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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Allerdings auf andere Weise. Es wäre niemand sonst in Mitleidenschaft gezogen worden. Und niemand hätte je davon erfahren.
    »Es war nicht nur James Whitby, der Jessica getötet hat«, sagt er. »Sie alle zusammen waren es.«
    »Und was wollen Sie von mir?«, frage ich, denn ich weiß, dass es keinen Zweck hat zu diskutieren.
    »Wissen Sie, was man James Whitby angetan hat, als er ein Kind war? Es steht alles im Gerichtsprotokoll des Tabitha-Jenkins-Prozesses.«
    »Ich weiß, dass seine Mutter ihn kaputt gemacht hat«, sage ich. »Und dass James Whitby ihretwegen nie eine Chance hatte. Ich weiß, dass sie eine Anwärterin auf den Titel ›schlimmste Mutter des Jahrhunderts‹ ist und dass Sie sie umbringen wollen.«
    »Nicht mehr.«
    Mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet. »Nein?«
    »Nein«, sagt er. »Ich will sie nicht töten. Ich will, dass Sie es für mich tun.«
    Bei dem Vorschlag muss ich fast lachen, doch er meint es ernst. »Kommen Sie, Caleb, in Ihren Akten steht nichts davon, dass Sie verrückt sind. Warum, glauben Sie, sollte ich das tun?«, frage ich und betrachte Katy und dann das
Messer, und ich kann mir schon vorstellen, was jetzt kommt, und das ist nicht schön.
    »Sie werden es tun, weil Mrs. Whitby für all das ebenso verantwortlich ist, wie die anderen auch«, sagt er. »Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass sie es, nach allem, was passiert ist, verdient hat, frei herumzulaufen? Dass sie eine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte ziehen darf? Das wäre nicht gerecht. Scheiße, das wäre nicht gerecht!«, sagt er und schlägt mit seiner flachen Hand auf den Tisch. Katy rührt sich nicht. »Ich hatte gehofft, Sie würden meine Sichtweise teilen. Ich hatte gehofft, es würde nicht dazu kommen«, sagt er und hält Katy erneut das Messer an die Kehle.
    »Caleb …«
    »Es ist schon erstaunlich, was es heutzutage für Telefone gibt«, sagt er, und sein Themenwechsel verwirrt mich. »Man kann so viel damit machen. Hier.« Er schiebt mir ein Handy über den Tisch zu. »Es gehört dem Arzt. Ich möchte, dass Sie es nehmen.«
    »Ich habe schon ein Telefon.«
    »So eins wie das hier?«, fragt Cole.
    Ich betrachte das Handy. Nein, meins ist völlig anders. »Mit meinem kann man telefonieren, viel mehr nicht.«
    »Kann man damit Videoanrufe machen?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Dann nehmen Sie’s«, sagt er. »Sie haben dreißig Minuten, um zu Mrs. Whitby zu fahren und sie zu töten, und ich«, sagt er, »möchte dabei zusehen, wie Sie’s tun. Ich werde Sie in dreißig Minuten anrufen, und dann zeigen
Sie mir mit dem Handy, was Sie getan haben. Und Sie sollten es auch tatsächlich tun, denn wenn ich das Gefühl habe, dass sie noch lebt, werde ich dieses kleine Mädchen hier töten.«
    »Nein, das werden Sie nicht«, sage ich. »Sie ist genau wie Ihre Tochter.«
    Er legt Katys Hand auf den Tisch und hält das Messer darüber, sodass die Klinge einen ihrer Finger berührt.
    »Nicht«, sage ich.
    »Sie glauben nicht, dass ich ihr was antue«, sagt er und runzelt die Stirn, während er den Kopf schüttelt. »Ich kann es Ihnen nicht verdenken, denn heute Morgen hätte ich genauso gedacht, doch jetzt sieht die Sache anders aus.« Er fängt an, das Messer herunterzudrücken.
    »Ich glaube Ihnen«, sage ich und stehe auf; meine Beine sind jetzt keineswegs mehr schwer und müde.
    Er richtet das Messer auf mich. »Keine Bewegung«, sagt er laut. »Scheiße, Mann, keine Bewegung. Setzen Sie sich wieder hin.«
    Ich tue, was er verlangt. Meine Beine sind gespannt, bereit zum Sprung, aber sie zittern auch. »Sie müssen nichts beweisen«, sage ich.
    »Sie irren sich. Ich bin ganz auf mich gestellt. Tabitha wollte mir nicht helfen, obwohl sie selbst Opfer war. Sie haben etwas Ähnliches durchgemacht, und Sie wollen mir auch nicht helfen.«
    Er drückt das Messer erneut gegen Katys Finger.
    »Halt, halt, verdammt noch mal. Sie verstehen das alles falsch«, sage ich. »Sie tun den falschen Leuten weh  – darum
will Ihnen keiner helfen, und wenn Sie ihr was antun, dann …« Caleb drückt das Messer fester nach unten. »Verdammt! Hören Sie zu! Tun Sie’s nicht«, sage ich und bewege mich erneut.
    Er schaut zu mir auf. »Scheiße, Mann, wenn Sie sich noch mal bewegen, ist sie tot.«
    Doch ich setze mich nicht wieder, sondern bleibe stehen, die Beine gegen den Stuhl gepresst. »Caleb …«
    »Ich mein’s ernst. Scheiße, was habt ihr alle nur? Man bittet euch auf Knien, und keiner will mir helfen, will mir

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