Haus des Todes
ich.
»Es ist dein Gehirn«, sagt er. »Tu damit, was du willst, und wenn du die Abteilung auf den neuesten Stand bringen möchtest, bevor du stirbst, ruf Detective Kent an«, sagt er und legt auf.
Ich rufe Kent an.
»Wie geht es Ihrer Frau?«, fragt sie.
»Es geht ihr gut«, sage ich. »Was ist mit Jones?«
Für ein paar Sekunden zögert sie. »Jones scheint tatsächlich ein echter Hellseher zu sein«, sagt sie, »denn obwohl er nicht telefonieren durfte, erwartete uns bereits sein Anwalt, als wir aufs Revier kamen. Ganz schön raffiniert. Aber vielleicht ist der ja auch Hellseher. Der Anwalt meint, Jones habe ein ums andere Mal bewiesen, dass er genau das ist, was er zu sein behauptet: ein echter Hellseher, dem es ausschließlich um das Allgemeinwohl geht. Und in dieser Funktion habe Jones versucht, mit Hilfe seiner wunderbaren Gabe das Leben eines Mädchens zu retten. Niemand dürfe für so eine Heldentat zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem habe Jones nicht ahnen können, dass er in einen Hinterhalt platzen würde.«
»Wow, wir müssen wohl froh sein, dass es jemanden wie Jonas Jones gibt«, sage ich.
Sie lacht, ein kurzes, leises Lachen, so wie früher meine Frau manchmal am Telefon gelacht hat. »Das sollten wir tatsächlich, zumindest wenn es nach Jones und seinem Anwalt geht. Wir haben ihn fünfzehn Minuten in die
Mangel genommen, ohne Ergebnis. Dann kam Stevens ins Zimmer und hat uns erwischt. Er hat Hutton und mich angewiesen, Jonas Jones, den Menschenfreund Schrägstrich Hellseher, freizulassen. Hutton gab zu bedenken, Jones habe uns daran gehindert, Cole zu schnappen. Doch Stevens meinte, wir könnten das nicht beweisen und hätten keine weitere Handhabe gegen ihn, auch wenn es unser gutes Recht sei, auf ihn sauer zu sein. Wir sollten uns lieber auf die Suche nach Cole konzentrieren, statt unsere Zeit mit einem Typen zu verschwenden, der mit den Toten redet.«
»Hören Sie, ich habe Ariel Chancellor gefunden«, sage ich.
»Was? Wo?«
»Hier«, sage ich. »Im Krankenhaus.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Nein. Das fällt jetzt eher in Jonas Jones’ Wirkungsbereich«, sage ich und berichte ihr von der Frau mit der Überdosis. Als ich meine Augen schließe, sehe ich den Schlauch aus ihrem Mund hängen und die Kotze an ihrem Hals, und dann sehe ich sie, wie sie mir heute Morgen in ihrer Wohnung aus ihrem Leben erzählt. Sie wird auf der Straße sterben , hat ihr Vater zu mir gesagt – vielleicht hat sie genau in dem Moment, als er das ausgesprochen hat, ihr Leben ausgehaucht. Allerdings hat ihr Sterben schon an dem Tag begonnen, als James Whitby zwei unschuldige Mädchen durch einen Park gejagt hat.
»Ich schicke jemanden vorbei, der weitere Informationen sammelt«, sagt sie. »Steht das irgendwie im Zusammenhang
mit Cole?« Obwohl sie mich nicht sehen kann, schüttle ich den Kopf. »Glauben Sie, sie hat es absichtlich getan?«
Ich lasse die Augen geschlossen und kneife mir mit meinen Fingern in den Nasenrücken. Ich sehe immer noch Ariel in ihrer Wohnung, wie sie sich einen Drink genehmigt, während sie mir erzählt, sie lebe in einem Traum. »Wer weiß«, sage ich. »Und was ist jetzt euer nächster Schritt?«
»Wir machen Schluss für heute«, sagt sie. »Wir können nichts weiter tun, als möglichst viele Streifenwagen loszuschicken. Was sollten wir auch sonst tun? An jedem Haus in der Stadt klingeln?«
»Vielleicht solltet ihr ein paar der Hellseher zurückrufen, die sich bei Schroder gemeldet haben.«
»Meinen Sie, es gibt einen speziellen Ausdruck für eine Gruppe von Hellsehern?«, fragt sie. »Also, so was wie ›eine Herde Kühe‹ oder ›ein Schwarm Krähen‹?«
»Bestimmt«, sage ich und suche nach einem witzigen Spruch, nach einer geistreichen Bemerkung, doch mein Gehirn ist zu sehr damit beschäftigt, die Kopfschmerzen in Schach zu halten.
Für ein paar Sekunden sagt sie keinen Ton, und mich beschleicht das Gefühl, dass sie noch irgendwas sagen will.
»Gibt es ein Problem?«
»Die Hellseher«, sagt sie. »Also, wir haben angefangen, sie zurückzurufen, weil wir ja irgendwas unternehmen müssen, nicht wahr?«
»Richtig …«
»Na ja, sie haben uns nicht angerufen, weil sie Visionen hatten oder mit den Toten gesprochen haben. Sondern als Zeugen. Caleb Cole hat sie einen nach dem anderen aufgesucht. Er wollte mit seiner Frau und seiner Tochter Kontakt aufnehmen.«
»Mein Gott«, sage ich und zucke bei dieser Information zusammen.
»Wenn wir sie früher
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