Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
Vom Netzwerk:
stimmt es nicht, dass ihm niemand helfen wird. Es gibt da eine Frau. Er wollte sie eigentlich mal besuchen. Um zu sehen, ob es ihr gut geht, aber er hat es nie getan. Er hatte das Gefühl, dass sein Besuch nur im Schorf ihres Lebens herumstochern und alte Wunden aufreißen würde.
    Sie ist seine einzige Chance.
    In seinem Handy ruft er ihre Adresse auf.

Kapitel 39
    Vor der Wache wartet die versammelte Medienmeute, und ich muss mitten durch sie hindurch, um zu Ariel Chancellors Eltern zu gelangen. Ich nehme meinen eigenen Wagen, denn die anderen sind alle unterwegs. Ich fahre durch die Tore und durch das Sperrfeuer aus Fragen und grellen Scheinwerfern, während ich gegen die Versuchung ankämpfe, die Reporter auf ihre Eignung als Bremsschwellen hin zu testen. Es ist inzwischen nach zehn, die Stadt ist von den Lichtern der Straßenlaternen und Nachtclubs
erleuchtet, und der Alkohol fließt jetzt in Strömen. Im Laufe der nächsten Stunden werden immer mehr Autofreaks die Straßen bevölkern, Jugendliche, die keine bessere Bleibe oder nichts Besseres zu tun haben, allesamt Sklaven des aktuellen Trends, in kürzester Zeit möglichst viel in sich hineinzuschütten. Einige werfen bereits Flaschen aus ihren Autos; sie landen im hohen Bogen vor den Füßen vorbeilaufender Passanten oder vor entgegenkommenden Fahrzeugen. Ich muss ein paarmal auf die Bremse steigen, um nicht in Gruppen Betrunkener zu rasen, die unvermittelt auf die Straße wanken.
    Ich fahre nach Hause und beseitige ein wenig die Spuren meines Zusammenstoßes mit dem Hund. Meine Hose knülle ich zusammen und werfe sie in den Müll. Dann ziehe ich eine frische an und ich will schon wieder zur Tür raus, als mein Handy klingelt. Es ist Dr. Forster.
    »Sie haben unseren Termin versäumt«, sagt er mit seiner sanften Stimme. Während er mit einem redet, gibt Forster einem das Gefühl, man wäre sein Freund. Wäre er Sänger, würden ihm beim Klang seiner Stimme wahrscheinlich possierliche Waldtierchen hinterherlaufen.
    »Ich weiß.«
    »Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen. Arbeiten Sie wieder?«
    »Ich versuch’s.«
    »Sie arbeiten an diesem Caleb-Cole-Fall, oder?«
    »Ja.«
    »Schreckliche Sache«, sagt er. »Wie kann ein Mensch nur so was tun?« Ich bin mir nicht sicher, ob er eine Antwort
erwartet, also sage ich nichts, und er fährt fort. »Ich war bei Ihrer Frau«, sagt er.
    »Und?«
    »Ich habe sie untersucht. Eine Stunde lang. Körperlich ist sie in bester Verfassung. Die Schwestern machen Übungen mit ihr, sie leisten wirklich ganze Arbeit. Sie kümmern sich gut um sie.«
    »Ich weiß«, sage ich. »Aber haben Sie irgendwas gefunden?«
    »Ich habe für sie einen Termin im Krankenhaus gemacht«, sagt er. »In drei Wochen kann ich sie dort untersuchen.«
    »Sie haben was gefunden, oder?«, sage ich und versuche, mich nicht von meiner Aufregung überwältigen zu lassen.
    »Sie reagiert auf blinkende Lichter«, sagt er. »Schwester Hamilton hat erzählt, sie habe letzte Nacht am Fenster gestanden und auf die Lichter der Polizeiwagen gestarrt. Im Laufe der Nacht haben die Schwestern sie immer wieder dort angetroffen, bis sie ihr schließlich ein Beruhigungsmittel gegeben haben.«
    Ich wusste nicht, dass sie immer wieder ans Fenster gegangen ist. Mein Herz fängt an zu rasen. »Und?«, frage ich, denn ich weiß, es gibt weitere Neuigkeiten. Zumindest hoffe ich es.
    »Und heute Morgen am Teich, ich halte es durchaus für möglich, dass sie in das Sonnenlicht gestarrt hat, das sich in der windgekräuselten Oberfläche spiegelte. Ebenfalls blinkende Lichter. Also habe ich eine Stablampe vor
ihren Augen hin und her wandern lassen. Sie hat keinerlei Reaktion gezeigt. Doch als ich ein paar Minuten später den Test wiederholt habe, sind ihre Augen dem Licht gefolgt.«
    »Das hat sie noch nie getan.«
    »Nein.«
    Ich setze mich. »Das ist gut, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt er. »Bei Verletzungen des Gehirns ist immer eine Menge in Bewegung. Oder eben nicht. Man kann einfach nicht hineinschauen. Manchmal bildet das Gehirn neue Vernetzungen, manchmal verkümmert es. In drei Wochen wissen wir hoffentlich mehr.«
    Das Wort hoffentlich ist so wenig verlockend wie die angekündigte Wartezeit. »Drei Wochen? Warum nicht morgen?«
    »Weil Bridget nicht meine einzige Patientin ist, Theodore. Sollte es bei ihr eine neue Entwicklung geben, wird mich Schwester Hamilton darüber informieren. Sie dürfen allerdings nicht mehr hineininterpretieren, als tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher