Haus des Todes
wird, Theo, und selbst wenn Sie hier gewesen wären, wäre alles genau so …«
»Das Einzige, was ich getan habe, ist, den Krankenwagen aufzuhalten.«
»Theo, Sie konnten doch nicht wissen …«
Seine Worte werden leiser, während ich zurück zu meinem Wagen renne, und jeder meiner wuchtigen Schritte hallt in meinem Schädel wider. Ich habe das Gefühl, als müsste ich mich erneut übergeben.
Ich rase ins Krankenhaus, fahre so schnell, wie ich noch nie gefahren bin. Passanten springen zur Seite. Die Kopfschmerzen kommen und gehen, wie Wellen, die gegen einen Felsen branden, die nächste ein wenig schwächer als die vorangehende, aber immer noch verdammt heftig.
Beim Krankenhaus angekommen, parke ich vor dem Haupteingang und renne in die Notaufnahme. Im Empfang drängle ich mich an zwei Leuten vorbei, die mich daraufhin beschimpfen, und zeige der Schwester hinterm Tresen meine Marke. Ich fordere sie auf, mir die Sicherheitstür zwischen Wartezimmer und OPs zu öffnen, und sie tut es. Dahinter kommt ein Arzt auf mich zu und sagt mir, ich solle mich beruhigen, dann fragt er, was ich möchte. Ich erkläre es ihm. Er fordert mich auf, ihm zu folgen, und führt mich in das Wartezimmer, in dem Schroder und ich gestern mit Mrs. Hayward gesprochen haben. Diesmal bin ich der Einzige hier. Ich gehe im Zimmer auf und ab, setze mich für eine halbe Minute hin und gehe dann erneut auf und ab. Im Lauf der Jahre haben Menschen hier die erfreulichsten oder niederschmetterndsten Nachrichten erhalten. Nachrichten, die ihr Leben verändert haben. Nach fünf Minuten betrete ich den Flur. Hier gehe ich ebenfalls auf und ab und betrachte andere
Menschen in unterschiedlichen Stadien des Schmerzes. Ich starre eine Frau auf einer Trage an, deren ausdruckslose Augen weit aufgerissen sind; seitlich an ihrem Gesicht und an ihrem Hals klebt Kotze, und aus ihrem Mund hängt ein abgetrennter Schlauch. Eine Schwester zieht ihr ein Laken übers Gesicht.
»Was war mit ihr?«, frage ich.
Als sich die Schwester zu mir umdreht, zeige ich ihr meine Marke.
»Eine Überdosis«, sagt sie. »Wir konnten nichts mehr für sie tun. Es ist wirklich traurig«, sagt sie, »es ist immer traurig.«
Erneut gehe ich im Flur auf und ab, bin aber noch nicht weit gekommen, als Dr. Forster zu mir tritt. Er hat Schnitt- und Schürfwunden an den Ballen seiner Hände, mit denen er unseren Sturz abgefangen hat.
»Theo«, sagt er und schnauft leicht, als wäre er auf der Suche nach mir gelaufen. »Ich habe mit den Ärzten gesprochen«, sagt er. »Bridgets Blutdruck ist gefallen, und ihr Herz schlägt unregelmäßig, aber sie sind dabei, die Vitalfunktionen zu stabilisieren.«
»Was zum Henker soll das heißen?«, frage ich.
»Das heißt, ihr Körper ist kollabiert, und die Ärzte versuchen gerade, sie zu retten.«
»Warum? Ich kapier’s nicht – sie war doch bei Bewusstsein, oder?«
Er schüttelt den Kopf. »Schon, aber jetzt nicht mehr. Ich habe keine Erklärung dafür. Sobald wir sie stabilisiert haben und sie untersuchen können, wissen wir mehr.«
»Aber sie wird doch wieder, oder? Wenn das hier vorbei ist, wird sie doch wieder gesund werden? Wieder ganz die Alte sein?«
»Ich – ich weiß es nicht.«
»Ich möchte sie sehen.«
»Das geht nicht. Sie ist gerade im OP. Sie können jetzt nichts tun«, sagt er.
»Ich werde hier nicht weggehen.«
»Ich weiß«, sagt er. »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Und dann lässt er mich allein. Ich greife nach meinem Handy und stelle fest, dass ich zwei Anrufe von Schroder verpasst habe. Ich habe es nicht mal klingeln gehört. Ich rufe ihn zurück.
»Wie geht es ihr?«, fragt Schroder.
Ich fange an, ihm von Bridget zu erzählen, muss mich aber setzen, denn meine Beine sind kurz davor, unter mir wegzusacken. Er hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen, und als ich fertig bin, sagte er, es tue ihm leid.
»Was passiert mit Jones?«, frage ich.
»Kommst du wieder auf die Beine?«, fragt er.
Es ist eine dumme Frage, aber er muss sie stellen, und ich gebe ihm die Antwort, die er braucht. »Ich werd schon wieder. Was ist jetzt mit Jones?«
»Keine Ahnung. Man hat mich nach Hause gefahren. Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden«, sagt er. »Offensichtlich hast du eine Kopfverletzung, von der du nichts erzählt hast. Man will dir deinen Job zurückgeben, und du machst dich aus dem Staub. Sie wollen, dass du zurückkommst.«
»Sobald das hier vorbei ist«, sage ich.
»Theo …«
»Versprochen«, sage
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