbei sein. Letzte Nacht hat er es vermasselt. Er hätte sich seine Kräfte besser einteilen sollen, statt sich um das Arschloch aus der Stadt zu kümmern, das Ariel bezahlt hat. Er hätte einfach in seinen Wagen steigen und wie ein Vertreter von Tür zu Tür marschieren sollen, um den Leuten, die für all das hier verantwortlich sind, den lange überfälligen Tod anzudrehen.
Er wollte die Sache eigentlich im Schlachthof zu Ende bringen, aber wenn es sein muss, kann er es auch am Straßenrand tun.
Richter Latham – wenn er auf einen der beiden verzichten müsste, dann auf ihn. Der Richter hat seine Entscheidung aufgrund der Fakten getroffen, die man ihm vorgelegt hat. Allerdings hat er dem Verteidiger und dem Arzt geglaubt – darum hat er eine Strafe verdient, vielleicht bekommt er sie in einem anderen Leben.
Die Mutter – bei ihr bleibt ihm keine Wahl. Er muss sie sich vornehmen. Aber wenn er den Arzt und seine zwei Töchter mit seinem Wagen herumkutschiert, fordert er das Schicksal heraus. Der Arzt wird nur noch für eine gewisse Zeit stillhalten.
Er braucht Hilfe. Er kann nicht zum Haus von Whitbys Mutter fahren und noch mal den Trick mit der Pizza abziehen. Und wahrscheinlich hat sein ehemaliger Nachbar inzwischen die Bullen gerufen. Er hat niemanden, an den er sich wenden kann.
Auf dem Sitz hinter ihm richtet Katy sich auf. Sie sagt immer noch nichts. Sie presst die Lippen aufeinander, um zu demonstrieren, dass sie den Mund hält.
»Schnall dich an«, fordert er sie auf.
Er rechnet damit, dass sie fragt, warum. Doch sie tut, was er von ihr verlangt.
»Ist dir kalt?«
Sie nickt. Er schaltet die Heizung an und richtet die Lüftungsschlitze auf die Rückbank. Vielleicht
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