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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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angerufen hätten …«, sagt sie und lässt den Rest unausgesprochen.
    Es war Schroders Aufgabe, sie anzurufen oder jemanden damit zu beauftragen. Doch sobald sich ein Wahrsager meldet, schaltet der Beamte am Telefon auf Durchzug und macht sich kaum noch die Mühe, Namen und Nummer zu notieren. Wahrscheinlich haben die Hellseher erzählt, sie hätten Caleb Cole gesehen, und der Beamte am anderen Ende dachte, sie meinten ›Visionen‹ von Caleb Cole. Aber darum ging es ihnen gar nicht  – sie wollen, dass man ihnen Gehör schenkt , hat Schroder gesagt.
    »Bringt uns das irgendwie weiter?«, frage ich.
    »Wir nehmen Verbindung mit anderen Hellsehern auf. Jetzt, in diesem Moment. Und wir behalten Jones im Auge, falls Cole es auf ihn abgesehen hat. Was glauben Sie, was jetzt mit Schroder passiert?«, fragt sie.
    »Keine Ahnung«, sage ich, und momentan bin ich viel zu müde, um so weit in die Zukunft zu schauen. Vielleicht sollte sie Jonas Jones fragen.
    »Glauben Sie, dass er seinen Job los ist?«, fragt sie.
    »Keine Ahnung.«

    »Ich hoffe nicht«, sagt sie.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, erwidere ich.
    »Hören Sie«, sagt sie, und in diesem Moment klingt sie wie Schroder, wie der gute, alte Schroder, der die Hälfte seiner Sätze entweder mit Pass auf oder Hör zu beginnt. »Ich soll Ihnen von ihm was ausrichten. Er meinte, keiner könne es Ihnen verdenken, wenn Sie sich hier für ein paar Tage nicht blicken ließen. Und dass Stevens sehr angetan sei von dem, was Sie geleistet haben. Er wird sein Versprechen, Sie wieder einzustellen, bestimmt nicht brechen, auch wenn Sie jetzt bei Ihrer Frau bleiben würden. Und Schroder glaubt auch nicht, dass Stevens auf Sie sauer ist, weil Sie ihn angelogen haben, um ihn zu schützen.«
    »Okay. Danke, Detective.«
    »Rebecca«, sagt sie. »Ich bin froh, dass es Ihrer Frau gut geht. Wir sprechen uns morgen.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, gehe ich erneut im Zimmer auf und ab, bis mir mein schmerzendes Bein zu verstehen gibt, dass ich mich besser setzen sollte. Ich stütze meinen Kopf in die Hände und starre auf den Boden, bis mir ebendieser Kopf signalisiert, dass die neue Haltung nicht gerade ideal ist, denn ich habe das Gefühl, als würde mein Gehirn gegen die Rückseite meiner Augen drücken. Hinter der Tür ringt Bridget mit dem Tod. Oder die Ärzte ringen mit ihm. Eine Schwester kommt ins Zimmer und bietet mir einen Kaffee an. Das wäre klasse, sage ich. Aber dann bringt sie mir doch keinen. Eine Stunde später tritt ein Arzt aus dem OP. Er geht auf mich zu, und
ich stehe auf und schwanke ein paar Sekunden vor ihm hin und her, und in diesen Sekunden ist alles möglich. In diesem Moment verändert sich mein Leben, so wie es bei all jenen war, die vor mir hier gestanden haben.
    »Ihrer Frau geht es gut«, sagt der Arzt zu mir, und die Welt ist wieder in Ordnung. Beinahe hätte ich ihn umarmt. Mir kommen die Tränen. Und dann umarme ich ihn tatsächlich. Er klopft mir auf die Schulter, und nach ein paar Sekunden drückt er mich fort.
    »Wir haben sie stabilisiert«, sagt er. »Wir werden sie einige Tage hierbehalten müssen, außerdem möchte Dr. Forster ein paar Tests mit ihr machen, um herauszufinden, was passiert ist.«
    »Was ist denn passiert?«, frage ich.
    Er schüttelt kurz den Kopf. »Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass ihre lebenswichtigen Organe ausgefallen sind und es für eine Weile auf des Messers Schneide stand.«
    »Und was ist mit dem Koma?«
    Er sieht mir fest in die Augen. »Sie ist bewusstlos«, sagt er, »und als sie noch wach war, hat sie keinerlei Reaktionen gezeigt. Tut mir leid, aber mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    »Aber es ist doch gut, dass sie aufgewacht ist, oder?«
    »Hirnverletzungen sind eine komplizierte Sache«, sagt er. »Ich habe im Lauf der Jahre viele Fälle gesehen, und in gewisser Weise sind sie wie Fingerabdrücke  – jeder ist anders.«
    »Kann ich zu ihr?«

    »Wir werden sie bald in ein Krankenzimmer verlegen, dann können Sie für ein paar Minuten zu ihr«, sagt er. »Morgen wissen wir bestimmt mehr.«
    Er dreht sich um und geht zurück in den OP, und ich lasse mich auf den Stuhl fallen. Bridget geht es gut. Nach allem, was passiert ist  – sie wird wieder gesund. Ich lehne mich zurück, und als ich mit dem Hinterkopf die Wand berühre, fängt der Raum an, sich um mich herum zu drehen. Ich werde von einem Gefühl tiefer Erschöpfung überwältigt. Die Decke über mir verschwimmt, wird

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