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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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glauben, was bleibt mir da noch?«, fragt er mit hoher Stimme. »Hä? Was?« Bevor ich etwas erwidern kann, gibt er sich selbst die Antwort, die er hören möchte. »Nichts. Es gibt sonst nichts. Das hier ist also deine Schuld!«
    Er drückt das Messer fest nach unten.
    »Caleb, Sie müssen das …«
    Das Messer stößt auf Widerstand.
    »… nicht tun.«
    Mit einem dumpfen Geräusch durchtrennt die Klinge den kleinen Finger.
    »Mein Gott, Caleb!«, brülle ich und stoße mit der Hüfte gegen den Tisch, als ich auf ihn zustürze. Aus Katys Hand spritzt Blut. Doch sie wacht nicht auf, zuckt nicht einmal zusammen. Sie schläft nicht bloß  – sie ist betäubt, wie Melanie es heute Nachmittag war.
    Er hält ihr das Messer an die Kehle, und während er sich bewegt, bewegt sich Katy mit ihm und ihr Finger mit ihr. Er hängt an der Unterseite an ein paar Hautfäden, die nicht durchtrennt wurden.

    »Scheiße, keine Bewegung«, zischt er, und ich bleibe mit schmerzender Hüfte ein paar Schritte vor ihm stehen. Ich koche vor Wut.
    »Sie …«, sage ich und weiß nicht weiter. Kein Schimpfwort würde für ihn ausreichen.
    »Setz dich wieder hin, los, oder du erlebst, wozu ich sonst noch fähig bin.«
    Ich trete zurück zum Stuhl, den Blick auf Caleb gerichtet. Als ich mit den Beinen den Stuhl berühre, falle ich mehr auf die Sitzfläche, als dass ich mich setzen würde; die Erschütterung lässt meinen Kopf vibrieren und hätte beinahe die Bestie geweckt, die ihre Hand auf dem Kopfschmerzknopf hat. Ich lege meine Arme vor mich auf den Tisch.
    »Caleb …«
    Er bemerkt ihren herabbaumelnden Finger, legt ihre Hand wieder auf den Tisch und lässt das Messer über die Hautfetzen gleiten. Ich kann nicht hinschauen und starre auf meine eigenen Hände mit ihren unverletzten Fingern. Würde ich damit jetzt eine Pistole umklammert halten, wäre die Sache hier erledigt. Ich habe Mühe stillzuhalten. Nichts zu tun, während ich dabei zuhöre, wie die Messerklinge über den Tisch gezogen wird. Aber was bleibt mir anderes übrig? Dazwischengehen? Nein. Ein Mann, der bereit ist, einem kleinen Mädchen einen Finger abzuschneiden, ist zu allem fähig. Das will er mir damit demonstrieren.
    »Fertig«, sagt er, und der Finger ist ab.
    Ich habe nicht die Kraft, irgendetwas zu sagen. Ich
starre ihn bloß an. Meine ganze Zuversicht ist verschwunden. Vorhin dachte ich noch, wir würden die Mädchen alle wohlbehalten zurückbekommen. Aber jetzt … jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll.
    Er steht auf und richtet das Messer auf mich. Von Katys Hand tropft Blut auf die Vorderseite seines Hemdes. In der Tischplatte ist eine Furche, und sie ist voller Blut.
    »Dreißig Minuten«, sagt er. »Und sollte Mrs. Whitby noch leben, wenn ich dich dann anrufe, ich schwör’s dir, dann gehen der Kleinen hier die Finger aus, und das ist erst der Anfang.«

Kapitel 52
    Caleb legt das Mädchen auf den Beifahrersitz des Wagens und hockt sich hinters Steuer. Er hat das Gefühl, als wäre seinem Magen ein Finger gewachsen, der ihn hinten an der Kehle kitzelt. Sein Hemd ist voller Blut, ebenso sein Gesicht, und die Vorderseite von Katys Kleid ist ganz und gar davon durchtränkt. Seine Hände zittern so heftig, dass er beim Versuch, den Wagen anzulassen, den Schlüssel nicht ins Zündschloss kriegt. Er schaut zu dem Mädchen hinüber, auf ihre Hände und den Fingerstumpf. In der Haustür steht Tate. Caleb ist kurz davor, sich zu übergeben.
    »Nicht«, ermahnt er sich, dann startet er den Wagen. Er lässt den Motor aufheulen und wendet. Bevor er das Ende der Straße erreicht hat, steigt aus seinem Magen
Gallenflüssigkeit auf. Ihm bleibt keine Zeit, rechts ranzufahren, und er öffnet die Tür  – die Kotze sprudelt aus seinem Mund, vorbei an der Hand, die er hochgenommen hat, um den Schwall zurückzuhalten, spritzt seitlich heraus, zwischen seinen Fingern hindurch, verteilt sich über seinen Schoß und das Lenkrad, über die Tür und das Mädchen, und kleine Brocken klatschen gegen die Windschutzscheibe. Sein Mund und sein Rachen brennen, und für einen Moment kriegt er keine Luft mehr. Trotzdem fährt er weiter und zwingt sich, um die Ecke zu biegen, bevor er am Straßenrand hält, denn er will vor Tate keine Schwäche zeigen.
    »Mein Gott«, sagt er, und all die Menschlichkeit, die ihm im Lauf der Jahre abhandengekommen ist, kehrt jetzt wieder zurück. Die anderen hatten recht  – er tut diesen Kindern weh. Im Innern des Wagens stinkt es, und

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