Haus des Todes
irgendeinem Lebenszeichen Ausschau. Er hat nichts zu befürchten.
Niemand hat die Polizei verständigt, als seine Tochter entführt wurde – warum sollten die Leute das dann tun, wenn sie einen Mann in einem Auto bemerken?
»Adam?«
»Warum?«
»Ich muss mich verstecken. Ich kann nicht ins Hotel. Ich brauche eine Unterkunft für eine Nacht, vielleicht auch für zwei. Ein leer stehendes Haus, das du mit deinen Möbeln eingerichtet hast, wäre perfekt.«
»Mensch, Caleb, ich weiß nicht.«
»Ich bin verzweifelt.«
»Ich weiß, ich weiß, aber du tust anderen Menschen weh. Das kann ich nicht unterstützen.«
»Ich tue nur den Menschen weh, die uns Jessica und Lara genommen haben.«
»Ich weiß. Ich weiß es, okay?«, sagt Adam jetzt in einem weinerlichen Tonfall. »Aber das ist nicht, was du wirklich tust.«
»Was?«
»Du hast Whitby getötet, hat das nicht gereicht?«
»Nein«, sagt Caleb, »nein, das hat es nicht.« Was zum Henker ist nur mit den Leuten los?
»Scheiße, als du vor fünfzehn Jahren diesen Drecksack umgebracht hast, fand ich das klasse. Jeder hätte das tun wollen. Aber nur du hattest den Mumm dazu. Darum … darum kann ich dir auch nicht die Schuld daran geben, dass Lara sich umgebracht hat. Denn ich hätte genauso gehandelt. Ich hasse dich dafür, aber ich gebe dir keine Schuld.«
»Dann hilf mir.«
»Was du da tust, ist falsch.«
»Hilf mir, und dem Mädchen wird nichts passieren. Ich werde sie laufen lassen, versprochen«, sagt er, und er merkt, dass Katy, obwohl sie immer noch die Katzen beobachtet, vor allem seinen Worten lauscht. Wenn er nicht aufpasst, haut sie noch ab. »Wenn die Polizei mich findet, wird es zum Kampf kommen. Und dabei könnte sie verletzt werden. Aber wenn ich eine Übernachtungsmöglichkeit an einem sicheren Ort habe, ist auch sie in Sicherheit.«
»Und du lässt wirklich noch ein Mädchen gehen?«
»Ja. Es geht ihr gut.«
»Warum lässt du nicht auch das andere frei?«
»Das werde ich – aber nicht sofort«, sagt er. Mein Gott, muss er mit jedem, den er um Hilfe bittet, alle Einzelheiten durchkauen?
»Und ihr Vater?«
»Den werde ich auch gehen lassen.«
»Du lügst.«
»Nein, Adam, das tu ich nicht. Ich habe nicht vor, ihm wehzutun.«
Katy dreht sich um und schaut ihn an.
»Das versteh ich nicht«, sagt Adam.
»Musst du auch nicht. Besorg mir einfach nur einen Unterschlupf, damit ich das letzte Mädchen in Sicherheit bringen kann. Außerdem musst du mir versprechen, dass du nicht die Polizei verständigst, denn sonst werden weitere Menschen unnötig leiden.«
Adam sagt nichts.
»Adam …«
»Okay, okay. Lass mich einen Moment überlegen.«
»Adam …«
»Einen Moment, Caleb, okay? Du musst mir schon Gelegenheit geben, darüber nachzudenken.«
Caleb betrachtet das Handy und fragt sich, ob man es orten kann und ob die Polizei in Adams Haus ist und ihr Gespräch mithört. Er hat einen Fehler gemacht. Er sollte auflegen, das Telefon aus dem Fenster werfen und wegfahren.
»Es gäbe da ein Haus«, sagt Adam. »Wir haben es gestern mit Möbeln eingerichtet. Der Makler ist unterwegs und kommt vor dem Wochenende nicht zurück. Du kannst also höchstens ein paar Tage dableiben. Sollten allerdings die Nachbarn misstrauisch werden und die Polizei verständigen, darfst du unter keinen Umständen meinen Namen nennen, kapiert?«
»Vielen Dank«, sagt Caleb, und er hat kein schlechtes Gewissen, dass ihn die Polizei, wie geplant, schon bald dort finden wird.
»Ein einfaches Dankeschön reicht da nicht, Caleb. Du musst es mir versprechen. Bei der Rezession zurzeit ist die Lage ziemlich angespannt, okay? Wenn ich meinen Job verliere, ist auch das Haus futsch. Du übernachtest da und verschwindest dann wieder, und wenn du was durcheinanderbringst, behaupten wir, es wäre ein Einbrecher gewesen. Okay? Und versprich mir, dass du niemandem wehtust.«
»Versprochen«, sagt er, aber das ist gelogen, allerdings zu einem höheren Wohl. Eines Tages wird Adam das verstehen. »Beides.«
»Ich möchte es später nicht bereuen«, sagt Adam, nennt ihm die Adresse und legt auf.
Caleb schaltet sein Handy aus. Dann lässt er den Wagen an, und die Katzen sprengen auseinander.
»Stimmt das?«, fragt Katy. »Lässt du meinen Vater wirklich laufen?«
»Ja«, sagt Caleb, während sie mit laufendem Motor am Straßenrand stehen. »Pass auf, ich möchte, dass du die hier nimmst.« Er greift in seine Tasche.
»Was ist das?«
»Schlaftabletten.«
»Ich will nicht
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